Der Zinzendorfplatz mit dem Denkmal, das an Graf Nikolaus von Zinzendorf erinnert. Foto: Vaas Foto: Schwarzwälder-Bote

BETRIFFT: Neugestaltung des Zinzendorfplatzes

Wir Bürger machen unser Königsfeld aus, durch Meinungs- und Charaktervielfalt ist es bunt und liebenswürdig. Die Diskussionen zur Neugestaltung des Zinzendorfplatz hat sich allerdings auf einen einzigen Aspekt der Gesamtgestaltung – der Anzahl der zu erhaltenen Bäume – reduziert und zugespitzt, wobei beinahe nur noch die emotionale und nicht mehr die sachliche Ebene berücksichtigt wird. Vorwürfe oder Unterstellungen sind auf allen Seiten nicht der richtige Weg.

Im Hinblick auf wahre Trauerfälle wirken Traueranzeigen an Bäumen gar geschmacklos und sind nicht zweckdienlich. Wir müssen unsere unterschiedlichen Meinungen sachlich vertreten und uns dabei weiterhin in die Augen schauen können.

Dabei ist elementar, den Entscheidungsprozess zum Zinzendorfplatz neutral zu bewerten:

Erstens: Bürgerbeteiligung heißt nicht Bürgerentscheid. Letztlich muss der gewählte Gemeinderat nach bestem Wissen und Gewissen die Entscheidungen fällen. Dabei unterstelle ich, dass der Gemeinderat wohlüberlegt und verantwortungsvoll handelt und sicherlich sehr viel mehr Informationen vorliegen hat, als der Außenstehende. Sie haben nach ihrer freien, nur durch das öffentliche Wohl bestimmten Überzeugung, zu handeln. An die Einflussnahme Dritter, durch die diese Freiheit beschränkt wird, sind sie nicht gebunden. Der Ausübung ihrer Aufgaben wird derzeit mit Beschimpfungen und Vorwürfen begegnet, eine wahrlich undankbare Haltung für das ehrenamtliche Engagement der gewählten Vertreter.

Zweitens: Die Bürgerbeteiligung in Form der Bürgerwerkstätten war erfolgreich. Schließlich wurden viele Anregungen und Wünsche formuliert und der Gemeinde und Kirchengemeinde als Anliegen auf den Weg gegeben (Poller, Wege, Beläge, Hecken, Parkplätze, Labyrinth, Obelisk, Gehölze und anderes mehr). Leider wird nur noch die Baumfrage zur Beurteilung eines erfolgreichen Bürgerprozesses herangezogen.

Drittens: Die erarbeiteten Varianten zur Wiederherstellung des historischen Zinzendorfplatzes stellten zu jeder Zeit nur Alternativen mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen für die spätere Entscheidungsfindung dar. Dabei haben die Varianten 1 und 3 in der Bürgerwerkstatt nahezu gleiche Zustimmung erfahren. Es ist Fakt, dass das Projekt nur gemäß den Vorgaben der Denkmalbehörde umgesetzt werden kann. Zudem fließen nur dann die Zuschüsse, ohne die eine Realisierung nicht möglich ist. Die Denkmalbehörde hat zwar auch der dritten

Variante zugestimmt, jedoch nur unter der Bedingung, dass die verbleibenden Bäume sukzessiv ausgetauscht werden müssen. Es liegt auf der Hand, dass dies also nur einen zeitlichen Aufschub darstellt, nicht jedoch einen anderen Lösungsansatz. Auch als Laie kann ich mir gut vorstellen, dass Folgekosten durch zunehmende Sicherung des Altbestands durch nachträgliche Fällungen und Neupflanzungen, Aufnahme von Belag und Ausbesserungsarbeiten entstehen. Sowohl die politische als auch die Kirchengemeinde können diese Mittel sicher sinnvoller für andere Zwecke einsetzen. Schließlich wäre eine "Dauerbaustelle Zinzendorfplatz" für uns alle nicht wünschenswert.

Viertens: Die leisen Töne und Meinungen im Ort dürfen nicht ignoriert werden. Es ist irreführend und schlichtweg falsch, Mehrheiten anhand von Unterschriftenlisten, Plakataktionen oder Intensität der Wortmeldungen abzuleiten. Viele im Ort haben sich nicht aktiv am Prozess beteiligt oder zu Wort gemeldet, sei es aus zeitlichen Gründen, aufgrund anderer Prioritäten oder einfach auch nur dadurch, dass sie sich vom ersten Planungssatz gut vertreten fühlten. Das Bild, das derzeit durch die Veröffentlichungen und Aktionen geschaffen wird, ist nicht repräsentativ.

Die Situation nach der Bürgerbeteiligung darf sich nicht weiter zuspitzen, wir verspielen uns damit Möglichkeiten für die Zukunft. Der Blick nach Vorne ist nun wichtig: zurück auf die sachliche Ebene – das habe ich bei den zurückliegenden Diskussionen mehr als deutlich vermisst – froh und dankbar zu sein, dass solche Investitionen und Aufwertungen im Ort überhaupt in die Hand genommen werden. Hier wird für die Zukunft gestaltet und Denkmalschutz betrieben. Solche Maßnahmen sind nicht selbstverständlich. Ich bin mir sicher, dass nach Fertigstellung der ganze Ort rückblickend sehr zufrieden sein wird.

Katja Schmidt | Königsfeld