Groß ist das Interesse der Bevölkerung am Neujahrsempfang der Gemeinde im Haus des Gastes. Fotos: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Neujahrsempfang: Fritz Link: Lösungen transparent aufzeigen / Demokratie immer etwas Bedrohtes

Über das egoistische "Ich" im Gegensatz zum gemeinschaftlichen "Wir" sprach gestern Bürgermeister Fritz Link beim sehr gut besuchten Neujahrsempfang im Haus des Gastes.

Königsfeld. Link begrüßte die Gäste mit "Sehr geehrtes Wir". Das "Wir"-Gefühl sei ambivalent, sowohl die Vereinnahmung für eine bestimmte Gruppe als auch die Abgrenzung von anderen. Das "Ich" sehe Glück aber oft als reinen Egotrip. Dabei sei der Mensch ein soziales Wesen. Menschlichkeit gebe es nie ohne Mitmenschlichkeit.

Link erinnerte an Krisen zu Jahresbeginn wie Anschläge in Berlin und Istanbul oder Kriege in Syrien und im Sudan. Er sprach auch Probleme der EU an: Zerrüttete Beziehungen zu Russland oder den beabsichtigten Austritt Großbritanniens,

Gerade in Zeiten wachsenden Populismusses müsse man Wert und Werte Europas hochhalten. Die EU sei essenziell zur Überwindung kriegerischer Vergangenheit und halte ihre Nationalstaaten auf einer Höhe mit Großmächten.

In Bezug auf Deutschland verwies Link auf das für 2017 prognostizierte Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 1,1 bis 1,7 Prozent. Der Patient sei im Kern gesund, habe besonders bei der Aufnahme von über einer Million Flüchtlingen Erstaunliches geleistet. Das stelle auch Königsfeld vor Herausforderungen. 2017 werde man mit Mönchweiler eine Stelle für einen Integrationsbeauftragten schaffen.

Demokratiegefährdendes Potenzial erkennen

Die Gesellschaft müsse sich 2017 fünf Themen stellen: dem politischen Vertrauensverlust, der Angst vor Terror und sozialem Wandel, dem Vermeiden von Hysterie angesichts von Angstpsychosen, dem Verächtlichmachen von Politik und Politikern sowie der Gefahr einer Spirale des "Wir und die Bösen". Ursache für diese sei Populismus. Man müsse Mechanismen klar machen, mit denen Populisten arbeiten und so ihr demokratiegefährdendes Potenzial erkennen. Populisten seien Problemsucher, nicht -löser. Sie reduzierten komplexe Sachverhalte auf einfache Antworten, die der Schwierigkeit der Probleme nicht angemessen sei. Populisten vergifteten das gesellschaftliche Klima durch Verunglimpfung und Hetze. Die antimoderne Vereinnahmung aller als homogene Volksmasse entspreche nicht der durch Vielfalt, Pluralismus und Internationalität geprägten Wirklichkeit.

Politische Herausforderung sei, die Anbindung an den Bürger zu stärken. Probleme seien besonnen zu analysieren, Lösungen transparent aufzuzeigen, damit der Bürger sich eine Meinung bilden könne.

Demokratie sei immer etwas Bedrohtes, Angst ein Anlass, etwas zu ändern. Noch nicht groß genug sei die Angst vor ökologischen Katastrophen. Link erinnerte an die Verleihung des European Energy Award an Königsfeld oder nachhaltige Waldbewirtschaftung.

Fragwürdig nannte Link die Gleichsetzung des Zinzendorfplatzes mit Wald. Das sei sachfremde Schwarzweißmalerei, die Veränderungen hemme. Er sprach von überaus produktiver Bürgerbeteiligung. Die bedeute aber nur, dass Gemeinderat und Brüdergemeine entschieden, was sie davon annähmen.

Link berichtete über anstehende Projekte wie offenen Jugendtreff und Downhill-Parcours, die Auseinandersetzung mit einer Demografie-Strategie oder die Sanierung der Gemeindehalle Weiler. Damit verbunden sei eine Nettoneuverschuldung um 900  000 Euro. In diesem Jahr wird zudem der Anschluss von Gebäuden ans Internet weitergeführt.

Bereits übergeben wurde im vergangenen Jahr ein neues Fahrzeug an die Feuerwehr im Kernort. Förderbescheide für eine Neuanschaffung für Weiler sind bewilligt.

Große Hoffnungen in Hotelprojekt

Ständiger Innovation bedürfe es im Kur- und Tourismusbereich. Große Hoffnungen verbinde man mit der Projektentwicklung eines 300-Betten-Hotels im Gewann "Kinderweide". Die auf Natur, Landwirtschaft und Regionalität ausgerichtete Anlage sei eine einmalige Chance.

Auch dabei komme es auf das vertrauensvolle Zusammenwirken aller Beteiligten an. So bestätige sich, dass "wir" auch immer die anderen seien und die anderen auch immer "wir".

Zur Eröffnung spielte der Trachtenverein Buchenberg unter Leitung von Dirigent Reinhold Dornig.