Um Marktmechanismen und ethisches Handeln ging es bei einer Podiumsdiskussion anlässlich der Albert-Schweitzer-Tage (von links): Gabriele Ludwig, Florian Klausmann, Karin Nagel, Joachim Fetzer und Dieter Toder. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Podiumsdiskussion: Auch Kunden müssen Verantwortung für ihren Part übernehmen

Eine Podiumsdiskussion zum Thema "Markt oder mehr Verantwortung?" gab es im Rahmen der Albert-Schweitzer-Tage.

Königsfeld. Karin Nagel, Leiterin der evangelischen Erwachsenenbildung Villingen, führte die Diskussion. Teilnehmer waren Gabriele Ludwig, Geschäftsführerin der Fair-Handelsorganisation Handtrade GmbH aus Backnang, Dieter Toder (Oberstudiendirektor und Leiter der evangelischen Schlossschule Gaienhofen), Florian Klausmmann, Sparkassendirektor der Sparkasse Schwarzwald-Baar-Heuberg sowie der Theologe und Ökonom Joachim Fetzer, der den Einführungsvortrag zum Thema gehalten hatte.

Bürgermeister Link: Die Notwendigkeit von Regularien ist da

Seiner Meinung, man müsse einfach Regeln für alle festlegen, widersprach Ludwig. Dies bedingt einen Handlungsspielraum den viele nicht hätten. Es gebe viele global Player, die sich Marktregeln nicht mehr aussetzen müssten. Besitz gehe nicht immer auf Kosten anderer, widersprach Klausmann einem von Nagel verlesenen Schweitzer-Zitat. Zwar würden Regeln oft nicht eingehalten, aber grundsätzlich sei Marktwirtschaft das anzustrebende System.

Toder wurde von Nagel mit einem Zitat Schweitzers zum Gebot der Liebe auch Fremden gegenüber konfrontiert. Das Fach Wirtschaftsethik in Gaienhofen solle bei Schülern das Bewusstsein wecken, Marktteilnehmer zu sein und als Konsumenten Macht zu haben. Hauptziel sei, Menschen global in den Blick zu nehmen. Es sei auffallend, wie unwissend junge Menschen hinsichtlich globaler Zusammenhänge seien, so Ludwig.

Auch wolle jeder freie Märkte, aber sobald es um den eigenen Vorteil gehe rufe man nach Schutz. Sie fragte, warum sich der faire Handel und nicht der reguläre zertifizieren müsse.

Klausmann bezweifelte die Sinnhaftigkeit von mehr Ethik in der Ausbildung. Wichtiger sei das tatsächliche Handeln. Kunden müssten Verantwortung übernehmen, so Ludwig. Es habe noch nie so viele Möglichkeiten gegeben, sich für oder gegen etwas zu entscheiden. Wesentlich seien Selbstwahrnehmung und die Frage, wofür man stehe, so Toder.

Zuhörer fragten, ob Politik stark genug ist, um an wachsender Ungleichheit etwas zu ändern und woher Fetzer die Hoffnung nehme, dass sich Wettbewerbskonzepte durchsetzen. Wie schnell es gehe wisse er nicht, so Fetzer. Zynisch klingend könne man sagen, dass man zum Beispiel den Klimawandel hinbekomme.

Bürgermeister Fritz Link sprach die Notwendigkeit von Regularien an. Ziele wie Nachhaltigkeit müsse man dem freien Spiel der Kräfte entreißen, damit sie nicht verloren gingen.

Die Diskussionsrunde stimmte überein, dass ethisches Handeln und regionaler Einkauf sinnvoll sind. Es gehe darum, wie man bestimmte Tätigkeiten bewerte oder ob ein Unternehmen der Allgemeinheit etwas bringe.

Wettbewerb sei von der Zieldefinition mit Freiheit und Nachhaltigkeit in Verbindung zu bringen, so Toder. Nachhaltigkeit ergebe sich, wenn man Freiheit als Verantwortung für sich, andere und die Umwelt definiere.