Narrenzunft vor 25 Jahren gegründet / Figur geht auf eine alte Sage zurück / Mit viel Aberglaube verbunden

Von Karlheinz Hoffmann

Königsfeld. Mit einem großen Umzug, zu dem über 50 Zünfte ihr Kommen zugesagt haben, feiern die Rotwald-Deifel ihr 25-jähriges Bestehen. Am Sonntag, 8. Februar, geht es um 14 Uhr los.

Wie alles begann: Es war in der Fastnachtssaison 1990. Damals war der größte Teil der heutigen Rotwald-Deifel in einer anderen Zunft tätig. Am Fastnachtsdienstag beschloss man, eine eigene Gruppe zu gründen. Gleich danach setzten sich Dagmar und Jörg Leuchtenmacher, Susanne und Franco Geiger sowie Petra und David Bretzke zusammen und überlegten sich die ersten Schritte, um einen neuen Verein zu gründen.

Am 8. Juni 1990 fand die Gründungsversammlung statt, zu der sich 25 Interessierte im Gasthaus Engel in Neuhausen trafen. Als Sitz des neuen Vereins standen Mönchweiler, Peterzell und Königsfeld zur Auswahl. Man entschied sich für Königsfeld und den Vereinsnamen Rotwald-Deifel. Zum Vorsitzenden wurde Jörg Leuchtenmacher gewählt.

Die Figur basiert auf der Sage über den Tod der Schorenwirtin. Nicht nur aus alten mündlich überlieferten Erzählungen, sondern auch aus amtlichen Protokollen vergangener Jahrhunderte erfährt man von mancherlei Aberglauben, Hexerei und Teufelsbeschwörungen in der näheren Heimat. Da raunt der "Rote Wald" bei Mönchweiler geheimnisvoll von den Sagen um die längst verfallene "Rote Mühle". Schauerliche Geschichten erzählt man sich noch heute auf den Höfen des Waldes von dieser Mühle, in der der leibhaftige Beelzebub das Korn der Bauern gemahlen haben soll.

Als der Herbst des Lebens für den "Roten Müller" nahte, fühlte er sich immer elender, denn er durfte nicht sterben, bevor der Teufel nicht eine Seele gefunden hatte, die sich ihm verschreiben würde. Durch Geld und List, so will es die Sage wissen, machte sich der Müller bei seinen wüsten Gelagen im Schoren, die junge Schorenwirtin gefügig. Seit jener Zeit habe sie Macht über die Menschen gehabt, raunte man sich auf den einsamen Höfen zu, und wer irgendwelchen Kummer hatte, sei es in Liebesangelegenheiten oder in Gelddingen, kam zu ihr. Auch in Fragen der Gesundheit wusste sie Bescheid. Der Bergspiegel der Schorenwirtin enthüllte ihre Geheimnisse, flüstert man sich zu.

Das Amtsprotokoll der Stadt St. Georgen aus dem Jahr 1753 berichtet am 16. November vom Tod der Schorenwirtin. Christian Fichter gab folgendes zu Protokoll: Die Schorenwirtin habe ihm einen Boten geschickt und inständig um Mittel bitten lassen, die er, als sein Weib krank gelegen, von Dr. Reuß in Sulz erhalten habe und seinem Weib geholfen hätten. Fichter erhielt deswegen eine Strafe von 20 Talern und drei Kreuzern.

Frau des Schorenwirts soll vom Teufel besessen gewesen sein

Der Schorenwirt erklärte zum plötzlichen rätselhaften Tod seiner Frau: Er habe im Laufe der Zeit für die Krankheit seiner Frau 200 Gulden ausgegeben, und da niemand helfen konnte, habe ihm der Vogt von Langenschiltach, Martin Bäuerle, geraten, den Heiler Christian Fichter aufzusuchen. Auf die Frage des St. Georgener Vogtes Haas, ob es wahr sei, wie die Leute erzählen, seine Frau sei vom Teufel besessen, erwiderte der Schorenwirt Lehmann, dass dies nur zu wahr gewesen sei.

In einem Bericht an das Pfarramt in Mönchweiler erklärte der Schorenwirt, seine Frau habe grausame Flüche ausgestoßen und immer wieder nach dem Teufel gerufen, der sie holen sollte. Einer alten Überlieferung zufolge soll, als man mit dem Sarg der Schorenwirtin geweihte Erde betrat, aus heiterem Himmel plötzlich ein heftiges Gewitter niedergegangen sein. Als man den Sarg in die Grube senken wollte, sei der Holzkasten kopfüber hinabgestürzt. In diesem Moment habe der Donner aufgehört, und das Gewitter sei so schnell verschwunden wie es gekommen sei.

Teilnehmen wollen 50 Zünfte mit 1400 Hästrägern

Zum Jubiläumsumzug haben über 50 Zünfte, darunter sieben Musikkapellen und Guggenmusiken, mit etwa 1400 Hästrägern zugesagt. Nach Auskunft von Zunftmeisterin Martina Müllhäuser wurden bereits im März letzten Jahres die Einladungen verschickt. Angeführt wird der Umzug von der Bürgerwehr Peterzell, die Gastgeber runden das närrische Spektakel als letzte Gruppe ab.

Das Häs des Rotwald-Deifels ist ein Flecklehäs mit rund 1800 kleinen, roten und schwarzen Stoffstücken. Das Muster zeigt die Mühle und erinnert so an die Rotwaldsage. Die Rotwald-Deifel tragen auf dem linken Ärmel das Königsfelder Wappen. Weiter weist jedes Häs eine Nummer auf zur Identifikation bei eventuellen Unstimmigkeiten oder vorbeugend als Ansporn zu gutem Benehmen während der Fasnet. Die Maske besteht aus dem extrem harten Kirschholz – aus einem Stück gefräst, von Holzbildhauer Otmar Mayer aus Hüfingen von Hand geschnitzt und bemalt. Am Hinterkopf dient ein Ziegenfell als Abdeckung. Die zwei Fuchsschwänze links und rechts stehen als Zeichen der Redefreiheit.