Fünf Solisten interpretieren Werke von Bach und Kurtág in der Nikolauskirche. Stellvertretend ist hier der Cellist und Festivalleiter Karsten Dönneweg in stimmungsvollem Ambiente zu sehen. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert des Bergstadtsommers in der Nikolauskirche bietet ein erstklassiges Programm auf hohem Niveau

Von Siegfried Kouba

St. Georgen/Königsfeld-Buchenberg. Schon zum dritten Mal fand eine Veranstaltung im Rahmen des Bergstadtsommers in der Buchenberger Nikolauskirche statt. Es ist fast unglaublich, aber rund 140 Besucherinnen und Besucher nahmen unbequemes Sitzen in Kauf, um einem erstklassigen Programm zu lauschen.

Es macht einfach die besondere Atmosphäre des alten Gemäuers, die die Musik bei Kerzenschein bietet. Geradezu archaisch sind die Orgelklänge des von Johann Christoph Albrecht stammenden Instruments, das bald 300 Jahre alt wird. Gerade das fordert einen Organisten, denn leicht zu bedienen ist die Orgel nicht.

Den Rahmen bildete Musik von Johann Sebastian Bach, mit einer "Insel", dem "Kroó György in memoriam" von György Kurtág. Dirk Altmann mit seiner Bassklarinette verehrte damit nicht nur einen großen Bartók-Forscher, sondern auch den rumänisch-ungarischen Komponisten Kurtág. Das empfindsame Werk begann mit chromatisch absteigenden Figuren; einfache Tonfolgen und unterschiedliche Intervalle formten sich zu einer andächtigen Meditation, die das Publikum spürbar beeindruckte.

Eine Auswahl aus der Sammlung Johann Gottfried Neumeisters traf der Organist Steffen Mark Schwarz. Sie umfasst über 80 Choräle, von denen 38 von Bach stammen. Jedes Stück ist eine Juwel mit unterschiedlicher Leuchtkraft. Zum Auftakt erklang "Was Gott tut, das ist wohlgetan", ausgestattet mit warmen Holzregistern und silbrigen Klang, abgerundet durch einen harmonischen Schluss. "O Lamm Gottes unschuldig" bot Verzierungsreichtum und ließ den Choral deutlich erkennen und den Fantasiereichtum Bachs fing "Herzlich lieb" (BWV 1115) ein, wobei besonders der erfrischende Beginn vitalisierend wirkte. Bekannte Werke boten die Geschwister Gesa Jenne-Dönneweg (Violine), Hanno Dönneweg (Fagott) und Karsten Dönneweg (Violoncello). Was sie verband, waren die phänomenalen "Sarabanden", die durch ihren gravitätischen Schritt, den feierlichen Glanz, die geniale Ausstrahlung und das saubere Musizieren bestachen. Der Leiter des Bergstadtsommers hatte die dritte Cellosuite BWV 1009 ausgewählt, mit der Bach sensationell Neues schuf und Maßstäbe setzte. Karsten Dönneweg spielte auswendig und setzte auf eine sensitive Wiedergabe, die sich insgesamt sanft, elegant und wohlklingend rundete. Dynamik, Phrasierung, Doppelgriffe , hingeworfener Strich überzeugten genau so wie die Tempi, wobei die rasante Gigue den Nerv traf. Die Qualität des Fagottisten Hanno Dönneweg ist sprichwörtlich. Er hatte sich die a-Moll-Flötenpartita erkoren, die sich auch in der Fassung für Fagott großer Beliebtheit erfreut. Sonore Stimmung, lieblich näselnder Klang, ausgewogene Dynamik, singendes Legato und perfekt gestoßene Staccati ließen die Allemande zum Genuss werden. Mit bester Atemtechnik, feinen Pianostellen und gekonnten Trillern wurde die heitere Courante interpretiert und fröhlich erklang die "Bourrée anglaise". "Hut ab" hieß es schließlich bei der Partita Nr. 2 für Violine solo, die Gesa Jenne-Dönneweg auswendig vortrug. Das möglicherweise als Lehrwerk gedachte BWV 1004 zeigte den Erfindungsreichtum des Komponisten gleich wie die Interpretationskraft der Solistin. Es war vor allem die monumentale Chiaconne mit ihrem Variationsreichtum, die beeindruckte.