Foto: Meder Foto: Schwarzwälder-Bote

Christian Meder will sein Abenteuer bald wieder fortsetzen / Ziel: sieben höchste Gipfel Europas

Der Extremsportler Christian Meder aus Buchenberg hatte ein großes Ziel vor Augen: auf die sieben höchsten Berge Europas zu klettern. Doch der Gipfelstürmer musste sein Abenteuer unterbrechen. Grund ist ein Unfall: Das Unglück ereignet sich im Morgengrauen.

Königsfeld-Buchenberg. Die Nacht in der Monte-Rosa-Hütte hoch oben in den Walliser Alpen ist kurz. Schon am Morgen gegen halb drei Uhr bricht der 29-jährige Christian Meder mit einem Bekannten auf. Das Ziel: der 4600 Meter hohe Gipfel der Dufourspitze. Es ist dunkel, nur der Lichtkegel einer Lampe erleuchtet den schmalen und gefährlichen Pfad, der dort hinauf führt.

Zehn Kilogramm Gepäck belasten jeden Schritt, während zudem die Luft dünner wird. Stunden später, inzwischen auf etwa 3400 Metern über Normalnull, versperrt der mächtige Monte Rosa-Gletscher den Weg. Im heraufziehenden Morgengrauen zeichnen sich die Umrisse dieser schluchtenreichen, kalten Eislandschaft ab. Meder: "Er hatte viele Spalten. Es ist wie ein Labyrinth, durch das man den Weg finden muss."

Die Verletzung

Er macht eine Stelle aus, an der ihm ein Spalt besonders schmal erscheint. Meder springt, und lässt den Abgrund unter seinen Füßen vorbeiziehen, erreicht die andere Seite. Es waren nur wenige Sekunden, in denen das Unglück passiert: Der rechte Fuß knickt beim Aufprall weg. Schmerz beschwert jeden Schritt.

Meder: "Ich habe die Schuhe fester gebunden und eine Schmerztablette genommen." Weiter geht’s, während der Schneefall heftiger und der Nebel dichter wird. Nur noch einen Katzensprung ist der Gipfel entfernt. Auf 4000 Metern dann die Entscheidung: umkehren! "Es war keine Besserung in Sicht", sagt Meder mit Blick aufs Wetter. "Die Sicht wird immer schlechter."

"Wir sind den gleichen weg zurückgegangen", erzählt der Extremsportler. Wäre das Wetter besser gewesen, er hätte den Gipfel erklommen. Bei Nebel, im Schnee, durch den Gletscher geht es zur Monte-Rosa-Hütte – um zuletzt das ruhig im Tal gelegene Zermatt zu erreichen. "Ich hab gedacht, meine Verletzung ist nicht so schlimm", berichtet Meder. Doch der Arzt stellte die Diagnose: Bänderriss und eine Absplitterung vom Knochen.

Abenteuer unterbrochen

Eine Fortsetzung des Abenteuers? Keine Chance. Stattdessen steht letzte Woche die Rückfahrt mit dem Zug ins heimische Königsfeld auf dem Programm. "Die ersten paar Tage hat mich das aufgeregt. Es ist einfach so gut gelaufen" – und dann das. Schnellstmöglich wolle er nun mit der Physiotherapie beginnen. Im Idealfall mache er sich in vier bis sechs Wochen schon wieder auf den Weg: "Ich bin jetzt motiviert, es schnellstens wieder hinzukriegen. Ich bin sowieso nicht der Typ, der den Kopf in den Sand steckt."

Meder: "Es ist ein super Gefühl, wenn man die Spitze erreicht. Dann ist die Anstrengung vorbei. Jeder Aufstieg ist wieder etwas Besonders." Die Verletzung sei daher eher motivierend, dieses Gefühl wieder erleben zu können.

Im Juni ist Christian Meder aufgebrochen: Am Villinger Riettor startete er zu der rund 2600 Kilometer langen Tour mit dem Fahrrad. Seine Ziele: die sieben höchsten Berge Europas. "Er war schon immer ein Abenteurer. Aber das hat er von seiner Mutter", sagt Petra Meder lachend über ihren Sohn.

Vier Gipfel übrig

Abgehakt hat er schon die Zugspitze (Deutschland), den Großglockner (Österreich) und den Triglav (Slowenien). Auf seiner Liste stehen noch der Gran Paradiso (Italien), der Montblanc (Frankreich), die Vordere Grauspitze (Schweiz) und eben die Dufourspitze (Schweiz).

Auf dem Fahrrad transportiert er ständig 35 Kilo Ausrüstung: In den Satteltaschen sind Seile, Haken und Klettergurt verstaut. Nicht fehlen dürfen Werkzeuge, mit denen er das Fahrrad reparieren kann. Je nach Steigung legt Meder pro Tag zwischen 50 und 150 Kilometer zurück.

"Er hat schon immer gesagt, dass er die sieben Gipfel besteigen will, bevor er 30 ist", erzählt seine Mutter. Ein Jahr habe er gebraucht, um dieses Abenteuer zu planen: Über das Internet kundschaftete er Route und Campingplätze aus. Sicherheitshalber hat er auch ein Fahrradnavigationsgerät dabei. Und falls mal etwas am Bike kaputt geht, rufe er seiner Schwester an: Sie ist ausgebildete Fahrradmechanikerin und hat ihrem Bruder schon übers Telefon weitergeholfen. Sie richtete ihm auch das Fahrrad her, bevor er in Villingen aufgebrochen ist.

"Climbers against Cancer"

Es geht Christian Meder nicht nur um die sportliche Herausforderung, er unterstützt auch das Projekt "Climbers against Cancer". Die internationale Organisation unterstützt Einrichtungen für Krebspatienten. Der 29-Jährige Meder möchte nach seiner Rückkehr von seinem Abenteuer erzählen und dabei Spenden sammeln.

Kollegen, Freunde, Bekannte, Familie und alle, die sich für sein Abenteuer interessieren, hält er über einen Blog auf dem Laufenden. Dort berichtet er von dem, was er auf seiner Reise erlebt – und aktuell vom Verlauf seiner Genesung.

Weitere Informationen: https://bikehikeclimbblog.wordpress.com