Altbestand weicht. Bisherige landwirtschaftliche Flächen werden für die Wohnbebauung erschlossen. Foto: Vaas

Baugebiet "Mesmerlehen" besonders für junge Familien ausgelegt. Erschlossener Quadratmeter kostet 118 Euro.

Königsfeld-Neuhausen - Ein großer städtebaulicher Schritt in die Zukunft der Gesamtgemeinde und des Ortsteil erfolgt derzeit mit der Erschließung des Baugebiets "Mesmerlehen". Hier entstehen praktisch mitten im Ort 50 bezahlbare Bauplätze für junge Familie. Gleichzeitig siedelt ein landwirtschaftlicher Betrieb aus. Die Gesamtmaßnahme ist mit 2,5 Millionen Euro veranschlagt.

Durch die Veränderungen in der Landwirtschaft ergab sich die Möglichkeit, quasi die Ortsmitte zu überplanen. Wer heute überleben will, muss in aller Regel wachsen. Zwei landwirtschaftliche Anwesen sind von der Maßnahme betroffen. Das Ökonomiegebäude des Gasthauses Kreuz mit größerem Stall ist ein Bereich. Es wird komplett abgerissen und siedelt aus.

Junge Leute wollen eher neues Haus bauen

Ein seit Jahren nicht mehr genutztes weiteres landwirtschaftliches Gebäude eines Nachbar-Anwesens wird ebenfalls abgerissen. Allein durch diese Maßnahme entstehen fünf neue Bauplätze. Von diesen aus sind es nur wenige Meter zum Kindergarten, zur Schule und Kirche.

Außerdem ist es der Gemeinde gelungen, ein angrenzendes Areal mit einzubeziehen. Auch dieses liegt sehr zentral und bietet schönste Lage. So entstehen insgesamt 50 Bauplätze, die voll erschlossen 118 Euro je Quadratmeter kosten sollen. "Damit wollen wir vor allem jungen Familien die Möglichkeit bieten, sich ein Eigenheim leisten zu können", so Bürgermeister Fritz Link. Vor allem junge Leute hätten den Wunsch nach einem neuen Haus. Dies sei ein großer städtebaulicher Schritt der Gesamtgemeinde, aber auch für die gute Infrastruktur in Neuhausen sehr wichtig.

Bereits im Frühjahr erste Häuser bauen

Im April begann die Maßnahme offiziell. Längst laufen die Erschließungsarbeiten mit großem Maschineneinsatz. Erschließungsträger im Auftrag der Kommune ist die LBBW Kommunalentwicklung GmbH. Das Investitionsvolumen von rund 2,5 Millionen Euro belastet so nicht den Gemeindehaushalt. Bereits im Frühjahr sollen die ersten Häuser gebaut werden können.

Erhalt wertvoller alter Bausubstanz

Im Kurort selbst liegt der Schwerpunkt der Wohnbaupolitik im Erhalt wertvoller alter Bausubstanz. Hier gab und gibt es immer noch einige Leerstände. Vor einige Jahren erfolgte deshalb eine Leerstandkartierung. Seither liegt der Schwerpunkt in Königsfeld selbst auf der Innenentwicklung. Hier sind in erster Linie private Bauträger aktiv: Die ortsbildprägende Villa Waldesruh direkt am Historischen Kurpark erhielt so neuen Glanz. Auf dem Areal des früheren Hotels Gebauer-Trumpf entstand eine hochwertige Wohnanlage. Aktuell erfolgt die Sanierung des Hauses Westend durch einen privaten Bauträger. Das benachbarte Haus Bassermann befindet sich in Privatbesitz. Hier laufen Gespräche mit der Ökugeno, einer eingetragenen Genossenschaft aus dem Freiburger Raum. Vorausgesetzt, es kommt zu einer Einigung mit dem Haus- und Grundbesitzer, könnte hier ein integratives Mehrgenerationenprojekt umgesetzt werden, hofft der Bürgermeister. "Es ist sehr sehr schwierig, alle Interessen unter einen Hut zu bekommen", räumt Fritz Link ein. Leerstände gibt es auch beim Einzelhandel, Tendenz steigend. Das Oberzentrum zieht sehr viel Kaufkraft ab. Der Wettbewerb hat es schwer. Dennoch habe Königsfeld immer noch einen sehr guten Besatz für einen Ort dieser Größe, zeigt sich der Bürgermeister überzeugt. Er verwies auf den Vollsortimenter, einen Discounter sowie zahlreiche kleine Geschäfte. Positiv habe sich auch der Wochenmarkt entwickelt. Das Ambiente auf dem neu gestalteten Rathausplatz stimme. Er freue sich sehr, dass Händler die Treue hielten, auch wenn der Umsatz besser sein könnte. Weitere Anbieter seien immer wünschenswert und willkommen.

Alles steht und fällt mit dem Einkaufsverhalten der Bevölkerung. "Jeder muss sich selbst an die Nase fassen", so Fritz Link. Der Kunde habe die Einzelhandelsentwicklung selbst in der Hand.

Schwierigkeiten, Nachfolger zu finden

Die Einwohnerschaft sei bemüht, Perspektiven zu schaffen. Hier zählt Fritz Link den neu entstehenden Kunstraum die "kuku" sowie das neue Yoga-Zentrum in der Friedrichstraße. Die familiengeführten Betriebe hätten aber Schwierigkeiten, Nachfolger zu finden. Er könne nur appellieren, die Pachtvorstellungen der Realität anzupassen. Werde die wirtschaftliche Tragfähigkeit nicht berücksichtigt, gebe es keinen Wiederbelebung.