Umweltarbeitsgruppe lässt Abwärme-Konzept prüfen

Kehl (red/kb). Bei der Produktion der Badischen Stahlwerke (BSW) fallen pro Jahr mehr als 200 000 Megawattstunden Abwärme an – Energie, die derzeit ungenutzt verloren geht. Die BSW, die Stadtgemeinschaft Straßburg (CUS) und die Stadt Kehl prüfen deshalb eine Maßnahme aus dem Kehler Klimaschutzkonzept: Möglicherweise lohne es sich, neben anderen Betrieben im Kehler Hafen das neue, am Straßburger Rheinufer gelegene Viertel Deux Rives mit Abwärme der BSW zu versorgen.

Nach Einschätzung der Verantwortlichen reiche die Abwärme der BSW theoretisch aus, um den gesamten Wärmebedarf einer Großstadt zu decken – vorausgesetzt, die zeitliche Verfügbarkeit der Abwärme würde zum Wärmebedarf passen und der Transport zu den Verbrauchern wäre praktikabel. An diesen Problemen waren bisherige Bestrebungen, die Energie für Kehler Wohngebiete zu nutzen, gescheitert. Die Abwärme ist – abhängig von der Produktion – nicht ständig verfügbar, die Abnehmer wären deshalb auf weitere Quellen angewiesen. Das Verlegen des Fernwärmenetzes in weiter entfernte und bestehende Wohngebiete wäre außerdem extrem aufwendig und teuer geworden. Anders sieht es bei Neubaugebieten aus, wie sie derzeit am Straßburger Rheinufer entstehen.

Energieautonomie wird angestrebt

Bei der Bürgerbeteiligung zum Kehler Klimaschutzkonzept, das der Kehler Gemeinderat im vergangenen November beschlossen hatte, war deshalb die Idee entstanden, die Abwärme der BSW auch grenzüberschreitend zu nutzen. Die CUS, die in ihrem Klimaplan weitgehende Energieautonomie anstrebt, griff die Idee gerne auf und gab gemeinsam mit den BSW eine Machbarkeitsstudie beim regionalen Energie- und Umweltdienstleister Badenova in Auftrag, diese liegt inzwischen vor.

Das Ergebnis hat Dorothée Monteillet den Kehler Mitgliedern der Umwelt-Arbeitsgruppe Kehl-Straßburg in ihrer Sitzung in Straßburg vorgestellt. Ein Fernwärmenetz über den Rhein hinweg bis ins Quartier Deux Rives mache demnach prinzipiell Sinn, denn die Dichte an potenziellen Abnehmern und der Bedarf seien groß genug. Das Fernwärmenetz müsste etwa 20 Kilometer lang sein. Der Preis, zu dem die Badischen Stahlwerke ihre Abwärme dann verkaufen könnten, sei voraussichtlich sehr attraktiv, sagte Monteillet. Der Bau des Fernwärmenetzes sei allerdings recht teuer: 1,3 Millionen Euro würde allein die Rheinquerung kosten, insgesamt wäre das Projekt für mehr als 16 Millionen Euro umzusetzen, so Monteillet.

Deshalb läuft derzeit eine Zusatzstudie, die Aufschluss darüber geben soll, ob die Rheinquerung nicht kostengünstiger zu realisieren ist. Außerdem soll geprüft werden, ob eine Verknüpfung mit einem der Fernwärmenetze im Ballungsraum Straßburg möglich ist, und ob EU-Fördergelder für das Projekt beantragt werden können. Ebenfalls wird untersucht, inwieweit das Fernwärmenetz auf deutschem Gebiet weiter ausgebaut werden könnte. Das Konzept sieht vor, dass ein möglichst großer Teil der Abwärme in Kehl genutzt wird.