Referent Hans-Christoph Hahn spricht über das Mitgefühl. Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Hans-Christoph Hahn über echte Persönlichkeiten

Königsfeld. Ein hoch interessantes Thema hatte sich der Historische Verein Königsfeld zu Eigen gemacht – das Mitgefühl. Drei Männer verschiedener Epochen und völlig unterschiedlicher Leben wurden als Beispiele herausgestellt.

Es waren Albert Schweitzer (14. Januar 1875 bis 4. September 1965), Dietrich Bonhoeffer (4. Februar 1906 bis 9. April 1945) und der Dalai Lama (geboren 6. Juli 1935) als einziger noch Lebender der drei. Sie setzten sich mit ihrem Lebenswerk für Mitmenschlichkeit in dieser friedlosen Welt ein.

Grandios vorgestellt wurden Unterschiede und Gemeinsamkeiten durch den Referenten Hans-Christoph Hahn. Er ist Theologe und Psychotherapeut, lebt in Königsfeld, ist gern gesehener Referent beim Historischen Verein.

Albert Schweitzer ist der Liberale, der auf Vernunft, Pflichtgefühl und Selbstdisziplin setzte, in Afrika Kranke heilte und für die Abschaffung der Atomwaffen kämpfte. Seine Maxime war, "ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will". Schweitzers Worte hätten eine große Aktualität in einer Zeit, die nicht gerade von Mitgefühl und Frieden geprägt sei, stellte Hahn fest.

 Dietrich Bonhoeffer sei der Reformer, der die christlichen Kirchen für die mündige, religionslose Welt fit machen wollte und letztendlich als Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime kurz vor Kriegsende im KZ Flossenbürg hingerichtet wurde. "Unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: Im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen" ist ein Kernsatz, der ihn mit Schweitzer verbindet – trotz unterschiedlicher Glaubensauffassungen. Bonhoeffer blieb seinen Grundsätzen bis zu seinem Tode treu: Er betete sogar für seine Henker.

Nochmals deutlich anders sieht der Glaube des Dalai Lama aus. Der Dalai Lama wird im Buddhismus als "Bodhisattva" gesehen, als erleuchtetes Wesen, das aus Mitgefühl reinkarnierte. Der buddhistische Flüchtling wirbt jenseits der bekenntnisgebundenen Religionen bis heute für universelles Mitgefühl. Durch Meditation sieht er die Möglichkeit, vollkommene Selbstbeherrschung zu erlangen. "Das Unwissen, das Begehren und der Hass sind die Quelle aller negativen Eigenschaften des Menschen", stellt er anheim. "Ich habe für mich herausgefunden, dass sich die höchste innere Ruhe aus der Entwicklung von Liebe und Mitgefühl ergibt", ist eine seiner zentralen Aussagen.

Allen drei Männern ist neben dem universellen Mitgefühl auch gemeinsam, dass sie den Menschen mit all seinen Schwächen und Fehlern annehmen und mehr Achtsamkeit vor allem Leben propagieren, ein neuer Weg jenseits aller Religionen. "Ethik ist nicht auf Religion gegründet", wusste auch der Referent, der am Ende seines Vortrags für Fragen der rund 50 Besucher offen war.