Kwasi Adjei referierte über Ghana. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Kwasi Adjei referiert auf Einladung des Eine-Welt-Ladens über Ghana

Von Stephan Hübner

Königsfeld. "Ghana – Reiches Land, armes Land" lautete der Titel eines Vortrags von Kwasi Adjei, der als Mediziner an Hilfsprojekten mitwirkt. Er referierte auf Einladung des Eine-Welt-Ladens "Ujamaa" im Haus des Gastes.

Ghana liegt in Westafrika. 23,8 Millionen Menschen leben auf einer Fläche von 238 000 Quadratkilometern. Mit Küstenebene, Regenwaldzone und Savanne gibt es drei geografische Regionen. Weit über 70 Sprachen werden dort gesprochen.

In Fotos dokumentierte Kwasi Adjei die Hauptstadt Accra und den Regenwald. Dort wurde in der Vergangenheit viel abgeholzt. Die Regierung kümmere sich inzwischen aber um Wiederaufforstung. Auch seien Naturschutzgebiete deklariert worden.

Laut Adjei gibt es in Ghana zwei Rechtsformen, neben der Demokratie die des Ashanti-Königs. Vor allem im Norden seien die Dorfältesten als Instanz für Problemlösungen wichtig. Frauen nähmen in der ghanaischen Gesellschaft eine selbstbewusste Stellung ein, seien erfolgreich als Händlerinnen oder Geschäftsfrauen tätig.

Die Bevölkerung sei im Norden überwiegend moslemisch, im Süden christlich geprägt. Trotzdem gebe es keine Fundamentalisten, vielmehr eine friedliche Koexistenz.

Kinder sind laut Adjei der Reichtum Ghanas, 39 Prozent der Bevölkerung seien unter 15 Jahre. Zudem gebe es acht Universitäten, an denen viele Europäer und afrikanische Politiker studierten. Ein trauriges Kapitel dokumentierten die Fotos von Sklavenburgen, von denen aus der größte Teil des Sklavenhandels nach Nordamerika und in die Karibik abgewickelt wurde.

Das Land wurde 1957 als erster afrikanischer Staat unabhängig und ist laut Adjei eine der stabilsten Demokratien Afrikas. 65 Prozent der Bevölkerung arbeiten in Fischerei oder Landwirtschaft.

Ghana verfüge über viele Rohstoffe wie Mangan, Blei, Gold, Kakao oder Öl und sei eigentlich ein reicher Staat, trotzdem aber immer noch ein Entwicklungsland. Die Frage, warum es immer noch Hilfe braucht, beantwortete Adjei vor allem mit der Abhängigkeit von Weltmarkt-Rohstoffpreisen. Das führe unter anderem zu der paradoxen Situation, dass Kakao billig aus-, Schokolade aber teuer eingeführt wird.

Einheimische können nicht mit günstigen Importen konkurrieren

Viele Hühnerfarmen mussten aufgeben, da sie nicht mit billigen EU-Importen konkurrieren konnten. Aus dem selben Grund habe die Fischerei in Ghana wenig Zukunft. Erschwerend komme hinzu, dass Fangschiffe aus China oder Japan bis vor die Küste Ghanas kommen.

Ihren Ursprung in der Kolonialzeit haben laut Adjei die Monokulturen des Landes, ebenso die fehlende Industrie. Selbst heute noch würde Afrika vornehmlich als Rohstoffproduzent gesehen. Fazit Adjeis war die Notwendigkeit des Fairen Handels. Solange Afrika sich nicht wirtschaftlich emanzipiere, werde es ein Entwicklungsland bleiben. In der Diskussion kam die Frage auf, warum es Afrika nicht gelinge, mit einer Stimme zu sprechen, und damit einen Gegenpol zu Europa zu bilden. Die Gründe dafür liegen laut Adjei zum Teil im Kolonialismus. Einerseits wurden bei der damaligen Grenzziehung Ethnien getrennt, andererseits herrschte in Afrika lange der Glaube vor, dass Produkte aus Europa einfach besser seien. Unbeantwortet lassen musste Adjei die Frage, nach den Plänen der Regierung, was die vielen Kinder Ghanas nach ihrer Schulausbildung tun sollen.

Auch das Thema Öl-Exporte wurde angesprochen. Es sei noch nicht klar, ob das Öl für Ghana Fluch oder Segen sei, so Adjei. Immerhin bleiben 30 Prozent dieser Erträge im Land, bei Gold sind es gerade einmal drei Prozent.