Männerfreunde Putin (li.), Blatter bei einer Pressekonferenz in St. Petersburg Foto: dpa

Der russische Präsident Putin schlägt Fifa-Chef Blatter für den Nobelpreis vor. Warum provoziert das keinen weltweiten Aufschrei? Und warum nimmt der Sepp das klaglos hin, fragt sich StN-Redaktionspsychologe Tom Hörner.

Das Zitat der Woche haben wir dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu verdanken. In einem TV-Interview mit dem Schweizer Sender RTS sagte Putin, Menschen wie der Fifa-Boss Sepp Blatter, die internationalen Sportorganisationen vorstünden, sollten besondere Anerkennung erfahren. Putin wörtlich: „Wenn es jemanden gibt, der den Nobelpreis verdient hat, dann sind es diese Leute.“

Interessant war, wie die westliche Welt auf diese Bemerkung reagiert hat: So gut wie gar nicht. Man hat zwar brav gemeldet, dass Putin Blatter für den Nobelpreis vorschlägt. Aber das war’s. Im Grunde haben wir uns verhalten wie manchmal Erwachsene, wenn Kinder etwas Ungeheuerliches von sich geben: Man tut so, als habe man es nicht gehört.

Ich finde, es gab schon harmlosere Bemerkungen, die zu Truppenbewegungen in der Ostsee oder zu einem ARD- „Brennpunkt“ geführt haben. Immerhin hat hier ein Mann, dessen Außenpolitik vorsichtig formuliert zum Kotzen ist, einem anderen Mann, dessen Laden eine gewisse Undurchsichtigkeit bei der Vergabe von Fußballweltmeisterschaften an den Tag legt, für eine Auszeichnung empfohlen, die mehr Gewicht hat als ein Bundesverdienstkreuz am Bembel.

Interessant ist, dass Putin nicht gesagt hat, welchen Nobelpreis er dem Diplomvolkswirt aus der Schweiz zusprechen würde. Von Verdiensten auf chemischem, medizinischem oder literarischem Gebiet ist wenig bekannt. Also kann der russische Präsident nur die gute alte Physik gemeint haben, immerhin ist das Verharren des Fifa-Bosses auf seinem Posten mit den bekannten Gesetzen der Gravitation nicht zu erklären.

Natürlich kann man sich fragen, was eine Nobelpreisempfehlung von Putin eigentlich bringt. Ist sie wirklich förderlich für das Image eines Mannes vom Schlage Blatter. Oder ist sie in Wahrheit nicht eher geschäftsschädigend? Wenn dem so ist, dann kommen Blatters Anwälte womöglich auch noch drauf und die Putin-Worte bekommen die Aufmerksamkeit, die sie verdient haben.