Daran kann man sich gewöhnen: Champagner und andere Blubberwasser Foto: dpa

Wenn Frauen den Geschmack an Champagner finden, kann das unerfreuliche Folgen haben. Das hat zumindest unser Weinkolumnist Michael Weier festgestellt. Seine Frau bestellt nun bei jeder Gelegenheit das französische Blubberwasser.

Stuttgart - Kürzlich war meine liebe Frau zu einem Kurzurlaub in der Champagne. Dort gibt es historisch wichtige Kirchen und Schlösser zu sehen, aber in erster Linie gibt es dort natürlich Champagner. Ich rate deshalb allen meinen Bekannten: Schicken sie ihre Frau niemals zu einem Kurzurlaub in die Champagne. Gut, meine Frau lässt sich ohnehin nicht schicken, sondern macht solche Sachen selbstständig, das aber nur so am Rande. Ich empfehle: Wenn sich Ihre Frau schicken lässt, dann schicken Sie sie doch einfach in die Provence, dann steht sie hinterher auf die netten fruchtigen und günstigen Rosés.

Bei meiner Frau ist nun Champagner hoch im Kurs. Sie hat sich ein hübsches Buch vom deutschen Weinkritiker Gerhard Eichelmann besorgt, dort findet man Bewertungen der verschiedenen Weingüter in der Champagne und Noten für die einzelnen Flaschen. Ich kann Ihnen sagen: So ein Buch ist Teufelszeug! Am Wochenende, als Beispiel, waren wir im neuen Einkaufszentrum in Böblingen, weil ich mir das mal anschauen wollte. Und dort haben wir gleich unseren ganzen Wochenendeinkauf erledigt, der Edeka im Untergeschoss ist gut sortiert. Eine Macke von mir ist, logisch, in jedem Laden die Weinabteilung zu studieren. Im speziellen Fall war das in Ordnung, aber aus Sicht eines Württembergers nicht gerade exquisit.

Dafür entdeckte meine Frau sofort das Regal mit den Champagnern. Und zeigte mir, was für ein gutes Gedächtnis Frauen zuweilen haben. Vor allem wenn es um Schuhe, Blusen und Champagner geht. Hey, erklärte sie mir, den hier kenne ich aus meinem Buch! Der steht dort deutlich teurer drin! Das ist ein Schnäppchen? Und da bin ich dann schon Schwabe, ein Schnäppchen lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Der Canard Duchêne kostete tatsächlich acht Euro weniger als im Buch steht. Nach dem Genuss der Flasche steht dann bei mir die traurige Erkenntnis: An Champagner könnte man sich durchaus gewöhnen – aber aus finanziellen Gründen werde ich dies unterlassen. Bei aller Liebe: Die prickelnden Franzosen nur zu ganz besonderen Anlässen!

Und was nun tun? Erstens bliebe mir die Option, in meinem eigenen Weinberg künftig Trauben für einen Sekt nach Art der Franzosen anzubauen. Zweitens, und darauf läuft es eher hinaus, setze ich auf die Entwicklungsfähigkeit der hiesigen Winzer. Die Familie Wöhrwag, dem Vernehmen nach ebenfalls Champagner-Fans, macht zusammen mit den Aldingers ja inzwischen ein Blubberwasser, das man durchaus in Frankreich verorten könnte. Und jetzt kam noch die Einladung der Weinmanufaktur Untertürkheim zum nächsten Manufakturrat: Dabei geht es um große Rieslinge und um große Schaumweine. Wenn mich nicht alles trügt, dann bedeutet dies: Der Trend im Land geht zur Méthode Champanoise. Und ich bin optimistisch, dass sich meine Frau von diesem Stil überzeugen lässt.