Schulpfarrer Christoph Fischer (rechts) lädt jedes Jahr zum Buß- und Bettag interessante Redner ein. In diesem Jahr konnte er den im Kongo geborenen Tshamala Schweizer für einen Vortrag über Afrika gewinnen. Foto: Zinzendorfschulen Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Tshamala Schweizer wirft einen Blick auf die Rolle, das Schicksal und die Zukunft Afrikas

Königsfeld. Der Krieg im Kongo mit mehr als 22 Millionen Opfern ist ein von den europäischen Medien vergessener Krieg, meint Tshamala Schweizer, der selbst in der ehemaligen belgischen Kolonie im Herzen Afrikas geboren wurde.

Vor rund 400 Schülern ab der zehnten Klasse der verschiedenen Zinzendorfschulen sowie der Fachschulen warf er im Kirchensaal einen Blick auf die Rolle, das Schicksal und die Zukunft Afrikas. Der Vortrag auf Einladung des Schulpfarrers der Zinzendorfschulen, Christoph Fischer, war der vorgezogene Beitrag zum diesjährigen Buß- und Bettag.

"Was kommt uns in den Sinn, wenn wir an Afrika denken?", stellte er die rhetorische Frage und gab gleich die Antwort: "Afrika ist die Wiege der Menschheit, es ist reich an Bodenschätzen und hat eine längere Geschichte als die anderen Kontinente." Trotzdem gehe es Afrika schlecht. Es gebe zwar viel Hilfe und Unterstützung, aber gleichzeitig werde auch viel genommen.

Kinderarbeit für Wohlstand

Auf einer Landkarte, die Mitte des 19. Jahrhunderts entstand, zeigte er die Aufteilung des afrikanischen Kontinents unter den europäischen Kolonialherren. "Damals gab es Kolonialismus und Sklaverei, heute herrscht wirtschaftliche Knechtschaft mit den gleichen Methoden", sagt Schweizer. Der Kongo habe so viele Rohstoffe, er müsste eigentlich viel reicher sein als Deutschland, ist aber um ein vielfaches ärmer. Statt der Kolonialherren seien es heute die großen Firmen, die in den ehemaligen Kolonien herrschten.

"Coltan und Gold für den Krieg, Kinderarbeit für Wohlstand", fasste Schweizer den Grund für das Ungleichgewicht zwischen den Industrieländern und den Ländern südlich der Sahara zusammen. Auch den zertifizierten Minen traut er nicht. Es gebe kein faires Coltan, ohne das Handys, Smartphones und viele andere technische Geräte nicht funktionieren würden. "Kontrolliert werden sie, aber von den Rebellen", meint er.

Tshamala Schweizers Vortrag war umso authentischer, weil er genau weiß, wovon er redet. Er sei 13 Jahre alt gewesen, als er und seine Freunde vom Fußballspielen gekidnappt und zu Kindersoldaten ausgebildet wurden seien. Seine Familie habe nicht gewusst, wo er war und seine Peiniger hätten ihn zu Einsätzen bis im benachbarten Angola gezwungen. Vor 26 Jahren konnte er nach Deutschland fliehen, ausgerechnet der Mann, der ihn töten lassen wollte, half ihm dabei: "Inzwischen sind wir Freunde."

Frieden und Bildung

Diese Erfahrung spielt sicher eine Rolle in seiner Überzeugung, dass sich Menschen ändern können. Als Vorsitzender des Vereins Afrokids setzt er sich unter anderem dafür ein, ehemalige Kindersoldaten zu Friedensmanagern umzuschulen. Kinder und Jugendliche aus sechs Nationen seien in dem Programm, außerdem finanziert der Verein Psychologen, stärkt die Situation von Frauen und sponsert auch schon mal ein, zwei Ziegen, um die wirtschaftliche Situation von Familien zu verbessern. "Es gibt keinen Frieden ohne Bildung und keine Bildung ohne Frieden", sagt er.

Die Schüler verfolgten gebannt die Schilderungen Schweizers und wollen mit ihrer diesjährigen Weihnachtskollekte den Verein Afrokids unterstützen.