Unterschiedlicher Meinung waren die Gemeinderäte in Sachen Wiederherstellung des Zinzendorfplatzes.  Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Eine ungewöhnliche Entscheidung fällte der Gemeinderat in Sachen Wiederherstellung des Zinzendorfplatzes.

Eine ungewöhnliche Entscheidung fällte der Gemeinderat in Sachen Wiederherstellung des Zinzendorfplatzes.

Königsfeld.Bürgermeister Fritz Link wies auf die zentrale Weichenstellung der Entscheidung hin. Über die starke emotionale Bindung großer Bevölkerungskreise sei man sich im Klaren. Der bürgerliche Beteiligungsprozess sei fruchtbar gewesen.

Landschaftsarchitekt Marius Weißhaupt erklärte die drei erarbeiteten Varianten. Die Erste sieht die Neupflanzung der Hecken, den Erhalt von zwei alten Bäumen und 3,75 Meter breite Wege vor, einen Rundweg und Sitzmöglichkeiten um die Zisterne. Entlang den Wegen im Inneren ist die Pflanzung von Winterlinden vorgesehen.

Vier alte Bäume würden bei Variante zwei erhalten. Bei Variante drei wären es gar 13 Bäume, vor allem in den Platzecken. Entlang des Wegekreuzes würden Linden gepflanzt. Die Hecke bliebe erhalten, der Gehweg wäre nur 2,50 Meter breit sein. Das Denkmalamt stimmt nur zu, wenn abgängige Bäume durch solche ersetzt werden, die dem reinen Barockkonzept entsprechen.

Die Baukosten für Variante eins schätzte Weißhaupt auf 2,24 Millionen Euro, für Variante drei auf 2,11 Millionen. Dazu kommen Pflegekosten. Auf zehn Jahre hochgerechnet betrügen sie bei Variante eins 27 000 Euro, bei Variante drei 132 000 Euro.

Laut Rainer Christ (Bit-Ingenieure) können von den bisher 72 Parkplätzen 69 erhalten werden oder gar fünf weitere dazukommen. Die Aquavilla empfahl den Austausch der Kanäle in umliegenden Straßen. Die Nettobaukosten dafür betrügen etwa 125 000 Euro.

Link wies auf eine Vereinbarung mit der evangelischen Brüdergemeine hin, wonach die ein Drittel der Pflegekosten übernehmen muss. Das werde man künftig konsequent einfordern müssen. Voraussetzung für die Platzerneuerung sei die Zustimmung der Brüdergemeine. Die hatte erklärte, sich eine Realisierung von Variante eins oder zwei nicht vorstellen zu können, da das zur Spaltung der Bevölkerung führen könne.

Links Eröffnung, dass es faktisch nur noch eine Variante gebe über die man entscheiden könne, kam nicht bei allen Gemeinderäten gut an. Es sei ein Zugeständnis an Brüdergemeine und einen großen Teil der Bevölkerung, so Link.

Auch wenn Variante eins die Idealvorstellung der Verwaltung sei. Variante drei führe zeitlich verzögert zu Variante eins. Wenn der Gemeinderat für eine Variante stimme, die nicht umsetzungsfähig sei, sei das Projekt gestorben.

Zuhörerin Sigrid Fiehn hatte zu Beginn der Sitzung für Variante eins plädiert. Bei Variante drei werde man nie den Zustand erreichen, der für eine barocke Anlage befriedigend sei.

Er könne Variante drei nur sehr schwer zustimmen, so Matthias Weisser, da der Platz jetzt schon sehr unruhig wirke. Er sehe nicht, dass man sich mit der dritten Variante dem Idealbild nähere, da es keine neue Hecke und keine breiten Gehwege gebe, so Stefan Giesel. Weiter kritisierte Weisser, dass man von der Brüdergemeine so unter Druck gesetzt werde und plädierte für Variante eins.

Jan-Jürgen Kachler wollte für Variante drei stimmen, wenn die Umsetzung anders nicht möglich ist. Ähnlich sahen dies Gunther Schwarz und Birgit Helms.

Hans Mack befürwortete Variante eins. Er sah die befürchtete Spaltung in der Bevölkerung nicht. Man solle nochmals mit der Brüdergemeine sprechen. Für Variante eins war Thomas Fiehn, der sich vom Statement der Brüdergemeine "ein bisschen verprellt" fühlte.

Heinz Kammerer befürchtete bei Variante drei eine ewige Baustelle. Der Platz habe jetzt einen morbiden Charme, so Bernd Möller. Man reagiere nur, wenn etwas passiere. Er erinnerte an die Verkehrssicherungspflicht. Viele die sich auf der Unterschriftenliste zum Baumerhalt eintrugen, hätten ihm gesagt, dass sie nie unterschrieben hätten, wenn ihnen die Pläne bekannt gewesen wären.

Möller sprach sich für Variante eins aus. Das Problem seien der Eigentümer und eine "erpresserische Situation". Vielleicht müsse man zähneknirschend den Weg zu einem Kompromiss wählen. Er fühle sich genötigt Variante drei zu wählen. Fiehn fragte nach der Entscheidungsfähigkeit des Gremiums. "Ich kam mir noch nie so überflüssig vor wie heute", ärgerte sich Weisser.

Er sei für Variante eins, müsse aber drei zustimmen – damit etwas in Gang komme, so Peter Hase. Variante drei sei einfach "Murks", so Frank Schwarzwälder. Man müsse noch mal mit der Brüdergemeine reden.

Link erinnerte an "Kleinkriege" der letzten Jahre zum Thema Bäume. Er wolle nicht sehen, dass sich Menschen an Bäume ketten. Mit Variante drei erreiche man 75 Prozent der Ideallösung. Die Meinung der Brüdergemeine müsse man akzeptieren, so Franziska Hornscheidt.

Mack beantragte, über alle Varianten abzustimmen. Aber unter dem Vorbehalt, dass man sich für Variante drei entscheide, sollte die Brüdergemeine die Entscheidung des Gemeinderats nicht mittragen. Dem stimmten die Gemeinderatsmitglieder zu. Eine deutliche Mehrheit entschied sich für Variante eins. Der Ball liegt also nun bei der Brüdergemeine. Die Zeit ist aber knapp, denn einer der Förderanträge muss bis 30. Oktober gestellt werden.