Helfried Günther Glitsch berichtet über den eher unbekannten Maler Gustav Kampmann und zeigt auch Bilder. Foto: Paskal Foto: Schwarzwälder-Bote

Historischer Verein stellt den unbekannten Maler vor

Von Christel Paskal

Königsfeld. Der Historische Verein Königsfeld trifft sich bis zu sechsmal im Jahr zu den Königsfelder Begegnungen. Dann wird über ein Thema mit Bezug oder über eine Geschichte zu Königsfeld referiert.

Der Vorsitzende Knut Schröter begrüßte erfreut und überrascht die mehr als 40 Interessierten im Katharina-von- Gersdorf-Saal zu dem eher unbekannten Maler Gustav Kampmann. Helfried Günther Glitsch war auf einer Ausstellung im Kunstmuseum Hohenkarpfen. Dort stellte er durch die Gemälde erstaunt fest, dass dieser Maler oft in Königsfeld gemalt hat. Die Ausdruckskraft seiner Gemälde und Zeichnungen haben Glitsch magisch angezogen. So hat er sich kundig gemacht.

Gustav Kampmann wurde im September 1859 im Boppard am Rhein als Sohn eines Arztes mit Kurbetrieb geboren. Von 1879 bis 1883 besuchte er die Großherzoglich-Badische Kunstschule in Karlsruhe.

Führende Rolle im Künstlerbund

1896 wurde der Künstlerbund in Karlsruhe gegründet und Kampmann im Jahr 1898 zum zweiten Vorsitzenden gewählt. In dieser Position waren diplomatisches Geschick und Standvermögen erforderlich. Seine Kollegen sagten über ihn, er sei vom Malen besessen gewesen. Der äußerst gebildete und viel gereiste Maler litt an Rheuma und einer Erkrankung der Augen. Er erhoffte sich Linderung während einer Kur in Bad Godesberg. Da sich seine Hoffnung nicht erfüllte, beendete er 1917 sein Leben.

Über eine damalige Anzeige zu einer Damen-Malschule schmunzelten die Zuhörer. Glitsch erklärte: "Früher war es für Pfarrerstöchter oder Mädchen aus gutem Hause wichtig, etwas von den Grundlagen der Malerei zu verstehen." Im Jahr 1897 war der Maler das erste Mal im Schwarzwald-Baar-Kreis. Ab 1902 hat er oft in einer Pension in Mühllehen genächtigt.

Auf dem 1897 entstandenen Bild" sind blauer Himmel, eine grüne Wiese und ein rotes Hausdach abgebildet. Er besaß die Fähigkeit zur Reduktion und Abstraktion. Es gelang ihm, mit zwei bis drei Farbflächen zu malen, und trotzdem konnte genau festgestellt werden, wo es gemalt worden war. Details wurden zurückgedrängt.

In seinem letzten Studienjahr 1883 ist die Zeichnung "Dorfstraße in Wielenbach" entstanden. Hier wie auch auf der Zeichnung "Blick auf Martinsweiler mit Ruine Waldau" 1898 sind die Strukturen relativ offen. Glitsch meinte: "Wenn man Augen hat, kann man unendlich viel sehen." Selbst die Zeichnung "Eisenbahnschienen" 1904 hat mit wenigen Strichen einen starken Ausdruck. Kampmann gehörte zur ersten Garde der damaligen Landschaftsmaler. Er war sowohl national als auch international tätig, so 1900 auf der Weltausstellung in Paris und 1904 in St. Louis. Trotzdem blieb seine ökonomische Situation angespannt. Er malte an die 500 Bilder, wovon er 125 verkaufen konnte. Nur acht schafften es in öffentliche Sammlungen. Er war einer der kreativsten Künstler seiner Epoche mit avantgardistischen Ideen.

Die Besucher waren von dem 45-minütigen Vortrag sehr angetan, und Knut Schröter meinte: "Nach diesen informativen Erläuterungen würde ich mit ganz anderen Augen in eine Ausstellung von Kampmann gehen."