Der stellvertretende Hafendirektor Uli Stichler auf dem Hafenareal in Kehl. Die Kooperation soll unter anderem Arbeitsabläufe erleichtern, sagt er. Foto: Maygutiak

Neun Binnenhäfen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz wollen kooperieren. Auch Kehl ist mit an Bord.

Kehl - "Upper Rhine ports: a connected corridor", zu Deutsch "Oberrhein Häfen: ein angeschlossener Korridor", ist ein Projekt, das in Straßburg aus der Taufe gehoben wurde. Neun Häfen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz haben eine Kooperation vereinbart. Darunter auch der Kehler Hafen.Die Idee dazu kam von der Präsidentin des Straßburger Hafens "Port Autonome de Strasbourg", Catherine Trautmann. Unsere Zeitung hakte bei der Hafenleitung in Kehl nach. Welche Vorteile verspricht man sich von dem Projekt und wie soll die grenzüberschreitende Zusammenarbeit einmal aussehen?

"Die neun Häfen liegen an der Logistik-Hauptachse Genua-Rotterdam. Die EU will diese Achse stärken", erklärt Uli Stichler, stellvertretender Hafendirektor. Der Etat der Kooperation liege bei 1,7 Millionen Euro, die Hälfte davon kommt von der EU. 70 000 Euro steuere der Hafen Kehl bei, so Stichler: "Alle Fäden des Projekts laufen im Hafen Straßburg zusammen."

Am Anfang werde eine Bedarfsanalyse stehen. Es gebe einiges, was verbessert werden könne. Probleme beim grenzüberschreitenden Schienen-Transport zwischen den Kehl und Straßburg habe man durch Sprachbarrieren. Ein Lösungsvorschlag sind Sprachlotsen. Auch sei in Kehl die Anbindung der Bahn ins Hafengebiet nicht elektrifiziert. Güterzüge müssten heute noch mit einer Diesellok abgeholt werden. Man erhoffe sich durch eine Oberleitung leistungsfähiger zu werden, verrät der stellvertretende Direktor. Zudem könnten Arbeitsabläufe – etwa durch ein gemeinsames Leercontainer-Depot – erleichtert werden.

Gedanken mache man sich auch über eine Arbeitsteilung mit dem Straßburger Hafen in bestimmten Bereichen. Vorstellen kann sich Sichler, dass einer der Häfen künftig die Transporte aus dem nördlichen Bereich, den sogenannten ZARA-Häfen umschlägt. ZARA steht für Zeebrügge, Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen. Der andere Hafen würde sich um die Güter der südlichen Transportwege aus den Mittelmeerhäfen Marseille und Fos-sur-Mer kümmern.

Ebenfalls arbeitsteilig könnte bei den Gütern herangegangen werden: "Unser Hafen dominiert zum Beispiel durch die Badischen Stahlwerke bei Metall, Karlsruhe ist führend bei der Kohle", sagt Stichler. Es gehe darum, "dass man einander hilft, wettbewerbsfähiger zu werden, und dennoch Konkurrenten bleibt".

Wie weit sich die Verbesserungen, wenn sie einmal auf den Weg gebracht sind, in den Zahlen niederschlagen werden, kann Stichler heute noch nicht sagen. Auch sei das Geschäft in diesem Jahr optimal gelaufen. Noch sei das Jahr nicht zu Ende, aber der wasserseitige Güterumschlag werde wahrscheinlich die Vier-Millionen-Tonnen-Marke knacken. "Bei den Gütern auf der Bahn werden wir zwei Millionen Tonnen deutlich übersteigen", sagt Stichler.

320 Hektar groß ist die Fläche des Kehler Hafens. Mehr als 100 Gewerbe- und Industriebetriebe mit 4230 Arbeitsplätzen sind auf dem Areal angesiedelt. Zehn Schiffe legen täglich an und löschen ihre Ladung. Bisher wurden jährlich knapp vier Millionen Tonnen umgeschlagen. In einem bundesweiten Ranking von 100 Binnenhäfen liegt der Kehler Hafen an siebter Stelle.