Ambulante Herzsportgruppen seit vielen Jahren ein wichtiges Angebot / Sportwissenschaftler ist neuer Leiter

Von Wolfgang Trenkle

Königsfeld. Angesichts so manch spektakulär-moderner medizinischer Intervention wie beispielsweise der Implantation von Kunstherzen sind ambulante Herzsportgruppen nicht besonders Aufsehen erregend. Dafür aber in der Breite umso wirksamer: Seit vielen Jahren sind zwei in der Kurstadt angesiedelt.

Summiert haben sie ihren Teilnehmern sicherlich schon um einige Jahrhunderte das Leben verlängert. Seit einem halben Jahr ist inzwischen Sportwissenschaftler Stefan Wagner Leiter der ambulanten Gruppen an der örtlichen Albert-Schweitzer-Klinik.

Herzpatienten kommen zwar aus ganz Deutschland zur Rehabilitation an die Königsfelder MediClin-Einrichtung, an den ambulanten Herzgruppen teilnehmen können jedoch zwangsläufig nur Personen aus der näheren Umgebung. So manch weit gereister Patient bedauert dies bei seiner Abreise und muss bei sich zu Hause eine solche Gruppe suchen.

Nach akuter Therapie, meist mit Herzkatheter oder –operation und dem nachfolgenden Reha-Aufenthalt gelten die ambulanten Gruppen als dritte Phase der Behandlung: Wieder zu Hause im heimischen Umfeld soll dabei in Zusammenarbeit mit dem Haus- und Facharzt die Möglichkeit geboten werden, sich leistungsgerecht und professionell überwacht sportlich zu betätigen. "Dass die regelmäßige Teilnahme an den Übungen beispielsweise nach einem Herzinfarkt die Überlebensaussichten verbessert, ist wissenschaftlich nachgewiesen", sagt Thomas Witt. Der Chefarzt der Fachklinik für Herz-, Kreislauf- und Gefäßerkrankungen ist gleichzeitig seit sieben Jahren Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Ambulante Herzgruppen Schwarzwald-Baar-Heuberg, einem Zusammenschluss von rund 150 Ärzten und Übungsleitern der Herzgruppen in den Kreisen Schwarzwald-Baar, Rottweil und Tuttlingen sowie der Gemeinde Titisee-Neustadt.

Größter Vorteil des einstündigen Sportangebots pro Woche ist die professionelle individuelle Anleitung und Begleitung. Egal, ob an der von Stefan Wagner geführten leistungsstärkeren Sportgruppe oder der seit 1978 in Königsfeld tätigen erfahrenen Physiotherapeutin Carmen Ogrzall betreuten Einstiegsgruppe mit einer Bewegungsleistung unterhalb 75 Watt teilgenommen wird: Während des Herztrainings ist immer auch ein Arzt zugegen, der im Notfall sofort Hilfe leisten kann.

Angesichts der Wirksamkeit von Herzsportgruppen unterstützen die Krankenkassen die Teilnahme daran gerne. Meist werden die Kosten für die von einem Arzt zu verschreibenden einstündigen Anwendungen pro Woche über zwei Jahre hinweg von den Kassen getragen. Voraussetzung ist eine Erkrankung des Herzens wie beispielsweise Koronare Herzkrankheit, Hochdruckkrankheit, Herzinfarkt, Herzklappenersatz oder Gefäßerkrankungen. Für Bürger aus Königsfeld und der näheren Umgebung stehen die beiden Herzsportgruppen in der MediClin-Klinik zur Verfügung. Begonnen werden kann nach der Verschreibung zu jedem Zeitpunkt. Leistungsstärkere Patienten (Ergometer-Leistung ab 75 Watt) treffen sich in der Trainingsgruppe jeweils am Donnerstag von 17.30 bis 18.30 Uhr; leistungsschwächere (bis 75 Watt) jeweils in der Übungsgruppe am Montag von 18 bis 19.

Egal ob Aufwärmphase, Federball, Kräftetraining, gemeinsames Balltraining oder angeleitete Entspannung: "Alle Übungen machen Spaß", sagen die beiden Trainer. Ein weiterer Pluspunkt sei das gegenseitige Kennenlernen der Patienten.