Der Neubau auf dem Sternberg Foto: Herrnhuter Mission Foto: Schwarzwälder-Bote

Brüder-Unität baut neues Berufliches Förderzentrum auf dem Sternberg in Palästina / Hohe Wertschätzung

Von Andreas Tasche

Königsfeld/Herrnhut. Auf dem Gelände des "Star Mountain Rehabilitation Centers" (Sternberg) hat die Brüder-Unität bei Ramallah in Palästina ein neues Berufliches Förderzentrum gebaut. Zum dreigeschossigen, an einem Hang gelegenen Förderzentrum gehören auch eine kleine Werk-statt für Behinderte sowie ein moderner Gäste- beziehungsweise Tagungsbereich. Es handelt sich um einen kompletten Neubau, der insgesamt 470 000 Euro kostete.

Der Vorgängerbau – ein Provisorium aus dem Jahre 1959 – war baufällig und nach einer Rattenplage im Sommer 2011 unbrauchbar geworden. Die Neubaupläne konnten vor allem deshalb ab 2013 realisiert werden, weil die japanische Vertretung in den Palästinensischen Autonomiegebieten frühzeitig ihre Unterstützung zugesagt hatte. Letztlich förderte der japanische Staat den Neubau mit etwa 91 000 Euro. Die restliche Bausumme brachten Spenderinnen und Spender der "Losungsspende", der "Herrnhuter Missionshilfe" und anderer Hilfsorganisationen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und der weltweiten Brüder-Unität auf. Die Einrichtung bedeutet eine große Stärkung und Unterstützung für die Menschen mit geistiger Behinderung in Palästina.

Der Sternberg wurde im Laufe von 30 Jahren zu einem Förderzentrum, das in der palästinensischen Gesellschaft viel Vertrauen und auch im Ausland hohe Wertschätzung genießt. In dem Neubau sollen mindestens 30 Jugendliche mit Behinderungen, die aus einem Umkreis von zehn bis 15 Kilometern auf den Sternberg kommen, ein mehrjähriges berufsspezifisches Trainingsprogramm absolvieren. Später können sie in die Werkstatt für Behinderte oder – im günstigsten Falle – in ein festes Beschäftigungsverhältnis überwechseln. Solch ein Wechsel gelang Jugendlichen in den vergangenen Jahren mehrmals.

Das Training umfasst Tätigkeiten im Gartenbau, in der Land- und Forstwirtschaft, im hauswirtschaftlichen und kunsthandwerklichen Bereich sowie bei der Herstellung verschiedener Produkte wie Olivenseife, Recycling-Papier und Buchhüllen. Die berufliche Förderung, begonnen 1997, ist nur ein Bereich der Förderarbeit auf dem Sternberg, die aktuell etwa 190 palästinensische Kinder und Jugendliche erreicht und in der etwa 35 Mitarbeiter beschäftigt sind. Zwei Drittel gehören der muslimischen Glaubensgemeinschaft an, ein Drittel verschiedenen christlichen Glaubensgemeinschaften. Weitere Bereiche der Förderarbeit sind der integrative, internationale und interreligiöse Kindergarten, die Förderschule, das "Community Work Programm" (ambulante Dorfarbeit) sowie die Arbeit mit autistischen Kindern. Quer durch alle diese Bereiche wird den Kindern und Jugendlichen mit Behinderung Physiotherapie, Sprechtherapie, Kunsterziehung, Musik und Sport angeboten. Für alle Jugendlichen sowie für Eltern und Angehörige existieren diverse Gesprächsgruppen, die auch dazu dienen, Benachteiligungen und den Missbrauch von Menschen mit Behinderungen zu entdecken.

Eine wesentliche Aufgabe sehen die Mitarbeitenden des Sternbergs zudem in der politischen Lobbyarbeit zugunsten von Menschen mit Behinderungen. Die Förderarbeit auf dem Sternberg geschieht in Trägerschaft der weltweiten Brüder-Unität, einer Gemeinschaft von derzeit 22 Unitäts- sowie sechs Missionsprovinzen auf fünf Kontinenten. Sie begann in den Jahren nach 1981, als die Arbeit zugunsten von Leprapatienten infolge des medizinischen Fortschritts aufgegeben werden konnte. Die weltweite Brüder-Unität betraute die Europäisch-Festländische Unitätsprovinz mit der Verantwortung für den Sternberg, die wiederum die Geschäftsführung an die "Herrnhuter Missionshilfe" delegierte.