Sie freuen sich auf den 150. Geburtstags ihres familiären Cafés (von links): Die Inhaber Heinz-Martin und Inge sowie Reinhard Sapel. Foto: Sapel Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Familienunternehmen Sapel feiert diese Woche / Alles begann mit einem Umzug

Keine Frage: Die Bäcker- und Konditorenfamilie Sapel ist eine Institution in Königsfeld und das schon seit 150 Jahren. Ihre Geschichte ist untrennbar mit der Herrnhuter Brüdergemeine und mit der Geschichte Königsfelds verbunden.

Königsfeld . Königsfeld ohne Sapels? Das ist fast nicht vorstellbar. Denn die Bäcker- und Konditorenfamilie gehört seit 150 Jahren zum Ort. In dieser Woche wird das Jubiläum mit der Kundschaft gebührend gefeiert.

Als Christoph Jacob Friedrich Sapel im thüringischen Ebersdorf erfuhr, dass im weit entfernten Königsfeld eine Bäckerei verkauft wurde, überlegte er nicht lange. Selbst Mitglied der evangelischen Freikirche, war es ihm wichtig, unter Glaubensbrüdern und -schwestern zu leben, zudem erhoffte er sich wirtschaftlich eine bessere Perspektive für seine große Familie. Damals entschied der Ältestenrat der jungen Kolonie über jeglichen Zuzug und hieß den frommen Bäckersohn willkommen. Anno 1866 erwarb er das Anwesen an der Friedrichstraße für 9000 Gulden und zog im Herbst des gleichen Jahres mit Ehefrau und sieben Kindern in die junge Schwarzwaldgemeinde.

Die zunächst im Tannenhof untergebrachte Bäckerei wuchs rasch um Konditorei, Hefe- und Schokoladenfabrikation, außerdem betrieb die Familie eine kleine Landwirtschaft. Der Bau der Schwarzwaldbahn in den folgenden Jahren eröffnete weitere Möglichkeiten zur Expansion. Friedrich Sapel richtete Filialen in Triberg, St. Georgen und Villingen ein, die bis zum ersten Weltkrieg täglich mit eigenem Pferdefuhrwerk beliefert wurden. Als um 1880 auch Kurgäste Königsfeld entdeckten, wurde die "Pension Sapel" einer der ersten Beherbergungsbetriebe im Ort.

Das waren die guten Jahre, es folgten die schlechten. 1883 brannte das Anwesen durch Blitzschlag nieder. Friedrich Sapel musste von vorne anfangen und baute ein neues Domizil. In der Silvesternacht 1892 wurde auch der Neubau Opfer eines Brandes. Erneut krempelte der Bäcker die Ärmel hoch, baute das zerstörte Gebäude wieder auf und verlegte die Landwirtschaft in die Rotwaldstraße.

Die Söhne Hermann und Wilhelm übernahmen das Geschäft, das sich mit dem Aufblühen des Kurorts weiter entwickelte und stets auch auf die Bedürfnisse der neuen Klientel reagierte. 1911 trennten sich die Brüder. Wilhelm zog mit Bäckerei und Konditorei in einen Neubau auf der gegenüberliegenden Straßenseite, Hermann übernahm die Pension. Das große Anwesen wurde verkauft, nachdem sein Sohn Fritz im ersten Weltkrieg gefallen war. Die Bäckerei trennte sich von den Filialen, aber das Königsfelder Geschäft überstand die beiden Weltkriege dank treuer Stammkundschaft.

Darunter war auch der einzige Ehrenbürger Königsfelds, Albert Schweitzer. Wenn er in Lambarene und Ehefrau Helene in Königsfeld, schickte er jedes Jahr zu ihrem Geburtstag ein Telegramm und bestellte eine "Tausend-Blätter-Torte". Das ist eine aufwändige Blätterteigspezialität aus seiner elsässischen Heimat, die Helene besonders liebte. Seniorchef Heinz-Martin Sapel erinnert sich gern daran, dass er als Bub die Albert-Schweitzer-Torte überbringen durfte: "Ich war mächtig stolz."

1965 übernahm er den Familienbetrieb mit Ehefrau Inge in vierter Generation. Seit 2004 wird er nach grundlegender Sanierung und Umbau in angestammtem Jugendstil von Sohn Reinhard Sapel in fünfter Generation weitergeführt. Die Eltern wollten zum Neustart von Konditorei und Café ihren Ruhestand ursprünglich nur vorübergehend unterbrechen, doch sie sind nach wie vor unverzichtbare Säulen im turbulenten Alltag. Der fast 80-jährige Heinz-Martin zaubert jeden Tag in der Backstube feine Kuchen und Torten, Inge Sapel (Anfang 70) ist der gute Geist im Service. "Die Arbeit hält fit und jung", behaupten die beiden fröhlich. Reinhard gab der familiären Bestimmung zuliebe seine Arbeit in Berlin als studierter Biologe auf und absolvierte beim Vater eine Lehre als Konditor. Wenn er ihn nicht in der Backstube unterstützt, steht er ebenfalls hinter dem Tresen, verkauft und bedient.

Wie ihre Vorfahren ist die Familie darum bemüht, persönliche Überzeugungen nicht nur privat, sondern auch beruflich umzusetzen. So werden die hochwertigen Zutaten möglichst in der Region gekauft, beim Frühstücks-Büffet werden Kaffee und weitere fair gehandelte Produkte aus dem Eine-Welt-Laden Ujamaa serviert. Alle Sapels sind ehrenamtlich aktiv, vor allem in der Brüdergemeine – etwa im Ältestenrat, als Saaldiener und Mitglieder von Kirchen- und Posaunenchor.

Der 150. Geburtstag wird eine Woche lang mit der Kundschaft gefeiert. Dorothea Sapel hat mit Texten von Vater Heinz-Martin und Bruder Markus eine Chronik, Postkarten und eine Fahne gestaltet, die während der Jubiläumswoche vor dem Café gehisst wird. Von Dienstag bis Donnerstag, 21. bis 23. Juni, werden die Kunden an einem Stand vor dem Haus zum Geburtstagspreis von 1,50 Euro mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen verwöhnt. Den Reinerlös stellen die Sapels zwei Projekten der Herrnhuter Missionshilfe zur Verfügung. Statt Geschenken wünschen sie sich Spenden, mit denen diese beiden Projekte der Herrnhuter Missionshilfe unterstützen wollen.