Windräder wie hier bei Lauterburg (Schwäbische Alb) sind in Baden-Württemberg noch die Ausnahme Foto: dpa

Erst neun Kraftwerke, dann 13, jetzt zwölf: Baden-Württemberg hinkt bei der Windkraft hinter den anderen Flächenländern her. Das ist gefährlich, meint Arnold Rieger. Wer A sagt wie Atomausstieg, müsse auch B sagen wie Bauen.

Stuttgart - Auch drei Jahre nach der grün-roten Regierungsübernahme herrscht am Windenergiehimmel Flaute. Erst neun Kraftwerke, dann 13, jetzt zwölf: Damit hinkt Baden-Württemberg weit hinter den anderen Flächenländern her. Selbst das CSU-regierte Bayern liegt mit 98 Neubauten im Mittelfeld. Zwar ist die Leistung der neuen Windräder zuletzt deutlich gewachsen, denn sie sind oft hundert Meter hoch und höher. Trotzdem bleibt das Ziel von tausend neuen Anlagen in weiter Ferne. Die Koalition hat die Backen eindeutig zu voll genommen.

Sie hat ein paar Dinge unterschätzt: Vielerorts nutzen Bürger jedes Schlupfloch im Naturschutzrecht, um Windräder zu verhindern. Die Prüfung aber, ob etwa der Rote Milan dem Rotor wirklich in die Quere kommt, ist aufwendig. Karten, die schnelle Entscheidungen zuließen, sind erst in Arbeit. Hinzu kommt, dass sich viele Kommunen erst auf Standorte einigen mussten. Im Schweinsgalopp lassen sich baurechtliche Verfahren nun mal nicht durchpeitschen. Vieles spricht allerdings dafür, dass es nun schneller geht, denn die Vorarbeiten sind erledigt.

Grund zur Häme gibt es ohnehin nicht. Denn der Zug der Energiewende hat ja „den Bahnhof längst verlassen“, wie es kürzlich EnBW-Chef Mastiaux ausdrückte: Jetzt zu bremsen wäre Unfug. Der heimische Industriestandort benötigt auch regional erzeugte Energie, zumal der Ausbau des Stromnetzes nur schleppend voran geht. Wer glaubt, Windenergie im Südwesten befriedige allein grüne Eitelkeit, unterschätzt deren energiewirtschaftliche Bedeutung. Das sollte auch der Bundeswirtschaftsminister wissen, der nur noch die rentabelsten Anlagen fördern will. Wer A sagt wie Atomausstieg, muss auch B sagen wie Bauen – auch in Baden-Württemberg.

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