Für die musikalische Umrahmung sorgte das "Quartett Freilach". Mit Jazz und Klezmer auf Weltniveau begeisterten Juri Smirnov (Piano, Saxophon, Akkordeon), Leonid Khenkin (Klarinette), Ilya Khenkin (Euphonium, Posaune) sowie Michail Winnizkij (Knopfakkordeon) die Gäste. Foto: Schwarzwälder-Bote

Geburstagsfeier: Vor 40 Jahren Albert-Schweitzer-Klinik gegründet / 165 000 Patienten behandelt

Mit einem Konzert- und Vortragsabend feierte die "Mediclin Albert Schweitzer und Baar Klinik" ihr 40-jähriges Bestehen und das Zehnjährige der "Mediclin à la carte". Viel Lob gab es vor allem für Mitarbeiter.

Königsfeld. Der Lebenslauf der Klinik zeige die Behandlung unterschiedlichster Krankheitsbilder, so der kaufmännische Direktor Ralf Ruchlak. Er versuchte sich an einer Einordnung des Jubiläums. Stehe die Klinik am Karrierebeginn oder vor der Rente?

Die 40 Jahre seien nicht spurlos vorübergegangen. Das erste große Facelifting habe es bereits gegeben. Die heutige Medizin könne man mit den Anfängen nicht vergleichen. "Wir sind jugendlich und absolut up-to-date aufgestellt." Ruchlak übergab einen Scheck zur Unterstützung der Arbeit von Lambarene und warb für weitere Spenden durch die Festgäste.

Bäume seien ein entscheidender Faktor für das Entstehen der Klinik gewesen. Der durch Windbruch angeschlagene Rotwald habe es der Gemeinde ermöglicht, die Fläche als Sondergebiet für Kurzwecke auszuweisen. In 15 Monaten Bauzeit entstand die Klinik. Ruchlak zitierte eine fast poetische Beschreibung des Komplexes. Was den Ort aber besonders mache, seien die Menschen die hier arbeiteten und bisher etwa 165 000 Patienten behandelten.

Den Namensgeber der Klinik verband Ruchlak mit Leidenschaft, Anteilnahme, Demut und medizinischer Kompetenz. Schweitzer werde hier gelebt, der Patient begleitet um zu genesen. Auch künftig stehe nicht so sehr Technik im Mittelpunkt, sondern der Mensch, der bereit sei, sich für andere einzusetzen.

"Nüchterner Enthusiasmus"

Am Beispiel von Lambarene werde deutlich, dass nicht die bauliche Struktur entscheidend sei, sondern der Wille, anderen zu helfen. Ein Zitat Schweizers von "nüchternem Enthusiasmus" sah Ruchlak als wunderbare Beschreibung all der Arbeit der Bediensteten. Nicht immer sei die Pflege leicht. Trotzdem verstehe man es als Pflicht, jeden Tag auf individuelle Bedürfnisse der Patienten einzugehen. Alle Mitarbeiter im Gesundheitswesen zählten zu leisen Helden im Alltag. Wichtigste Innovation bleibe, anderen zu helfen.

"Mediclin à la carte" übernehme die gastronomische Vollversorgung von 32 Rehakliniken und biete bedarfsgerechte Verpflegung für Senioren, so Lothar Heinke, Stellvertreter der Geschäftsleitung. "Wir reden nicht nur über gesunde Kost, wir praktizieren sie." Alle Komponenten unterlägen strengen Auswahlverfahren. Mehr als 800 Mitarbeiter versorgten täglich 8000 Personen und bereiteten allein im Jahr 2016 rund 2,2 Millionen Mahlzeiten zu. "Mediclin à la carte" sei das Dessert, der süße Punkt der Reha-Maßnahmen. Allein in Königsfeld würden jährlich 450 000 Essen zubereitet, zwei Tonnen Kaffee, 3,3 Tonnen Quark und 14,6 Tonnen Fleisch verbraucht. In keiner anderen Reha-Klinik seien Teamgeist und Zusammenarbeit so ausgeprägt wie in Königsfeld.

Die Klinik leiste einen wichtigen Beitrag im Gesundheitssystem, sagte Bürgermeister Fritz Link. Ihre Eröffnung sei rückblickend ein Meilenstein der kurörtlichen Entwicklung des Orts, aber auch Ausdruck der Klinifizierung im Gesundheitswesen. Mit fast 250 Mitarbeitern sei sie größter Arbeitgeber Königsfelds, behandle Patienten mit koronarer Herzkrankheit, Infarkt, Herzrhythmusstörung, chronischer Bronchitis oder Lungenentzündung. Sie verfüge über modernste Diagnostik und Therapieformen und sei ein Alleinstellungsmerkmal der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg.

Die Klinik habe einen bewundernswerten diagnostischen Ansatz, einen hervorragenden Ruf und anerkannte Kompetenz beispielsweise bei Diätetik oder Ernährungswissenschaft. Sie knüpfe auch heute mit großem Erfolg an alte Traditionen an und sei in einer Focus-Bewertung als eine der besten deutschen Reha-Kliniken genannt. Sie biete eine zukunftsorientierte Ausrichtung auf Bedarf und Entwicklungen der Gesellschaft. Ziel sei von Anfang an gewesen, Patienten auch bei komplizierten Erkrankungen dauerhaft Hilfe zu leisten.

Die Klinik trage in ganz entscheidender Weise zum Gäste- und Übernachtungsaufkommen Königsfelds bei. Mit bisher 3,6 Millionen Übernachtungen gehöre sie zu den Eckpfeilern des Kurbetriebs. Insgesamt sei das Bewusstsein gewachsen, dass Gesundheit und Wohlbefinden nicht nur von Medizin abhingen. Es gehöre auch Vorsorge und Eigenverantwortung dazu. Bei der Kooperation von Gemeinde und Klinik lege man deshalb besonderen Wert auf Bildung und Aufklärung der Patienten. Getreu dem Schweitzer-Motto "Leben erhalten ist das einzige Glück" erführen die Mitarbeiter sicher täglich Glücksmomente. Als besonders angenehm empfänden Patienten neben der technischen Kompetenz das Behandlungsgespräch und die Kommunikation. Es brauche nicht nur fachliche Hilfe, sondern auch menschlichen Zuspruch. Beim Versuch, den ganzen Menschen im Blick zu haben, habe die Klinik Maßstäbe gesetzt.