Egal ob Mail oder SMS: Immer auf den Adressaten achten Foto: Decksmann

In der Woche des Blitzmarathons dürfte einer Frau in Australien ein Licht aufgegangen sein. StN-Autor Tom Hörner über eine falsch adressierte SMS und ihre Folgen.

Stuttgart/Perth - Ich hoffe, Sie sind einigermaßen unbehelligt durch den Blitzmarathon gekommen. Andererseits, es kann ja auch mal ganz reizvoll sein, im Blitzlichtgewitter zu stehen. Ich bin diese Woche auch viel gestanden, im Stau. Wenn es gar nicht vorangeht, dann beneidest du irgendwann all jene, die von einer Radarfalle erleuchtet werden. Die bekamen immerhin ein Gefühl dafür, wie sich das angefühlt hätte, wenn man es im Leben zu etwas gebracht hätte und beispielsweise Star geworden wäre.

Wobei, nicht jedem, der im Rampenlicht steht, ist eine Zukunft als Lichtgestalt beschienen. Ein Licht dürfte dieser Woche einer Frau in Australien aufgegangen sein, die ihren Chef als Arschloch bezeichnet hatte. Das heißt, das Wort Chef trifft es nicht mehr so ganz. Ex-Chef wäre wohl präziser, der Frau wurde gekündigt – und zwar zurecht, wie ein Gericht in Perth entschied, was mich einigermaßen ratlos zurücklässt.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich wäre der letzte, der so eine Ausdrucksweise billigen würde, mein Chef weiß das. Aber eigentümlich erscheint mir doch die Argumentation des Gerichts, das der Meinung war, es handle sich hier um eine verletzende Wertung. Das Gericht ließ keine Gnade walten, obwohl die SMS, in der besagter Ausdruck stand, gar nicht für den Chef, sondern für einen neuen Mitarbeiter gedacht war. Dummerweise aber hatte die Frau die Nachricht nicht an den neuen Mitarbeiter, sondern an den Chef geschickt. Das war ungeschickt.

Als sie ihren Fehler bemerkt hatte, bat sie ihren Chef, er möge die Nachricht löschen, ohne sie zu lesen. Es tue ihr „so, so, so leid“. In einer dritten SMS schrieb sie, er möge die erste Nachricht, falls er sie denn gelesen habe, nicht in den falschen Hals bekommen, so denke sie nicht. Manchmal gehe ihr Humor mit ihr durch.

Ich bin in juristischen Dingen unbeleckt, aber hätte man nicht argumentieren können, dass die Frau den Mitarbeiter nur auf seinen neuen Job habe vorbereiten wollen?