Innenminister Bernard Cazeneuve (von links), Kehls OB Toni Vetrano und Straßburgs OB Roland Ries trafen sich auf der Europabrücke. Foto: Schauer

Französischer Innenminister begutachtet Grenzkontrollen auf Europabrücke. Mutmaßlich Bewaffneter schreckt auf.

Kehl/Straßburg - Der französische Innenminister Bernard Cazeneuve hat am Samstag die Grenzkontrollen auf der Europabrücke begutachtet. Derweil hat ein mutmaßlich Bewaffneter Kehl aufgeschreckt.

Innenminister Bernard Cazeneuve war am Samstag in Straßburg, um den "Christkindelsmärik" zu besuchen und um sich auf der Europabrücke zwischen Kehl und Straßburg zur Sicherheit an der Grenze zu informieren. Französische und deutsche Beamte koordinieren dort die Grenzkontrollen auf beiden Rheinseiten und führen auch stichprobenartig Kontrollen durch.

"Solange uns Terrorismus bedroht, bleiben die Grenzkontrollen bestehen", betonte Cazeneuve neben Straßburgs Oberbürgermeister Roland Ries und dem Kehler Oberbürgermeister Toni Vetrano, der auch eingeladen war. Seit Beginn der Kontrollen am 13. November habe man am Rhein zum Bas-Rhin 157 Personen die Einreise verweigert und 19 Personen zur Überprüfung festgenommen. An allen Grenzen von Frankreich seien 15 000 Zöllner, Gendarmen und Polizisten im Einsatz.

Verdächtiger wird von Spezialeinsatzkommando überprüft

Währendessen ist auch auf deutscher Seite die Situation weiter angespannt. Am Freitag hatte ein mutmaßlich Bewaffneter die Polizei in Atem gehalten.

Nachdem Passanten gegen 17 Uhr einen angeblich bewaffneten Mann in unmittelbarer Nähe zu einem Einkaufszentrum in der Innenstadt gesehen haben wollen, gelang es nach einem weiteren Hinweis den Verdächtigen in einer Wohnung unweit der Geschäftspassage ausfindig zu machen. Dort wurde der 29-Jährige von einem hinzugerufenen Spezialeinsatzkommando gegen 20.45 Uhr kontrolliert und die Wohnung im zweiten Obergeschoss des Mehrfamilienwohnhauses durchsucht, teilt die Polizei mit. Eine Waffe wurde dabei aber nicht aufgefunden. Im Vorfeld des Zugriffs wurden zwei Begleiter und mutmaßliche Bekannte des Mannes überprüft. Auch bei ihnen ergaben sich keine Hinweise auf vorangegangene Straftaten.

In Straßburg hatte am Abend zuvor Straßburgs Oberbürgermeister Roland Ries den "Christkindelsmärik" neben dem 30 Meter hohen Weihnachtsbaum auf dem Place Kléber vor rund 4000 Straßburgern eröffnet. Im vergangenen Jahr waren es über 20 000 Besucher. Ries hatte zwei Wochen mit dem Präfekten des Bas-Rhin darum gerungen, den seit 1570 traditionellen Weihnachtsmarkt – der nur von 1914 bis ’18 und 1939 ausfiel – trotz des nationalen Ausnahmezustands nach den Attentaten von Paris am 13. November doch zu öffnen.

Besucher müssen sich auf strikte Sicherheitsmaßnahmen in der Innenstadt gefasst machen: Fahr- und Parkverbot für Autos und motorisierte Zweiräder, Parkhäuser und Tiefgaragen geschlossen, vier Haltestellen der Straßenbahn teilweise sogar ganz außer Betrieb.

Taschen- und Personenkontrolle finden in der Innenstadt statt

Außerdem finden Taschen- und Personenkontrollen auf den sechs Brücken, die die einzigen Zugänge zur Innenstadt sind, statt.

Nur für die Anwohner und in Straßburg Berufstätige gibt einige wenige Ausnahmen. Die Geschäfte in der Stadt sind ebenfalls aufgefordert, am Eingang Taschenkontrollen zu organisieren.

Die Polizei kontrolliert teilweise auch in den Straßen. Es gilt Ausweispflicht. Ohne gültige Papiere geht es zur Personenfeststellung auf das Kommissariat.

Anlässlich des Weihnachtsmarkts in Straßburg seien 250 Mann der Sondereinheit CRS, 54 Polizisten der Police Nationale, 42 Soldaten sowie ein Dutzend städtische Polizisten im Einsatz. "Ich rufe aber jeden Bürger auf, wachsam zu sein. Um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten, müssen wir alle handeln", machte Cazeneuve am Samstag in Straßburg deutlich.