Kurort steigt in Breitbandplanung ohne Zuschuss ein / Schulen zügiger ans schnelle Netz / Haushalte profitieren

Von Stephan Hübner

Königsfeld. Anders als gedacht entwickeln sich die Pläne für einen flächendeckenden, direkten Breitbandanschluss von Gebäuden (FTTB). Im Gemeinderat gab es einen Sachstandsbericht des Zweckverbands Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar-Kreis.

Bürgermeister Fritz Link verwies auf bisherige Bemühungen der Gemeinde, Glasfaser in alle Ortsteile zu legen. Noch im Bau sind Burgberg, Erdmannsweiler und Neuhausen. Laut Telekom soll am 17. September eine Informationsveranstaltung im Gasthaus Engel in Neuhausen für alle drei Ortsteile stattfinden.

Da die "letzte Meile" immer noch per Kupferkabel überbrückt wird, sinken die Datenraten entsprechend. Deshalb will der Zweckverband flächendeckend Glasfaser bis zu jeder Grundstücksgrenze verlegen.

Im Haushalt stehen 32 000 Euro bereit

Im Haushalt 2015 sind für die Strukturplanung 32 000 Euro eingestellt. Damit sollten alle Gemeindebereiche fachlich kompetent überplant werden. Allerdings sind bisher die EU-Zuschussrichtlinien nicht veröffentlicht. Deshalb konnten noch keine Planungen ausgeschrieben werden.

Nun stiegen laut Link die Fördermittel des Landes für den Bau von 30 auf 60 Millionen Euro. Wenn man jetzt warte, bis die EU-Mittel für die Planung bereitstehen und die Strukturplanung in Gang komme, werde die Planung wohl erst Ende 2016 erledigt sein. Deshalb sollte nach Meinung der Verwaltung ohne den Zuschuss geplant werden, um den Landeszuschuss für den Bau in Anspruch nehmen zu können. Der stieg von 30 auf 90 Prozent.

Jochen Cabanis, Geschäftsführer des Zweckverbands, erläuterte weitere Details. Jede Gemeinde gebe das Tempo des Ausbaus vor. Angestrebt durch FTTB werden mindestens 500 bis 2000 Mbit für Privatleute, für Gewerbliche noch mehr, und zwar sowohl beim Up- als auch beim Download. Aufgabe des Zweckverbands ist es, Glasfaser bis zur Grundstücksgrenze zu verlegen. Auf den Eigentümer kommen vermutlich Kosten von 1000 bis 2000 Euro für den eigentlichen Hausanschluss zu. Der Verband sucht dann einen Betreiber für das gesamte Netz in Baden-Württemberg. Der muss die aktive Technik in die Standorte einbauen.

Betreiber muss Konkurrenz zulassen

Cabanis stellte auf Nachfrage von Hans Mack klar, dass es für die Kunden nicht nur einen Anbieter geben wird. Die werden wie bisher die Wahl zwischen Verschiedenen haben. Denn der Betreiber muss Konkurrenten auf das verlegte Netz lassen. Die Kunden werden eine monatliche Gebühr zahlen.

Link wies darauf hin, dass die Wirtschaftlichkeit des Projekts von der Anzahl der Teilnehmer lebt. Die sich ergebende Pacht gibt der Zweckverband an die Kommunen weiter.

Thomas Fiehn befürchtete für seinen Anschluss der Telekom Probleme bei der Mitnahme der Telefonnummer. Die Mitnahme sei eigentlich Standard, so Cabanis. Fakt sei, dass die Telekom Anschlussnehmer der Gemeinde über ein Jahr lang damit dafür bestraft habe, dass sie den Anbieter wechselten, so Link. Das werde als strategisches Mittel eingesetzt. Der Zweckverband könne aber dagegen klagen, so Cabanis.

Ein besonderes Programm dient dazu, Schulen zügiger, aber ungefördert anzuschließen. Dabei können Zuschüsse von bis zu 90 Prozent erzielt und gleichzeitig alle auf der Strecke liegenden Haushalt mit angeschlossen werden. Das würde vier Schulen, 190 Gebäude und voraussichtlich Teile der Gewerbegebiete in Erdmannsweiler und die Lotterwiesen in Neuhausen betreffen. Erste Baumaßnahmen könnten im August 2016 beginnen. Die Planungskosten lägen für die Gemeinde bei 21 500 Euro.

Der Gemeinderat stimmte für diese Pläne.