Jutta Grothaus aus Erdmannsweiler beherrscht die Kunst des Klöppelns. Foto: Kauffmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Hobby: Jutta Grothaus’ Klöppelkurse sind gefragt: Auch Villinger Radhaube steht auf dem Stundenplan

Klöppeln wird heute nur noch hobbymäßig betrieben, aber nicht weniger professionell. Jutta Grothaus hat ihre Leidenschaft dafür entdeckt. In Villingen gibt sie Kurse, die teils auf Jahre ausgebucht sind. Das liegt vor allem an einem bestimmten geklöppelten Kopfschmuck.

Königsfeld-Erdmannsweiler. Das Klöppeln ist eine Wissenschaft für sich: Hunderte Nadeln, dutzende Fäden und kleine Holzstäbchen, an denen Fäden aufgewickelt sind, wirken auf Laien wie ein durcheinander geratenes Sammelsurium. Doch was auf den ersten Blick chaotisch anmutet, folgt einer streng eingehaltenen Reihenfolge: "Beim Klöppeln muss man sehr akkurat und ordentlich sein", sagt Jutta Grothaus aus Erdmannsweiler.

"Man sieht, wie mit den eigenen Händen etwas Schönes entsteht. Da wird man irgendwann süchtig", sagt sie lachend. Auf ihrem Klöppelkissen entsteht gerade ein Handschuh. Die Oberseite ist schon fertig. Insgesamt acht Stunden habe sie dafür gebraucht. Jetzt ist sie am Daumenstück. Die Einzelteile fügt sie später zusammen.

Zu jedem Teil, das sie klöppelt, gehört eine originalgroße Schablone, der "Klöppelbrief", der auf dem Kissen fixiert wird. Danach steckt Grothaus Nadeln in vorgegebene Stellen. Dort sollen die Fäden später einmal ihre Laufrichtung ändern. Aufgewickelt sind sie an kurzen Holzstäbchen, den "Klöppeln". Jetzt komme es darauf an, wie sie die Anordnung dieser Klöppel verändert – je nach Muster und Größe des Stücks, können das hunderte Holzstäbchen sein.

Zehn Jahre Ausbildung

Gothaus erklärt: Gleichzeitig werden meist nur zwei oder vier Klöppel benutzt. Die Art, wie ihre Anordnung verändert wird, nenne man "Schlag". Beim Leinenschlag müssen etwa alle vier Stäbchen in einer bestimmten Reihenfolge übereinander gelegt werden.

Dieses komplizierte Handwerk lernte Gothaus zuerst an der Volkshochschule kennen, später besuchte sie Kurse des Deutschen Klöppelverbands: Acht Kurse, teilweise mit theoretischen Tests, hat sie dabei bestehen müssen.

Zehn Jahre brauchte sie dafür. Nur eine Prüfung fehlt ihr, um als Dozentin anerkannt zu werden. Lehrgänge bei der Volkshochschule gibt sie schon länger. Die Resonanz auf ihre Angebote zeige, wie beliebt dieses alte Handwerk noch heute sei. "Man kann sich in den Spitzen verlieren", sagt Grothaus, das Klöppeln habe etwas Meditatives und Entspannendes. Ihre Kurse seien teilweise auf Jahre hin ausgebucht.

Es ist ein traditioneller Kopfschmuck, der ihre Angebote bei vielen Teilnehmerinnen so beliebt macht: die Villinger Radhaube, wie sie die Begleiterin des Narro trägt. Das kunstvolle Werk wird nicht nur aus Stoff, sondern auch aus Draht geklöppelt – und offenbar gibt es viele Frauen, die ihre Haube am liebsten selbst herstellen.