Diakon Stefan Fornal (von links), Christine Blessing als Mitglied des Pfarrgemeinderates und Pfarrer Alexander Schleicher sprechen in einem Hilferuf den Personalmangel in der Seelsorgeeinheit "An der Eschach" an. Foto: Bantle Foto: Schwarzwälder-Bote

Hilferuf: Pfarrer Alexander Schleicher und seine Mitarbeiter können Aufgaben kaum noch schultern

Bei der Seelsorgeeinheit "An der Eschach" wird es nach dem Weggang von Pfarrer Herbert Faller personell eng, da auch Gemeindereferentin Kerstin Peter in Mutterschutz ist.

Königsfeld/Niedereschach. Nach dem Ausscheiden von Pfarrer Herbert Faller als Kooperator, den 61-jährigen Seelsorger zog es in seine Heimat in Renchen zurück, und der Zeit des Mutterschutzes der Gemeindereferentin Kerstin Peter wird es personell eng in der Seelsorgeeinheit "An der Eschach".

Der leitende Pfarrer Alexander Schleicher hat jetzt als Priester alle neun Kirchengemeinden zu betreuen. Zumal neben den bereits bestehenden seelsorgerischen immer mehr administrative Aufgaben und Verpflichtungen auf ihn und sein verbliebenes Team zukommen.

Diese Tatsachen wollte er in einem Pressegespräch zusammen mit Diakon Stefan Fornal und der stellvertretenden Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates, Christine Blessing, einmal herausstellen unter dem Aspekt, dass es dadurch Veränderungen geben werde.

"Die Zeiten, Formen und die Anzahl der Gottesdienste werden nicht in der Selbstverständlichkeit weiterlaufen können wie bisher, und dies sollten die Gläubigen wissen", hob Stefan Fornal heraus. Man versuche, alles am Laufen zu halten, man werde jedoch auch Abstriche machen müssen.

Nachdem jetzt zwei 100-Prozent-Stellen weggefallen seien, stehe man sozusagen vor dem Spagat, die anstehenden Aufgaben, die immer umfangreicher werden, zu bewältigen, ohne die verbliebenen ehrenamtlichen Mitarbeiter, die er gerne lieber als "Menschen mit Herzensengagement" bezeichnet, wegen Arbeitsüberlastung zu verprellen, betont Pfarrer Schleicher.

Zum Beispiel können die beiden nebenberuflichen Diakone, die bereits mehr als engagiert seien, einfach nicht noch mehr belastet werden. Dies zeigt sich unter anderem beim Beerdigungsdienst, den sie unter der Woche wegen ihrer Berufstätigkeit nicht wahrnehmen können. Hier fänden sie eine wertvolle Unterstützung in der herzensengagierten Person mit Adolf Schwab, der sich über zwei Jahre hinweg mit Trauerpastoral- und Liturgiekursen qualifiziert habe.

Die gesamte Firmvorbereitung in der Seelsorgeeinheit, wie auch die Kinder- und Jugendarbeit von der Gemeindereferentin Kerstin Peter getragen, werde momentan ausschließlich von Christen mit Herzensengagement organisiert.

Dazu kämen gerade jetzt jede Menge an neuen Aufgaben und Herausforderungen auf die Seelsorgeeinheit zu, man werde dabei auf mehrere Baustellen arbeiten müssen, so Pfarrer Schleicher. Die eine nenne sich "LEVI", (Lernen, Entwickeln, Vereinbaren, Inspirieren), ein hochkomplexer Prozess, der früher Visitation geheißen habe. Das Freiburger Programm zur Visitation und Gemeindeentwicklung sollte eigentlich jetzt beginnen. Man habe jedoch mit einem Brief an das Dekanat um ein Jahr Aufschub gebeten.

Eine weiter anstehende Baustelle, gerade in Anbetracht der zurückgehenden Zahlen an Gläubigen, nenne sich Pastoralkonzeption mit den Fragen: "Was wollen wir inhaltlich weiterentwickeln, wo wollen wir hin, was sind unsere Ziele?" Daraus resultiert eine pastorale Gebäudekonzeption unter der Vorgabe, was ist in zehn oder 20 Jahren, wenn Gotteshäuser eventuell leer stehen. "Brauchen wir dann noch neun Kirchen, Gemeindezentren und fünf Pfarrbüros?"

Als viertes nannte Schleicher eine weitere Aufgabe, die von der Wertigkeit bei ihm sogar an erster Stelle stehe, "Kultur der Grenzachtung" oder auch "Schutz vor sexueller Gewalt und Prävention". Dies sei ein ganz wichtiges Thema im Hinblick auf den Umgang mit Kindern, Jugendlichen und anderen Schutzbefohlenen. In der Jugendarbeit sei man mit den ausgebildeten Gruppenleitern zwar sehr gut aufgestellt. Kommunion- und Firmkatechese gehören mit dazu, ebenso Ministranten – kurzum alles, was mit Kinder- und Jugendarbeit zusammenhänge.

Bei diesen vielen Aufgaben, ganz abgesehen von der ohnehin fast nicht mehr zu bewältigenden seelsorgerischen täglichen Arbeit, müsse sorgsam mit den vielen herzensengagierten verbliebenen Mitarbeitern in der Seelsorgeeinheit umgegangen werden, um diese nicht zu stark zu belasten. Die Folge wäre, dass sie irgendwann abspringen. Dies sei eine große Aufgabe, die es in der nächsten Zeit zu bewältigen gilt, erklärt Pfarrer Schleicher.