Eine Runde Skat mit den Köpfen der Landtagswahl gefällig? Foto:  

Wann ist der Ober-Grüne ausgereizt? Sticht Pik-Wolf etwa Kreuz-Kretsch­mann? Kann Herz-Schmid Kontra geben? Und was richten die Luschen aus? Unser Kolumnist Uwe Bogen hat sich das Skatblatt zur Landtagswahl genauer angeschaut.

Stuttgart - Sofern es sich nicht um eine Nullrunde handelt, kann der Alleinspieler beim Skat den Kreuzbuben sogar blank ausspielen – er wird den Stich machen. Die Grünen hoffen, dass die Landtagswahl am 13. März kein Nullspiel wird und es „der Alte“, wie der Kreuzbube genannt wird, richten wird – also ihr Winfried Kretschmann. Doch ein „Omablatt“, von dem Skatspieler reden, hat er nicht. Dies zeigen die Umfrageergebnisse und das Streitgespräch mit Guido Wolf im SWR-Fernsehen. Der Sieger dort war übrigens jemand, der beim Skat nie fehlen darf – der dritte Mann, also Clemens Bratzler.

„Null gibt immer Kontra“ lautet noch so eine Skatweisheit. Auch wenn die Umfragewerte von CDU-Wolf für diesen beängstigend schlecht sind, ist er keine Null, die Kontra gibt – eher Pikus, der Waldspecht.

In Köln, weiß jeder Skatspieler, hat sich mal einer totgemischt. Wer die Großen des Landes ordentlich durchmischen will: Für drei Euro plus drei Euro Versand gibt’s das Skatblatt zur Landtagswahl bei der Landeszentrale für politische Bildung unter www.lpb-bw.de/shop. Das Spitzenpersonal der im Landtag vertretenen Parteien tritt darin als Buben, Damen und Könige auf.

Das Kartenspiel soll mithelfen, das Interesse an der Landtagswahl zu steigern. Wollen die Herausgeber des Politskats damit die Hoheit über die Stammtische gewinnen, wo bevorzugt Skat geklopft wird? Junge Menschen hingegen spielen das Spiel, das um 1820 in Altenburg aus dem Kartenspiel Schafkopf entwickelt wurde, heutzutage eher selten, weshalb Skatvereine über fehlenden Nachwuchs klagen. Die Regeln sind bei jungen Leute kaum bekannt. Also: Ein Skatspiel beginnt, indem das Recht, die Trumpffarbe zu bestimmen und allein gegen zwei zu spielen, quasi versteigert wird. Dieses Recht erlangt, wer die höchste Verpflichtung übernimmt, die sich aus einem komplizierten Zahlensystem ergibt. Kapiert? Man lernt’s beim Spielen.

Merkel war bei der Bundestagswahl Kreuz-Ass

Einfacher ist es, am 13. März sein Kreuz zu machen. Jeder Wähler hat nur eine Stimme – anders als bei der Bundestagswahl, wo man mit der Erststimme den Kandidaten wählt und mit der Zweitstimme die Partei.

„Hosen runter“ – an den Aufruf von Skatspielern, mit offenen Karten zu spielen, hat sich beim TV-Duell weder Kretschmann noch Wolf gehalten. Da wurde taktiert, da versuchten die beiden, Trümpfe auszuspielen, die keine sind. Der eine stand gelassen und erhaben am Tisch, sprach von oben herab – der andere krümmte das Hohlkreuz und keifte von unten herauf. Nicht selten wichen beide den Fragen aus, blockten ab, bis man ihnen am liebsten zugerufen hätte: „Karte oder ein Stück Holz!“

Sympathischer war eindeutig der Amtsinhaber. Aber auch beim Skat siegt nicht immer der Nettere, sondern wer die besseren Karten hat. Oder wer mit schlechten Karten raffinierter spielen kann.

Keiner weiß, ob bis zum 13. März eine Dame was bewirkt – eine Dame, die gar nicht auf den Landeskarten zu sehen ist. Die Dame wird Mutti genannt. Angela Merkel war bei der letzten Bundestagswahl Kreuz-Ass. Steht Kretschmann dieser CDU-Dame näher als sein CDU-Herausforderer?

Skat mit Karikaturen von Regierenden auf den Karten hat eine lange Tradition, die weit zurückreicht, sehr weit sogar. 1914 wurden patriotische Skatkarten hergestellt, auf denen Hindenburg der Kreuzbube war.

Grün-Rot, Schwarz-Grün, Schwarz-Rot, Rot-Grün – viele Farbkombinationen sind nach der Wahl möglich. Vier Farben gibt’s beim Skat. Wer gute Karten hat, also gute Argumente, sollte sie rechtzeitig ausspielen – oder besser schweigen. Auch so eine Weisheit, die Wahlkämpfer vom Skattisch lernen können: „Beim Grand spielt man Ässe oder hält die Fresse.“ Es könnte sein, dass nach der Wahl Kretschmann und Schmid einen Dritten brauchen – einen von der FDP?

Beim Skat geht’s ohne den dritten Mann auch nicht. Oder macht’s der Bratzler?