Für jeden ist etwas dabei – Ostern ist wie eine Wundertüte Foto: Fotolia

Was den Ostenhasen, Wickie und den Papst verbindet: Ostern hat jedem etwas zu sagen – gerade in Zeiten der Krise, findet unser Kommentator Markus Brauer

Stuttgart - Ostern ist wie eine Wundertüte: bunt, überraschend, herzergreifend. Für jeden ist etwas dabei. Das christliche Hochfest, an dem der Auferstehung Jesu Christi gedacht wird, ist ein Fest für alle Generationen. Ein Fest der Märchen, Mythen und Hoffnungen, das untrennbar mit dem Motiv des Osterhasen verbunden ist. Seine sprichwörtliche Fruchtbarkeit machte ihn zum Spezialisten fürs Eier-Verstecken. Georg Franck von Franckenau war der Erste, der 1682 in seiner Abhandlung „De Ovis Paschalibus“ (Von Oster-Eyern) von dem Brauch berichtete, gefärbte Eier im Gras und Gebüsch zu verstecken und es Meister Lampe in die Schuhe zu schieben. Der Heidelberger Medizinprofessor nannte dies eine „Fabel, die man Simpeln und Kindern aufbindet“. Noch weiter zurück geht die christliche Deutung des Hasen als Auferstehungssymbol, die auf den Kirchenvater und Mailänder Bischof Ambrosius (339 bis 397 n. Chr. ) zurückgeht. Für Kinder seien die Flunkergeschichten vom Osterhasen pädagogisch sinnvoll, meinen Psychologen, weil sie die kindliche Fantasie anregten und die geistige Entwicklung förderten.

Doch selbst ein so von Zuversicht und Lebensfreude erfülltes Fest wie Ostern ist nicht frei von Lasten. Dass wir in gefährlichen Zeiten leben, weiß man nicht erst seit Russlands Annexion der völkerrechtlich immer noch zur Ukraine gehörenden Krim. Viele fürchten sich vor einem neuen Kalten Krieg zwischen der Nato und den Erben des einstigen Sowjet-Imperiums. „Wo aber Gefahr ist, wächst Das Rettende auch“, heißt es in Friedrich Hölderlins Hymne „Patmos“. Ein trostreicher Vers. Damit das Rettende aber gedeihen kann, sind Geistesblitze gefragt – geniale Ideen, um die wachsende Gefahr geopolitischer Konflikte abzuwenden. Hier sind vor allem die Verantwortlichen in der internationalen Politik gefordert. Vielleicht sollten sie sich auf jenen kleinen Jungen besinnen, der wie der Osterhase zwar ein Fantasieprodukt ist, aber nichtsdestotrotz viel zu sagen hat. Die Rede ist von Wickie, dem rothaarigen Wikingerjungen, der körperlich schwächelt, dafür aber hochbegabt ist. Immer wenn er sich die Nase reibt, bis die Sterne fliegen, hat er eine geniale Idee. In diesem Jahr wird Wickie 40 Jahre alt. Und prompt zu Ostern kommen seine brandneuen Abenteuer in 3D-Optik ins Fernsehen.

Wegweiser und Mutmacher

So wie Kinder haben auch Erwachsene ihre Helden. In den Kinos feiern derzeit kühne Bibel- und Fantasy-Gestalten wie Noah und Captain America Triumphe. Der Mega-Erfolg dieser Blockbuster vor allem in den USA sagt viel über den Zustand der amerikanischen Gesellschaft aus. Die meisten US-Bürger sind bekennende Christen, die sich gerade in Krisenzeiten nach Helden sehnen. Präsident Barack Obama gilt vielen als Zauderer, der konfliktträchtige Entscheidungen scheut. Die US-Wirtschaft kriselt und der Status als Supermacht bröckelt. Nur gut, dass Hollywood Retter sendet, die zumindest für zwei, drei Stunden das Erlebnis von echtem Draufgängertum vermitteln.

Der Mensch braucht Legenden und (fiktive) Helden – und nicht zuletzt Heilige, an die er sich in der Not wenden kann. Am Wochenende nach Ostern wird Papst Franziskus in Rom einen Großen der Geschichte heiliggesprochen: Johannes Paul II.. Nicht nur in Polen sieht man darin ein Ereignis von historischem Rang. Auch für viele andere Katholiken und Andersgläubige ist Karol Wojtyla ein Vorbild an Glaubens- und Charakterstärke. Was dieser Papst tat, tat er aus Überzeugung und mit unerschütterlicher Zuversicht. Aus diesem Stoff sind wahre Helden gemacht, die nicht nur zu Ostern Wegweiser und Mutmacher sein können.

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