Der Vandalismus siegt: Die Wassertretstelle beim Grillplatz im Glasbachtal wird aufgegeben. Foto: Vaas Foto: Schwarzwälder-Bote

Königsfeld darf sich als Kurort gleich zweier Prädikate rühmen / Mehrere Anlagen bieten umfangreiches Angebot

Von Dieter Vaas

Königsfeld. Als Kneippkurort spielt Wasser für Königsfeld schon lange eine ganz besondere Rolle. Im Gegensatz zum weiteren Prädikat Heilklimatischer Kurort lässt sich hier so manches steuern. Vor allem bauliche Voraussetzungen können geschaffen werden. Hier gab es in den vergangenen Jahren gewaltige Anstrengungen.

Das Prädikat Kneippkurort wird in Deutschland an Ortschaften vergeben, in denen Wasserkuren nach Sebastian Kneipp angeboten werden. Sie gelten aber nicht als Heilbäder. 1889 eröffneten die Franziskanerinnen von Reute in Biberach an der Riß im Jordanbad die erste ärztlich geleitete Kneippsche Wasserheilanstalt Deutschlands.

In Königsfeld ging die Initiative von der privaten Hotellerie und Gastronomie aus. Diese versuchte, durch die Einführung der Kneippschen Therapie mit Kneippeinrichtungen in einigen Hotels neue Akzente zu setzen. Die staatliche Anerkennung und Prädikatisierung als Kneippkurort erfolgte im Jahr 1976.

Der mit Abstand größte Brocken für die Gemeinde bei der Sicherung des Prädikats war der Neubau des "curavital". Es ersetzte nicht nur das längst nicht mehr zeitgemäße Kurmittelhaus aus dem Jahr 1954, sondern schuf auch ganz neue Angebote. Hier kommen auch zahlreiche Anwendungen nach Kneipp mit kompetenter Anleitung eines Kneipp-Therapeuten zum Einsatz. Inhalationen, Güsse, Arm-, Fuß- und Sitzbad werden verabreicht. Die unterschiedlichsten Bäder werden eingelassen. Ein Lichtsprudelbad sorgt für ganz besonderes Wohlbefinden. Die Entspannung auf der Schwebeliege bringt neue Kraft für den Alltag. Für Sebastian Kneipp als ganz persönlichen Wohlfühltrainer wirbt eine Tafel bei der Anlage am Curavital.

Zum Spaziergang und zur Abendmeditation

"Die intensive Kooperation mit dem neu formierten Kneipp-Verein Villingen/Königsfeld stärkt das Profil unseres Kneipp-Kurorts", sagt Bürgermeister Fritz Link. Der erste Kneipp-Aktionstag zum 120-jährigen Vereinsbestehen im Juni habe ein reichhaltiges Festprogramm mit attraktiven Mitmach-Programmen und Aktionen gebracht. Mit 250 Besuchern sei die Resonanz positiv ausgefallen.

Das regelmäßige Kneipp-Angebot für die Allgemeinheit wurde seither ausgebaut. So findet jetzt regelmäßig donnerstags gemeinsames Wassertreten statt. Dem angeschlossen geht es zum Spaziergang und zur Abendmeditation. Das Angebot des Kneippvereins ist kostenlos. Treffpunkt ist an der Wassertretanlage hinterm "curavital", das auch sonst kostenlos genutzt werden kann.

Schon seit vielen Jahren gibt es zudem Kneippanlagen im Kurpark sowie am Doniswald in Richtung Reitplatz. Beide laden schon allein wegen ihrer Lage zum Verweilen ein. Alle drei Anlagen verfügen auch über Armbäder.

Bald Vergangenheit ist dagegen die Wassertretstelle am Grillplatz im Glasbachtal. "Die Anlage ist nicht mehr pflegbar und der Vandalismus ist nicht in den Griff zu bekommen", nennt der Bürgermeister den Grund. Er verweist auch auf die weiterhin ebenso kostenlos nutzbaren kommunalen Einrichtungen.

Grillplatz, Schutzhütte und Ruhebänke, die etwas oberhalb der Quelle erfreuen, bleiben erhalten. Das Wasser wird weiter fließen, das Becken aber nicht mehr so intensiv gepflegt.

Die Gesamtanlage gestaltete die Landesforstverwaltung im Jahr 1979 für Einwohner, Wanderer und Feriengäste. Entlang des Glasbachs lagen bis zum 30-jährigen Krieg die Gehöfte des im Jahre 782 erstmals genannten Ortes Buchenberg. Die zur Siedlung gehörende 1000-jährige Nikolauskirche steht noch heute unterhalb des heutigen Dörfles. Das Gehöft, das an der Quelle der Wassertretstelle einst stand, wurde zerstört. An dessen Stelle wurde im Jahr 1632 im Dorf eine neuer Hof gebaut.

Aber auch das Freibad "solara" spielt bei all den Kneipp-Angeboten eine wichtige Rolle. Durch den Umbau und die Modernisierung wagte die Gemeinde den entscheidenden Schritt zum Erhalt dieser Einrichtung. Die Besucherzahlen gaben in den vergangenen Jahren den Planern Recht. In dieser Saison lief es dagegen ausgenommen schlecht. Nach gutem Start hielt die wechselhafte Witterung im August die Badegäste fern. Aktuelle sind es weit unter 30 000 Besucher. Diese Zahl wird auch durch mögliche noch so schöne Badetage in dieser Saison kaum noch erreicht werden. Zuvor lag der Jahresdurchschnitt seit dem Umbau bei über 50 000 Besuchern. Der ohnehin kalkulierte Verlust wird sich voraussichtlich um bis zu 50 000 Euro erhöhen.

Höchstes Prädikat "Heilklimatisch"

Das Klima in Königsfeld weist geringe Jahresniederschlagsmengen auf. Es ist fast völlig nebelfrei. Vor allem im Herbst und Winter bei Hochdruckwetterlagen mit Temperaturumkehr ist die Sonneneinstrahlung (1730 Stunden jährlich) ausgezeichnet. Die Wälder wirken durch Windschutz ausgleichend und sorgen außerdem für hohen Sauerstoff- und Ozongehalt der Luft.

Dies sind Voraussetzungen für die unter Luftkurorten höchste Prädikatisierung als Heilklimatischer Kurort. Diese erfolgte für Königsfeld im Jahr 1949. Seither werden die Daten ununterbrochen durch systematische Wetterbeobachtungen nachgewiesen.