Das Baynov-Ensemble präsentiert sich in Bestform im Königsfelder Kirchensaal. Zuzana Suchanová, Tomisav Baynov, Swetlana Haensel und Luigi Caselli lassen niveauvolle Qualität bei Orginalwerken und Arrangements hören. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Baynov-Ensemble eine erstklassige Pianistenformation / Samstagkonzert im Kirchensaal

Von Siegfried Kouba

Königsfeld. Pianomusik vom Feinsten wurde im Kirchensaal mit einem moderierten Konzert durch das international besetzte Baynov-Ensemble geboten, das einen weltweit guten Ruf genießt.

Was macht die Qualität aus? Es sind Präzision, großes technisches Vermögen, konzentriertes Zusammenwirken, Ausdrucksstärke und ausgefeilte Koordination der Akteure. Knallende Akkorde, Marcato, lyrische Momente, romantische Gestaltung, zackige Marschmelodien oder rhythmische Neuheit rundeten sich zum Ganzen.

Was den Funken zum Publikum überspringen ließ, waren freundliche Aura, sympathisches Auftreten und enorme Spiellaune. Zuzana Suchanova, Swetlana Haensel, Luigi Caselli und Baynov waren hervorragend aufeinander abgestimmt und bestens disponiert.

Baynov agierte nicht nur am Klavier, sondern moderierte charmant und heiter das Programm. Er bewies sich auch als Musikforscher, hatte manche Rarität gehoben und konnte entgegen landläufiger Meinung auf Hunderte an Originalkompositionen mehrhändiger Klavierwerke verweisen. Gleichwohl erklangen daneben Bearbeitungen, so Opern- und Operettenouvertüren, die die Luft des Musiktheaters in den Kirchensaal hinein wehen ließen.

Da erklang zupackend mit grummelnden Bässen, weichen Mittellagen und hellem Discant ein Marsch aus Verdis "Giovanna d’Arco" oder die spannend-beschwingte Ouvertüre zu Rossinis "Barbier von Sevilla". Daneben gab es farbenreich die Ouvertüre zu Suppés "Dichter und Bauer" mit duftigem Walzer. Auch Chabries "Espana" wurde mit viel Spiellaune und mediterraner Sonne interpretiert.

Kostbarkeiten boten Baynov-Bearbeitungen. Er hat Werke seines bulgarischen Landsmannes und Lehrers Pantscho Wladigeroff für sechs und fünf Hände arrangiert. Dazu gehört die "Rhapsodie Vardar", die Balkanmusik mit hymnischer Ausstrahlung, tänzerischer Bewegung sowie leidenschaftlicher Steigerung, Feierlichkeit und besinnlichen Gedanken bot.

Deutlich folkloristische Formulierungen mit slawischem Ausdruck bot der Gesang aus der "Suite Bulgare". Von Schülern gefürchtet wegen seiner Etüden: Carl Czerny, Schüler Beethovens. Von ihm wurde kernig-herzhaft das "Divertissement militaire" wieder gegeben und eine Besonderheit stellte Baynovs Eigenkomposition "Metrorhythmia 1" dar, anspruchsvolle Klaviermusik im bulgarischen Volksrhythmus mit 15/8-Takt und raffiniertem Einsatz von Triolen, die einen jazzigen Mix ergaben – Rhythmus pur!

Zwei gehörten zusammen: Albert Laignac und sein Schüler Gabriel van Calt. Von ihnen ("jetzt wird’s eng", so Baynov) war der kesse "Galop-Marche", der an Offenbach und Kirmesorgel erinnerte und die französisch-romantische "Bolero-Fanfare" zu hören und das für Klavier zu acht Händen!

Außergewöhnlich war das kurze, ruhige "Après un reve" von Gabriel Fauré mit serenadenhaft-impressionistischen Passagen. Ein Original für sechs Hände gab es mit Rachmaninovs "Valse et Romance", bekannte, breit gefächerte, pianistisch opulent ausgestattete Salonstücke.

Zum Schluss: Piazzollas "Libertango" und mit "Tritsch-Tratsch" und einem frühlingshaften Gruß wurde das Publikum entlassen, um Feodora Heislers 90. Geburtstag feiern zu können.