Das Studium macht technischen Ausbildungsgängen Konkurrenz Foto: dpa

Sicher hält nicht jeder Azubi, was eine Firma sich von ihm verspricht. Aber das ständige Jammern der Wirtschaft hilft nicht weiter. Unternehmer müssen ihrem Namen gerecht werden.

Stuttgart - Die Auszubildenden von heute sind die Fachkräfte von morgen – und der Engpass bei Azubis ist der Fachkräftemangel von morgen. Etliche Tausend Lehrstellen werden landesweit im jetzt beginnenden Ausbildungsjahr nicht besetzt werden können. Für Baden-Württemberg, das von seinen Fachkräften lebt, ist diese Entwicklung gefährlich. Doch die Klagen von Unternehmen über die mangelnde Ausbildungsreife helfen wenig. Am Ende wird ihr Erfolg nicht davon abhängen, ob sie die Probleme richtig beschrieben haben. Gefragt sind stattdessen Lösungen.

Die sinkende Zahl von Azubis rührt auch daher, dass vielen jungen Menschen ein Studium attraktiver erscheint als eine Lehre – obwohl sich dieser Weg erschreckend oft als Irrweg erweist. Gerade in naturwissenschaftlichen Fächern scheitert bis zur Hälfte der Studenten. Viele von ihnen wären in einer Lehre womöglich weit besser aufgehoben – aber dieser Gedanke scheint ihnen fernzuliegen. Dass viele Firmen inzwischen mit Auslandsaufenthalten um Auszubildende werben, ist ein gutes Zeichen. Sie überlassen junge Menschen, die sich einen weiten Horizont aneignen wollen, nicht länger kampflos den Universitäten.

Gewiss, es gibt viele Menschen, denen elementare Fähigkeiten in Mathe und Manieren fehlen; doch letztlich kann sich niemand, auch kein Unternehmer, die Gesellschaft aussuchen, in der er lebt. Dass Firmen bereit sind, auf junge Menschen mit schlechteren Noten zuzugehen, ist deshalb zu begrüßen. Auch die verstärkte Zuwanderung kann dazu beitragen, die Lücke zu verkleinern. Doch eigene Anstrengungen der Firmen, im Wettbewerb um junge Menschen zu bestehen, lassen sich dadurch nicht ersetzen.