Braune Stellen und Fraßgänge: Vor allem die Blätter der Kastanien nördlich der Krankenhausbrücke weisen starke Spuren des Schädlingsbefalls auf. Foto: Stadt Kehl

Stadt Kehl kämpft gegen Kastanienminiermotte, die vor 20 Jahren eingewandert ist.

Kehl - Sie fressen sich durch die Blätter der Rosskastanien und zerstören dabei die gesamte Blattmasse: Die Larven der vom Balkan aus eingewanderten Kastanienminiermotten schädigen seit Anfang der 90er-Jahre deutschlandweit Kastanien und treiben auch am Kehler Altrhein ihr Unwesen. Inzwischen geht es einigen Bäumen etwas besser – durch das Entfernen von befallenem Laub und der Montage von Nistkästen für Blau- und Kohlmeisen ist es dem städtischen Betriebshof Kehl gelungen, die Motten-Population einzudämmen.

"Ganz bekommen wir die nicht weg", sagt Kevin Lösch, Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumsanierung bei der Stadt. "Aber es sieht besser aus als in den vergangenen Jahren." Zum Teil begann der Fall des Laubs in den Vorjahren schon im Juni, bis August trugen die weißblühenden Rosskastanien kaum noch Blätter. Denn die Cameraria ohridella, wie der wissenschaftliche Name der Tiere lautet, legen ihre Eier auf der Blattoberseite ab, nach etwa 14 Tagen schlüpfen die Larven und bohren sich in die Blattepidermis. "Die gesamte Entwicklung bis zum fertigen Insekt erfolgt in diesem Blatt", erklärt Lösch. Dabei fressen die etwa fünf Millimeter langen Larven sogenannte Fraßgänge in die Blätter, unterbrechen damit die Photosynthese des Baums und verursachen eine Braunfärbung der Blätter schon im Sommer. Auch die Früchte der befallenen Bäume fallen deutlich kleiner aus als bei gesunden Pflanzen. "Je nach Witterung sind bis zu vier Motten-Generationen pro Jahr möglich", sagt der städtische Baumpfleger.

Lange Zeit hatte die Kastanienminiermotte hierzulande keine natürlichen Feinde und konnte sich ungehindert ausbreiten: "Schon acht Jahre nach dem ersten Nachweis der Motte in Deutschland war das ganze Land besiedelt", erinnert sich Lösch. Doch inzwischen scheinen Meisen gelernt zu haben, die Insekten zu fressen. Bereits 2011 montierten die Mitarbeiter des Betriebshofs deshalb die ersten Nistkästen für Blau- und Kohlmeisen an den Altrhein-Kastanien, ein Jahr später wurden weitere Kästen aufgehängt. Zwei Drittel der 25 Nistkästen sind inzwischen besiedelt und die Vögel scheinen sich gut am Motten-Buffet zu bedienen. Zwar ist der Befall jetzt, Anfang September, wieder deutlich zu erkennen, die Blätter haben viele braune Stellen, aber Laub verloren haben die Kastanien bislang nur in Maßen. Die Meisen allein können den Bäumen allerdings nur zum Teil helfen, "wesentlich ist auch das Entfernen des Falllaubs Ende Herbst", so Lösch. Denn in den heruntergefallenen Blättern befinden sich noch junge Raupen, die dann in den Boden wandern, um dort zu überwintern. "Die milden Temperaturen der vergangenen Jahre machen es den Insekten wesentlich leichter, den Winter zu überstehen. So können sie direkt im Frühjahr mit der Verbreitung beginnen", weiß der Baumpfleger.

Sorgen bereitet ihm auch die "extreme Verbreitung" eines anderen Schädlings: des aus Asien stammenden Buchsbaumzünslers. Die Raupen fressen sich im Innern des Buchsbaums durch – bis man die weißen Gespinste an der Pflanze erkennt, ist es für deren Rettung meist zu spät. Die Hecken müssen dann entfernt werden, außerdem ist ein Austausch des Bodens notwendig. Weniger Probleme macht der Eichenprozessionsspinner, ein heimisches Insekt. Im Raupenstadium hat er sehr feine, fast unsichtbare Brennhaare, die leicht in die menschliche Haut und Schleimhaut eindringen und sich dort mit ihren Häkchen festsetzen. Das kann vielfältige allergische Reaktionen hervorrufen. In Kehl gab es zuletzt 2008 einen Massenbefall , der mit einem biologischen Mittel, das den Wirkstoff Bacillus thuringiensis enthält, bekämpft wurde. Dieser ist für Menschen und Tiere ungefährlich, betont die Stadtverwaltung Kehl.