Knut Schröter begrüßt die Besucher zum Vortrag über die Kulturlandschaft rund um Königsfeld, entlang der Eschach oder beim Glasbach. Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Historie des Glasbachtals / Vortrag über Gebäude, Tier- und Pflanzenarten

Königsfeld. Der Ort beherbergt in seiner Umgebung seltene Tier- und Pflanzenarten. Unter dem Titel "Natur und Kultur" präsentierten Siegfried Harr und Karl-Heinz Faisst im Haus des Gastes Ergebnisse ihrer Forschungen.

Eingeladen hatte der Historische Verein im Rahmen der "Königsfelder Begegnungen". Er freue sich über viele Besucher aus Buchenberg, dem Teilort der seine Existenz nahezu dem Glasbachtal verdanke, so der Vereinsvorsitzende Knut Schröter. Das sei ein ganz wichtiges Stück Kulturlandschaft.

Harr und Faisst sprachen über badische und württembergische Eschach. Sie bilden ein 208 Kilometer langes Gewässersystem, für das der Glasbach der Haupt-Wasserlieferant ist.

Zur württembergischen Eschach komme von Nordosten kaum Wasser, weil es im dortigen Karstboden versickert und erst im Neckartal wieder herauskommt. Gespeist werde die württembergische Eschach hauptsächlich aus dem westlichen Buntsandstein. Erstaunlich sei, dass dessen kleine Rinnsale Mühlen antrieben. Dafür seien früher Teiche gegraben worden um an überhaupt mahlen zu können.

Fotos dokumentierten neben seltenen Tier- und Pflanzenarten auch altehrwürdige Gebäude wie Hallersche und Untere Mühle. Die Quelle der Badischen Eschach liege im Tannwald zwischen Mönchweiler und Königsfeld, so Harr. Das bescheidene Rinnsal führe selbst bei großer Trockenheit Wasser. Im dortigen Naturschutzgebiet gebe es viele Orchideen, wie das breitblättrige Knabenkraut oder die zweiblättrige Waldhyazinthe, dazu andere Pflanzen wie Hahnenfuß oder niedrige Schwarzwurzel.

Die Redner widmeten sich auch Sehenswürdigkeiten wie dem Albert-Schweizer-Haus oder dem Hörnlehof. Ein Schwerpunkt war zudem der Glasbach, dessen Ursprung am Brogen liegt. Am Glasbachsee gibt es Bärwurz, dessen alkoholische Auszüge laut Harr magenstärkend wirken sollen. Die Junghansmauer an der Glasbachhalde sollte ursprünglich einen See anstauen. Der Plan wurde aber nie verwirklicht.

Das Lindenloch im Glasbachtal sei ein Paradies für Insekten und Amphibien, so Harr. Beispielsweise für das Bachneunauge, ein Knorpelwesen das seit 400 Millionen Jahren unverändert sei. Sehr selten sei die Zauneidechse. Fotos zeigten Taubenschwänzchen, Strauchheuschrecke oder Ringelnatter. Den Teichfrosch, eine Kreuzung aus Wasser- und Seefrosch, gebe es erst seit der letzten Eiszeit.

Erst vor wenigen Jahrzehnten aus dem Mittelmeerraum eingewandert sei die Wespenspinne. Kurios war das Foto einer Erdkröte, die sich tot stellte und einen "fürchterlichen Verwesungsgeruch" verströmte.

Reichhaltige Flora und Fauna biete die Talaue bei der Ruine Waldau. Darunter Wiesenbärenklau, Totenkopfschwärmer oder die farbenfrohe Schlehen-Bürstenspinner-Raupe.

Zur Nonnenmühle wusste Harr zu berichten, dass der Name nichts mit geistlichen Frauen zu tun hat sondern vom mittelalterlichen "Nunnen" stammt, einer Bezeichnung für unfruchtbares Vieh. Informationen gab es auch zum Kirchweg zwischen Schabenhausen und Weiler, Reutenbach, dem Ort Fischbach und seinem Münzerfest oder dem Kloster Heiligenbronn. Fotos zeigten Flussmuscheln, Uhu und Sperlingskauz oder den Rotmilan.

Dessen zarte Flügelknochen können laut Harr durch den Winddruck von Windrädern gebrochen werden. Häufiger als geahnt sei der Eisvogel, "der Edelstein unserer Gewässer".

Gegenübergestellt wurden Karten der ursprünglich mäandernden Eschach und deren begradigtem Verlauf. Harr warb für Wintervogelfütterung aufgrund des katastrophalen Rückgangs der Insekten.

Als Ursache vermutet würden Neonicotinoide oder Herbizide. 80 Prozent der heimischen Vögel lebten von Insekten. Faisst war eher für die technische Seite zuständig und erklärte die Entstehung von Fotos per mobiler Hebebühne oder Motordrachen.