Kinder- und Jugendbuchwochen in Stuttgart: Startschuss für kleine Leseratten Foto: Stefanie Clemen

Im Treffpunkt Rotebühlplatz beginnen an diesem Mittwoch die Kinder- und Jugendbuchwochen.

Stuttgart - Internethandel, Self-Publishing, E-Book: Der Buchmarkt ist im Umbruch; bei der Frankfurter Buchmesse im vergangenen Herbst musste die Branche bei einem Umsatz von zehn Milliarden Euro erstmals seit sieben Jahren einen leichten Rückgang vermelden. Als immer wichtigere Säule im Buchmarkt erweist sich der Kinder- und Jugendbuchmarkt, der gegen den Trend weiterhin leicht zulegt und inzwischen rund 16 Prozent des Umsatzes ausmacht. Und auch im Ausland sind deutsche Kinder- und Jugendbücher begehrt; fast ein Drittel der verkauften Lizenzen fällt in diesen Bereich. Der liebevolle Umgang mit dem Lesestoff für ihre jüngsten Kunden hat für die Verleger folglich handfeste Gründe. Schwerpunkt Liebe? Das Thema, das sich die Kinder- und Jugendbuchwochen in diesem Jahr gegeben haben, ist also doppelt gut gewählt.

Umsatzzahlen? Die sind jungen Lesern zum Glück einerlei, wenn sie noch bis zum 3. März im ersten Stock des Rotebühltreffs in andere, unbekannte Welten abtauchen. Rund 4000 Bücher wollen hier entdeckt werden, eingeschickt von 80 deutschsprachigen Verlagen. Und in vielen davon dürfen Kinder und Jugendliche nach- und mitempfinden, wie es sich anfühlt, wenn man Ameisen, Schmetterlinge oder noch Größeres wie Flugzeuge im Bauch hat. Die erste Liebe war, ist und bleibt eben ein verwirrendes Gefühl – schön, wenn ein gutes Buch durch das Chaos lotst.

Verliebtsein mit philosophischem Beistand

Romeo trifft Julia? Dagmar Chidolue, für ihre Millie-Reihe bekannte Autorin, erklärt einfühlsam und mit Humor Menschen ab zehn, wie sich die erste Liebe anfühlt. „Das mit mir und Romeo“ heißt ihre Julia-Story. Klar bricht die Klasse in Gejohle aus, als die Lehrerin die Neue vorstellt. Einen Romeo gibt es in deren Reihen nämlich schon, zum Glück hat er ein nettes Lächeln. Einem Happy End steht also bei dieser Romeo-und-Julia-Geschichte, aus der die Autorin am 25. Februar lesen wird, fast nichts mehr im Weg.

Im Regal des Gabriel-Verlags findet sich ein schöner Wegweiser für alle, die dem Verliebtsein mit philosophischem Beistand begegnen wollen. „Was, wenn es sich anfühlt wie Liebe?“ heißt der Band des französischen Philosophen Oscar Brenifier, den die visuelle Umsetzung von Jacques Després zum Erlebnis macht. Kleine Inszenierungen mit futuristischem Personal führen durch die Dialektik der Liebe: Sind Geschwister nur da, um uns zu ärgern, oder geben sie Halt fürs Leben? Ist Liebe frei von Streit, oder darf man sich auch mal gründlich die Meinung sagen? Hilft die Liebe, zu sich zu finden, oder hält sie vom Wesentlichen ab?

Wer wie der Schwede Ulf Nilsson tränenfrei von den besten Beerdigungen der Welt erzählen kann, tut sich auch mit der Liebe leicht. „Herz Schmerz“ heißt sein neues Buch, aus dem er am 25. Februar liest. Es erinnert Erwachsene daran, dass man im Alter von neun Jahren schon unsterblich verliebt sein kann, und es zeigt Kindern, wie schwierig es ist, die Auserwählte über ihren neuen Status zu informieren. Einen Fahrradunfall vortäuschen, kuschelige Kaninchen aus dem Hut zaubern – oder doch einfach klingeln?

Vielleicht erst mal nachlesen? Die Kinder- und Jugendbuchwochen bieten auch jenseits ihres Schwerpunkts viel Liebesstoff.

Die Kinder- und Jugendbuchwochen beginnen an diesem Mittwoch im Treffpunkt Rotebühlplatz. Bei freiem Eintritt ist die Bücherschau bis zum 3. März täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet.

Rund 100 Veranstaltungen in Theatern, Museen, Jugendhäusern und Verlagen begleiten die Buchausstellung. Das tagesaktuelle Programm findet sich auf der Internetseite des Veranstalters.