Tsipras muss die Erfahrung machen, dass die Euro-Gruppe der EU kein loser Verein ist, meint unser Kommentar. Ohne eine Liste seiner Reformen werde das Land wohl keine neuen Gelder bewilligt bekommen. Foto: dpa

Alexis Tsipras soll die Verwaltung umbauen, den Staat fit machen, sagt unser Kommentator. Das sei nicht unsozial, sondern der einzige Weg, um seinem Land und den Menschen das zu geben, was sie so dringend brauchen.

Brüssel - Ein Teil des griechischen Problems ist das ausgesprochen seltsame Politikverständnis der neuen Führung sowie ihr Umgang mit Abmachungen, Verträgen und Vereinbarungen. Das zeigte sich nicht zuletzt bei den Hoffnungen, die mit dem Krisengespräch in Brüssel verbunden waren.

Als ob eine kleine Runde mit zwei Staats- und Regierungschefs sowie den Verantwortlichen mehrerer Institutionen geltende Verträge und Beschlüsse einfach aufheben oder umkehren könnte. Tsipras, der offenkundig erwartet hatte, mehr Geld mit nach Hause nehmen zu können, musste scheitern und erneut die Erfahrung machen, dass die Euro-Gruppe der EU eben kein loser Verein ist, in dem jeder machen kann, was er will.

Der Beschluss, dass Athen zunächst seine Reformen auflisten muss und erst dann frisches Geld bekommt, wenn diese Liste gebilligt wurde, ist nichts, was man einfach aushebeln oder übergehen darf. Niemand verlangt von Tsipras, die sozial Schwachen in seinem Land weiter ins Elend zu stoßen. Er soll die Verwaltung umbauen, den Staat fit machen. Das ist nicht unsozial, sondern der einzige Weg, um seinem Land und den Menschen das zu geben, was sie so dringend brauchen.