Der Fall des Bundeswehrsoldaten zeigt: Im deutschen Asylverfahren läuft etwas schief. Foto: dpa

Wenn ein des Arabischen nicht mächtiger Staatsdiener damit durchkommt, als angeblich asylsuchender Syrer Leistungen für Flüchtlinge zu erschwindeln, dann läuft im deutschen Asylverfahren etwas total schief, meint Kommentator Christoph Reisinger.

Frankfurt/Main - War da was? Es ist noch keine drei Wochen her, da hat der Anschlag auf die Fußballmannschaft von Borussia Dortmund gelehrt: Wer urteilt, ohne den ganzen Sachverhalt und die Motive dahinter zu kennen, steht mit seinen Deutungen und Verdammungen schnell als Depp da.

Das hält aber im Fall des deutschen Offiziers, der in Deutschland seit Ende 2015 ein Asylverfahren als angeblicher Syrer betreibt und auf dem Wiener Flughafen eine illegal beschaffte Waffe hinterlegt haben soll, manche Schreihälse nicht von verfrühten Schuldzuweisungen ab. Dass mindestens zwei Minister Fehlbesetzungen seien, dass die Bundeswehr in sich strenger nach Fremdenfeinden forschen müsse – noch lässt sich nichts davon seriös aus diesem Fall ableiten.

Solche Hysterie ließe sich als Wahlkampfgeklingel abtun, äußerten da nicht ausgerechnet Bundestagsabgeordnete so problematische Vorstellungen von einem Rechtsstaat. Dass die Bundeswehr, solange es keinen begründeten Verdacht gibt, nicht erschnüffelt, was ihre Angehörigen in der Freizeit machen, ist kein Fehler, vielmehr ein großer Fortschritt gegenüber DDR und Nazireich. Dass der Staat nicht alle Bediensteten darauf abklopft, ob sie im Inland einen Asylantrag gestellt haben, ist kein Versäumnis, sondern entspringt gesundem Menschenverstand.

Was sich einzig sagen lässt – und das ist schlimm genug: Wenn ein des Arabischen nicht mächtiger Staatsdiener damit durchkommt, als angeblich asylsuchender Syrer Leistungen für Flüchtlinge zu erschwindeln, dann läuft im deutschen Asylverfahren etwas total schief. Das zu untersuchen und konsequent zu ändern – darum muss es jetzt politisch gehen. Alles Weitere in diesem Fall bleibt zunächst beim Staatsanwalt richtig aufgehoben.

christoph.reisinger@stuttgarter-nachrichten.de