Bernhard Betting präsentiert mit "Songs und Sichtweisen" ein Stück Lebensphilosophie

Von Hans-Jürgen Kommert

Königsfeld. Die Musik prägt seit seiner Jugend sein Leben, Fotografieren ist seine Leidenschaft. Was also liegt näher, als beide Lebensmittelpunkte zu verknüpfen – das dachte sich auch Bernhard Betting und präsentierte nun in der Königsfelder Albert-Schweitzer-Klinik seine "Songs und Sichtweisen".

Es war schon ein ganz spezielles Konzert des virtuosen Gitarristen, der von seinen Freunden nach Eric Clapton "Slowhand" genannt wird. So ganz nebenbei erwies er sich auch witziger, geistreicher Unterhalter entpuppte. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Ruth Zwingenberger sowie zufällig anwesenden Freunden wie Ingo Perk, Willi Dold oder Jürgen Gantert konnte er das Publikum ein übers andere Mal überraschen.

"Songs und Sichtweise". Doch Singen? Nein, das wolle er niemandem antun, so Betting. Und während im Hintergrund seine "Sichtweisen" abliefen, stellte er Lieder aller Couleurs und Stilrichtungen aus rund sieben Jahrzehnten Musikgeschichte vor. Nicht wirklich streng nach den Originalnoten, sondern interpretiert auf seine ganz eigene Weise, zumeist im "Fingerstyle" gespielt. Klassiker wie "Smoke On The Water" oder "Child In Time" der berühmten Rockformation Deep Purple, den "Locomotive Breath" von Jethro Tull und viele weitere Klassiker der Rock- und Popgeschichte.

Und im Hintergrund die Bilder, thematisch geordnet und erklärt mit je einem Wikipedia-Vermerk, den er im Bekipedia in gutes Alemannisch übersetzte. Beispielsweise erklärte er "Graffiti" im prägnanten Satz "Graffiti isch ä Gschmier", um dann viele Bilder der noch jungen Kunstrichtung zu zeigen. "Fotomontage isch ä Bschiss", wusste er ebenso.

Doch wer glaubt, dass Bernhard "Slowhand" Betting vorne steht und sein Publikum bespaßt und damit war’s das, der sah sich getäuscht. Er ließ zunächst so genannte "Chicken shakers" verteilen, mit denen die Konzertbesucher Rhythmus vorgeben konnten – oder auch Luftballons, mit denen sie mitmusizieren durften. Auch "Kazoos" kamen dazu, in die man beherzt hineinsummen sollte oder Leuchtstäbe, die zwar absolut höchst chemisch seien, aber absolut Bio.

Und dann wurde am Ende wieder gesungen: Ruth Zwingenberger hatte ihre Sangesleidenschaft entdeckt und gab ihr bei Chansons freien Lauf. So dang sie zunächst den berühmten Chanson "La Mer". Doch das Ende gehörte wiederum Ruth Zwingenberg. Mit "Goodnight Irene" setzte die Sängerin einen passenden Schlusspunkt an rund zwei Stunden beste Unterhaltung, die einen den Alltag vergessen ließen.