Der Ellbachseeblick ist die neue Attraktion des Heimatpfades. Foto: Steidel

Der Premium-Wanderweg Kniebiser Heimatpfad im Nordschwarzwald ist ebenso kurz wie abwechslungsreich. Seine neue Aussichtsplattform am Ellbachseeblick ist schlicht sensationell.

Der Premium-Wanderweg Kniebiser Heimatpfad im Nordschwarzwald ist ebenso kurz wie abwechslungsreich. Seine neue Aussichtsplattform am Ellbachseeblick ist schlicht sensationell.

Freudenstadt - Ein dunkelblauer Moorsee legt seine Arme um einen hellgrünen Moosteppich. Tief unten im Tal liegt die Waldinsel, inmitten eines dichten Tannengrüns, das sie kilometerweit umgibt. Ein Schwarzwaldhügel schmiegt sich an den nächsten, keine Straße, kein Verkehrslärm. Hier ahnt man, warum ganz in der Nähe ein Nationalpark ausgewiesen wurde.

Der Ellbachseeblick ist die neue Attraktion des Heimatpfads in Freudenstadt-Kniebis. 33 Meter lang ist die Plattform aus einheimischem Douglasienholz, wie der Skywalk am Grand Canyon in Amerika führt sie beinahe frei schwebend ins Tal hinein, abgestützt von zehn Meter hohen Streben, die das Konstrukt im Boden verankern. „Das ist ja wie in Kanada“, schwärmen ein paar Wanderer, die sich nicht satt sehen können an dem weiten Landschaftspanorama, an dessen Ende sich die Häuser von Baiersbronn-Mitteltal abzeichnen.

Der Kniebiser Heimatpfad ist ein abwechslungsreiches Vergnügen. Nur zehn Kilometer ist der Wanderweg lang, aber in ihm steckt weit mehr als der etwas bescheidene Name Heimatpfad vermuten lässt. Fast steigungsfrei verläuft er auf einer der schönsten Hochebenen des Nordschwarzwalds. Er führt durch Wiesen, Weiden und Wälder und entlang der Häuser eines Schwarzwalddorfs, das jahrhundertelang auf der Grenze lag. Es war die Grenze zwischen Baden und Württemberg. Ein verwitterter Buntsandstein trägt die Jahreszahl 1662. Da lebten die katholischen Badener im Süden und die protestantischen Württemberger im Norden des Kniebis. Bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts war es undenkbar, dass man jemanden von der anderen Seite heiratete. Erst Mitte der siebziger Jahre wendete sich das Blatt, und aus der geteilten Gemeinde Kniebis wurde ein Dorf, das nun als Ganzes zu Freudenstadt gehörte.

Der Heimatpfad geht ein Stück weit an der alten Grenze entlang. Dicht ist der Wald hier und dunkel, hohe Tannen, Fichten und Kiefern wetteifern um den begehrten Platz an der Sonne. Am Boden wachsen Torfmoose, Weideröschen, Sumpfdotterblumen und Adlerfarne.

Szenenwechsel. Kaum einen Kilometer weiter steht der Wanderer inmitten einer Klosterruine: Es sind die Reste eines Priorats des Klosters Alpirsbach, das hier ein romantisches Mauerblümchendasein fristet. Der ideale Ort für eine Rast, für entspannte Momente auf der Dorfwiese, die saftig grün im Glanz der Mittagssonne leuchtet. Fast nirgendwo auf dem Heimatpfad ist man weit weg vom Ort, kann bequem abkürzen und ihn abschnittweise genießen. Das macht den Heimatpfad selbst für ältere Menschen und Spaziergänger geeignet.

Der Kniebis ist ein weitläufiger Ort. Eine Streusiedlung, die verschont blieb von der dichten Bebauungseffizienz moderner Zeiten. Gleich über den Klostermauern steht verträumt die evangelische Dorfkirche. Willkommen! Wanderer dürfen eintreten und ihren Namen auf ein weißes Papierschaf schreiben, das sie dann zu der inzwischen über tausend Tiere großen Herde im Kirchenraum dazu stellen können.

Es sind die vielen Kleinigkeiten, die den Kniebiser Heimatpfad so kurzweilig machen. Da gibt es ein Insektenhotel, in dem es summt und brummt. Alte Wiesen mit störrischem Borstgras. Feldsteinmauern, die inmitten von Schwarzwaldweiden liegen. Harzbäume, die als Grundstofflieferanten von Wagenschmiere und Druckerschwärze dienten. All das ist so gut erklärt und beschildert, dass man am Ende auch noch etwas gelernt hat über Land und Leute. 800 dieser Leute leben auf dem Kniebis, und ihnen ist es zu verdanken, dass der Wanderweg einen ebenso gepflegten wie leicht begehbaren Eindruck macht. Dafür hat er vom Deutschen Wanderinstitut die Auszeichnung „Premium-Wanderweg“ bekommen. Ein idealer Weg für alle, die sich ein wenig bewegen und erholen wollen. Dabei helfen auch die zahlreichen Einkehrmöglichkeiten entlang des Heimatpfads. Am Ende reibt man sich verwundert die Augen: Weil man, obwohl es nur zehn Kilometer sind, tatsächlich genussvolle vier Stunden unterwegs war.