"Brass-Gladiatoren" ziehen in voll besetzten Kirchensaal ein / Chris Woods nicht dabei

Von Siegfried Kouba

Königsfeld. Nicht zum ersten Mal war die Bläservereinigung Eurobrass zu Gast in Königsfeld. Sie wirkte wie ein Magnet, denn das Publikum kam in Scharen. Kein Platz war mehr zu haben, aber Eurobrass gewann gegen Andrang und Hitze.

Die zwölf Musiker überzeugten mit profaner und sakraler Musik. Ferner waren sie Verkünder und Exegeten der Bibel in Wort und Tönen. Nicht mehr dabei war nach 21 Jahren Chris Woods, dem Königsfeld per Video herzliche Grüße übermittelte. Die Moderation übernahm die bekannte Leiterin Angie Hunter, die in Neuhausen lebt.

Bei der Vorstellungsrunde war viel über die einzelnen Musiker zu erfahren. Leider schlich sich auch eine rassistische Bemerkung ein, die völlig unpassend war, aber auch Freunde fand, wie Applaus und Lachen mancher Zeitgenossen bewiesen. Die Musik jedoch war vollkommen frei von derartigen Zungenschlägen.

Im Gegenteil: Geboten wurde eine Palette von heiter bis ernst, von unterhaltsam bis religiös tiefgehend. Die technische Beherrschung der Instrumente war hervorragend, genau so wie die interpretatorische Bandbreite.

Unter Beifall zogen die "Brass-Gladiatoren" in den Kirchensaal ein und boten zum Auftakt Rimskij-Korsakows "Prozession der Edlen" mit fanfarenhaften Charakter und lyrisch-angenehmen Teil. Danach waren mit enormen Tempi, heiterer Ausstrahlung und gelungenem Schluss zwei Sätze von Jan Koetsier für vier Posaunen zu hören.

Als Kontrast dazu: Romantische Musik von Grieg mit Soli von Trompete und Flügelhorn und sattem Klang der Tuba: flüssig, balladenhaft und kantabel vorgetragen. Bei "Contrapunctus IX" aus "Kunst der Fuge" von Bach kam besonders das Euphonium zur Geltung. Gelungen war die fugierte, intonations-sichere Interpretation. Die internationale Ergänzung kam von Gustav Holst: das "Lied ohne Worte" mit dunkler Einfärbung und Trauermarsch artigem Grundton.

Da einige Musikanten aus den USA kamen, lag es nahe mit Cowboy-Hut und G. Güntzels "Die vier Reiter" in den "Den wilden Westen" (Woods-Bearbeitung) zu galoppieren - teils mit viel Sentiment, accellerierenden Läufen, ausgelassener Heiterkeit, Show-Elementen und Bonanza-Klängen.

Chris Woods, ein ausgezeichneter Arrangeur, hatte "Bei dir Jesu, will ich bleiben" und "Von Gott will ich nicht lassen" zu einem Medley mit hymnischem Vorspiel und deutlichem cantus firmus geformt, in den das gesamte Auditorium einstimmen konnte.

Es folgten Stücke, die von der Beziehung von Gott zu den Menschen und dass das Leben nicht immer einfach ist, handelten. Da erklang das bläserische Highlight "Die Sieger" (Broughton/Roundtree), "Ich bin ja nur Gast auf Erden" und der Suaheli-Song "O Sifuni Mungu" mit afro-amerikanischen Momenten, fetziger Solotrompete und rassigem Schlagwerk. Von drei Hörnern erklang der feierliche Choral "Der Herr segne dich" und von der überwindenden Energie kündete "In dem Kreuz liegt die Kraft", abgerundet durch das "Gloria" von John Rutter.

Der Applaus war überwältigend, Zugaben waren fällig und Eurobrass verabschiedete sich schließlich "Mit Ernst, o Menschenkinder".