Gut verwahrte Kalender-Girls Foto: Decksmann

Wenn man von einem Kollegen gefragt wird, ob man eine Zeit lang auf seine Stihl-Kalender-Sammlung aufpassen kann, ist das ein Vertrauensbeweis. Aber auch eine Aufgabe, die den ganzen Kerl fordert.

Stuttgart/Waiblingen - Es ist ein gutes Gefühl, wenn man merkt, dass man für seine Kollegen eine Vertrauensperson ist. Seit dieser Woche weiß ich, dass ich zu jenem Personenkreis gehöre – und das, obwohl nicht einmal im Betriebsrat bin. Oder wie würden Sie das deuten, wenn Sie von einem jungen Kollegen gefragt werden, ob Sie bis auf weiteres seine Wandkalendersammlung verwahren können? Sein Ressort beziehe neue Räume. Er wolle nicht, dass die guten Stücke Schaden nehmen oder gar verloren gehen.

Wie Sie sich denken können, handelt es sich nicht um jene Sorte Kalender, wie man sie auf der Bank, beim Metzger oder in der Apotheke zum Jahreswechsel aufgedrängt bekommt, sondern um Kalender des Waiblinger Sägenherstellers Stihl. Nur für den Fall, dass Sie noch nie einen Stihl-Kalender in Händen hielten: Auf zwölf Hochglanzblättern werden die neuesten Gerätschaften des Hauses präsentiert, meist von jungen Damen, die es mit dem Tragen von Schutzkleidung zur Freude der Zielgruppe nicht ernst nehmen.

Was den Reiz der feschen Blätter zusätzlich erhöht, ist, dass man sie nicht kaufen kann. Man bekommt sie nur, wenn man zum potenziellen Kundenkreis des Hauses gehört, also als Waldbesitzer oder Schlossherr. Oder wenn man Mitglied einer Wirtschaftsredaktion ist.

Ich versprach dem Kollegen, ich würde seine Kalendersammlung hüten, als sei sie mein Laubbläser. Zwar besitze ich weder Laub noch Bläser, aber ich glaube, der Kollege hat verstanden, wie das gemeint war. Er lächelte – und schien beruhigt, als ich ihm sagte, dass ich die Blätter in einem Schrank unter Verschluss halten und den Schlüssel nach Feierabend mit nach Hause nehmen würde.

Vielleicht wundern Sie sich, weshalb ich Ihnen diese Geschichte erzähle. Unter uns gesagt, ich tue es nur deshalb, damit Ihnen klar wird, warum ich diese Woche weder einen Kopf noch die Zeit dafür hatte, nach einem Thema Ausschau zu halten, das sich hätte humoristisch ausschlachten lassen. Es ist nicht einfach, als Vertrauensperson und Verantwortungsträger einer Arbeit nachzugehen.