Den Internationalen Albert-Schweitzer-Preis übergaben im Kirchensaal (von links) Florian Klausmann (stellvertretendes Vorstandsmitglied der Sparkasse Schwarzwald-Baar), Minister Guido Wolf sowie Bürgermeister Fritz Link (rechts). Die Preise entgegen nahmen Willy Randin (Vierter von links) und seine Frau Henriette sowie Gottfried Schütz (Vorsitzender der Stiftung Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum) in Vertretung des erkrankten Harald Steffahn. Fotos: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Verleihung: Harald Steffahn und Willy Randin mit dem Albert-Schweitzer-Preis ausgezeichnet

Im Kirchensaal fand die Verleihung des internationalen Albert-Schweitzer-Preises statt. Preisträger waren der Journalist und Buchautor Harald Steffahn sowie Willy Randin, der rund 40 Hilfsorganisationen gründete. Das Preisgeld von 10 000 Euro stiftet die Sparkasse.

Königsfeld. Musikalisch begrüßte ein Ensemble der Jugendmusikschule St. Georgen-Furtwangen die Gäste. Bürgermeister Fritz Link erinnerte angesichts des Tags der Deutschen Einheit an die damalige, friedliche Revolution. Die Ethik Schweitzers habe grundsätzliche und aktuellere Bedeutung für Frieden denn je. Sein öffentliches Wirken habe zum internationalen Verbot von Atomwaffenversuchen beigetragen.

Laut Guido Wolf, Minister für Justiz und Europa des Landes Baden-Württemberg, ist Schweitzer einer der bedeutendsten Universalgelehrten des 20. Jahrhunderts. Sein geistiges Werk werde auch künftig von Bedeutung sein. Die Preisträger seien herausragende Persönlichkeiten. Er wünsche allen, ihr Tun und Handeln von Schweitzers Ethik bestimmen zu lassen.

Einhard Weber hält Laudatio

Einhard Weber, Vorsitzender des Deutschen Albert-Schweitzer-Hilfsvereins, hielt die Laudatio auf Harald Steffahn, der aus gesundheitlichen Gründen abwesend war. Steffahn kam 1930 in Berlin zur Welt und siedelte 1949 nach Hamburg um. Es folgten Volontariat, Studium und Tätigkeiten bei Spiegel und Deutscher Presseagentur (dpa). 1961 reiste er erstmals nach Lambarene. Es entstanden diverse Veröffentlichungen über Schweitzer, der so beeindruckt war, dass er Steffahn das Du anbot. Weber lobte seine Bücher als inhaltsreich und stilsicher, geprägt von genauester Recherche, Gedankenreichtum und Kunst der Formulierung.

Schweitzer war laut Steffahn ein rastloser Geist, den nichts resignieren ließ. Der Urwalddoktor lobte Steffahns Beschreibung seines Lebens als "das Beste, was man darüber schreiben kann".

Gottfried Schütz, Vorsitzender der Stiftung Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum, verlas Steffahns Dankesrede. Der beschrieb Schweitzers große Herzlichkeit und dass er diesen schon in jungen Jahren als geistigen Vater angesehen habe. Ehrfurcht vor dem Leben könne man missachten, aber nicht ersetzen. Ihre kompromisslose Reinheit habe etwas Erhabenes. Zwänge und der Sinn-Zwiespalt bei der grundsätzlichen Gleichwertigkeit allen Lebens behinderten nicht den Wert des Strebens. Aktuell klang Schweitzers Kritik an Spezialisierung, die Persönlichkeit verkümmern lasse, eine die Kultur hemmende Überorganisation oder suggestive Propaganda die dem geschwächten Geist aufzwinge, was er glauben solle.

Jean-Paul Sorg über Randin

Jean-Paul Sorg, Ehrenpräsident der Association Francaise des Amis d‘Albert Schweitzer, hielt die Laudatio auf Willy Randin. Er scheine der erfinderischste und innovativste derjenigen, die sich auf Schweitzers Werk berufen. Radin sei bescheiden und habe allerlei Leuten Gelegenheit gegeben, ihr eigenes Lambarene zu erschaffen. Als Sohn einer Bauernfamilie in Burgund habe ihn die Sehnsucht nach Gerechtigkeit beseelt. Er habe erkannt, dass der Mensch ein Lebewesen unter unzähligen anderen sei, mit denen er sich solidarisch zu zeigen habe. Radin verwaltete unter anderem im Jemen und in Vietnam Zeltlager und medizinische Teams und führte zeitweise das Spital in Lambarene. Er habe mit Realismus und Tatkraft Ethik und Technologie, humanitäre Arbeit mit Ökologie verbunden. Auch fertigte er zusammen mit seiner Frau Henriette Dokumentarfilme und Bücher. Er sei einer der sachverständigsten und weisesten Männer unserer Zeit und habe gelernt, an den Menschen zu glauben und an den Geist, der diesen beseele. "Mit Leuten wie Radin darf man hoffen, daher gebührt ihm unsere tiefe Dankbarkeit."

Willy Radin dankte seiner Frau, ohne die er alles nicht hätte schaffen können. Ethik vor dem Leben betreffe den heutigen Menschen, der der Technologie ausgeliefert sei und so innere Werte des Lebens nicht mehr wahrnehme. Achtung vor Mensch, Tier und Natur habe ihn bei der Gründung von Hilfsorganisationen geleitet.

Er habe versucht, junge Leute durch freiwillige Arbeit zur Realisierung von Projekten zu motivieren und so Grenzen zu überwinden, erklärte Willy Radin.