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Telekom drängt Geschäftsmann aus Königsfeld zur Anschlussumstellung / Wochenlang schlechte Internetverbindung

Der Breitbandausbau im ländlichen Raum ist für Unternehmen oft nicht profitabel. Dass das zu Problemen führen kann, zeigt ein aktueller Fall aus Buchenberg.

Königsfeld-Buchenberg. Einkaufen, Bankgeschäfte tätigen, mit Freunden in Kontakt bleiben – vielerlei läuft heute über das Internet. Im Umkehrschluss bedeutet das: Wer keine schnelle Verbindung besitzt, hat ein Problem. So wie Andreas Haas aus Buchenberg.

Hotline-Mitarbeiterin macht massiv Druck

Seit Wochen hat der Geschäftsmann eine so geringe Übertragungsrate, dass Internetseiten mehrere Minuten brauchen, um zu laden. E-Mails werden nicht mehr zuverlässig verschickt, beim Online-Banking wird er regelmäßig aufgrund von Zeitüberschreitungen ausgeloggt.

Rückblick: Im Februar erhält Haas einen Brief von der Deutschen Telekom. Inhalt ist die geplante Umstellung des Konzernnetzes auf eine sogenannte IP-Plattform. Haas soll im Zuge dessen seinen alten ISDN-Anschluss in einen IP-fähigen Anschluss tauschen.

Doch der Königsfelder ist mit seiner bisherigen Internetverbindung zufrieden. Auch wenn diese nicht sonderlich schnell ist, kommt eine Umstellung für ihn nicht in Frage. "Dann hat die Hotline angerufen und massiv Druck gemacht", erinnert er sich. Wenn er das neue Angebot ablehne, werde der Anschluss auf Mitte April gekündigt. Haas hat keine Wahl, er lässt seinen Vertrag umstellen. "Es ist ja quasi eine Zwangsehe", sagt er und verweist damit auf die Monopolstellung der Telekom.

Jochen Cabanis, Geschäftsführer des Zweckverbandes Breitbandversorgung, erklärt, in welcher Zwickmühle Haas steckt: In ländlichen Gegenden sind oftmals lediglich alte Kupferleitungen der Telekom verlegt. Andere Anbieter – so argumentiert die Telekom – können diese theoretisch ebenfalls nutzen. Praktisch geschehe das allerdings nicht, weshalb eine wirkliche Alternative fehle.

Für den Geschäftsmann stellt sich die Umstellung als Katastrophe heraus, ein Schritt "vom Mittelalter in die Steinzeit", wie er sagt. Die bereits zuvor relativ geringe Übertragungsrate sinkt rapide. Für Cabanis ist der Fall klar. Die Kupferleitungen verlieren über die Distanz an Leistung, weshalb von vornerein in abgelegenen Haushalten eine schlechte Verbindung herrscht. "Im Zuge der Umstellung braucht man für das Telefonieren mehr Bandbreite als früher, für den Rest bleibt also weniger übrig", sagt er.

Ihm seien viele Fälle im Landkreis bekannt, bei denen Internetnutzer nur schlechte oder teils gar keine Verbindung erhalten. Die geplante Umstellung des Kommunikationsunternehmens sei zwar richtig, die bestehende Technik hierfür allerdings veraltet. "Die Menschen, die weiter draußen wohnen, werden daher komplett abgekapselt", bilanziert er.

Unternehmen weist Schuld von sich

Angesprochen auf Haas’ Problem, weist die Pressestelle der Telekom die Schuld von sich. "Da gibt es gewisse Facetten, die mit hereinspielen", meint Mitarbeiter André Staudt angesichts der schlechten Verbindung. Diese könne etwa durch die Wahl des Rechners oder Browsers negativ beeinflusst werden. Er selbst habe zu Hause auch keinen schnelleren Anschluss.

Link: "Das ist aus meiner Sicht Versagen"

Als Haas den drastischen Unterschied bemerkt, versucht er, den Vertrag rückgängig zu machen. "Da war es schon zu spät", meint er. Darauffolgende Kontaktaufnahmen und Beschwerdebriefe liefen ins Leere.

Staudt meint indes, dass man beim momentanen Ausbau noch am Anfang stehe. Die Bandbreite könne zukünftig je nach Gebiet angehoben werden. Was das konkret für die Zukunft von Königsfeld und speziell für den Fall von Haas bedeutet, weiß man bei der Pressestelle nicht genauer zu beantworten. Sicher ist: Bis 2018 möchte die Telekom das gesamte Netz auf IP umstellen. "Auch wenn die Umstellungen millionenfach reibungslos verlaufen, bedauern wir jeden einzelnen Fall, bei dem es zu Verzögerungen und Störungen in der Umstellung kommt", sagt Staudt.

Die vagen Behauptungen bezüglich des Ausbaus decken sich dabei nicht mit denen des Bürgermeisters. Denn Fritz Link stellt klar, dass die Telekom erklärt habe, dass sie in Königsfeld nicht ausbauen werde. "Das ist aus meiner Sicht ein Versagen und eigentlich ein Skandal", so Link. Nun müsse die öffentliche Hand die Angelegenheit übernehmen – obwohl es nicht in deren Aufgabengebiet falle.

Im Fall von Andreas Haas liegt die Hoffnung auf der Versorgung durch den Zweckverband Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar, der im Auftrag der Gemeinde Königsfeld Glasfaser verlegt. "Für ihn gibt es sonst keine Chance", meint Cabanis. Wo und wann ausgebaut wird, entscheidet die Gemeinde. "Langfristig wollen wir jeden angeschlossen haben", sagt er.

Bis es so weit ist, muss Haas mit seiner Situation leben. "Die Telekom hat mir etwas aufs Auge gedrückt, was mich sowohl im privaten als auch beruflichen Leben einschränkt," bilanziert er. Was bleibt, ist Wut und Enttäuschung.