Ein Blick in das Innenleben der Albrecht-Orgel zeigt saubere Arbeit an den Metall- und Holzpfeifen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Bergstadtsommer: Orgel wie die Nikolauskirche ein Kleinod / Fachleute bei Veränderungen öfters Skeptisch

Zwei wertvolle Kulturgüter beherbergt der Teilort Buchenberg: die Nikolauskirche, die sicher ab 1275 bezeugt ist und die Albrecht-Orgel aus dem Jahre 1719. Beim Bergstadtsommer wird sie erklingen.

Königsfeld-Buchenberg. Das Instrument wurde von Johann Christoph Albrecht hergestellt, der "Orgelmacher" zwischen 1692 und 1725 in Waldshut war. Ein handgeschriebenes Schild an der Orgel dokumentiert die Echtheit.

Das Instrument wurde dieses Jahr von Januar bis kurz vor Ostern durch Klaus Schleinitz, dem Besitzer der bekannten Orgelbaufirma Heintz in Schiltach renoviert und restauriert. Teils abenteuerliche Ab- und Aufbauarbeiten waren erforderlich. Dankbar ist er Zimmermann Jürgen Fichter, der ein Zwischenlager einrichtete, um eine sachgerechte Trocknung und einen sicheren Transport zu garantieren.

Dauernder Begleiter war Kirchenältester Leberecht Thiele, der sich um technische Details und Terminfragen kümmerte. Verantwortlich war daneben der Orgelbausachverständige Thomas Pangritz aus Konstanz, der zunächst von dem Projekt nicht angetan war.

Sorgfalt von Klaus Schleinitz zu verdanken

Der Zahn der Zeit nagte und manches musste erneuert werden. Zeitgemäße, passende Materialien wurden verwendet. Der Sorgfalt von Klaus Schleinitz ist es zu verdanken, dass das Instrument auch für konzertante Zwecke genutzt werden kann. Allerdings mit der Einschränkung der Stimmung, denn die Frequenz vor dreihundert Jahren betrug 435 Hertz. Die moderne Normfrequenz hat sich auf 440 Hertz des Kammertons "a" eingependelt. Herbert von Karajan verlangte von den Berliner Philharmonikern gar 445 Hertz und die Wiener bevorzugen 444 Hertz. Die Stimmung birgt Schwierigkeiten beim Spiel mit anderen Instrumenten. Saiteninstrumente immerhin können umgestimmt werden.

Die Orgel hatte zunächst in der Rottweiler Wallfahrtskirche "Ruhe Christi" ihre Heimat, wo sie rund 100 Jahre stand. Dann kam sie nach Buchenberg. Genauere Umstände und Daten sind nicht bekannt. Auf jeden Fall wurde die Orgel den Verhältnissen des Nikolaus-Kirchleins "angepasst", was bei heutigen Fachleuten nahezu einen Herzinfarkt verursacht. Aus Platzgründen wurde das Orgelgehäuse einfach gekappt. Daher müssen Organisten oder "Kalkanten" (Balgtreter) kräftig Pedale bedienen, um für die Luftzufuhr zu sorgen.

In unterster Oktave hat keine Halbtöne

Eine weitere Besonderheit ist die Klaviatur, die in der untersten Oktave nicht über Halbtöne (cis, dis, fis, gis) verfügt – eine Herausforderung an Organisten. Jeweils drei Registerzüge sind links und rechts angebracht. Sie sorgen mit ihrer Mischung für entsprechende Klangfärbung und Volumen.

Das Instrument wird zu den Truhenorgeln gezählt. Öffnet man die Kastentüren wird der Blick frei auf das harmonische, dreiteilige Prospekt, die Schauseite. Die kleinste Pfeife ist nur zwölf Millimeter groß. Über den Kasten hinaus ragt eine "gedackte" Vier-Fuß-Holzflöte.

Wie die klangschöne Orgel konzertant genutzt werden kann, bewies ein Programm mit dem Geiger Hans-Joachim Berg und Susanne Heinrich (Orgel) im Juli diesen Jahres. Schon jetzt dürfen sich Musikfreunde auf eine Veranstaltung im Rahmen des Bergstadtsommers am Sonntag, 3. September freuen.