Epilepsiezentrum Kork unterstützt Petition gegen "Amnog" / Forderung: Für alle Erkrankten in Europa dieselben Medikamente zulassen

Kehl-Kork (red/sad). Mit einer Petition an den Bundestag fordern Epilepsie-Selbsthilfegruppen und Patientenvereinigungen eine Reform des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes (Amnog). Mit diesem außergewöhnlichen Weg streben sie an, dass die Versorgung aller Menschen mit einer therapieresistenten Epilepsie mit neuen Medikamenten sichergestellt ist. Denn: Durch das Gesetz sehen sich die deutschen Patienten systematisch benachteiligt gegenüber Epilepsiepatienten in anderen europäischen Ländern.

Diese Position teilt auch der Ärztliche Direktor des Epilepsiezentrums Kork, Bernhard Steinhoff. Aus seiner täglichen Praxis weiß er, dass in den Epilepsiekliniken Patienten mit frustrationsreichen Rückschlägen mit bisherigen Therapien unter Retigabin und Perampanel anfallsfrei geworden sind. "Warum in diesen Fällen laut Gemeinsamem Bundesgesundheitsausschuss (B-GA) kein Zusatznutzen für die Patienten anzunehmen ist, bleibt das Geheimnis der Behörden. Für unsere Patienten ist das zynisch und menschenverachtend." In keinem anderen Land bestehe eine so desolate Situation wie in Deutschland, sagt der Chefarzt der Epilepsieklinik für Erwachsene und weist darauf hin, dass das Medikament in anderen europäischen Ländern zugelassen ist.

Mehrere Patientenvereinigungen und Fachärzte wenden sich bundesweit mit ihrer Petition gegen das Amnog, das Ende April 2015 verabschiedet wurde. Seither sind die beiden wirksamen anfallshemmenden Medikamente zwar von der europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zugelassen. Die Hersteller von Medikamenten müssen jetzt jedoch in einer Überprüfung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss erfolgreich nachweisen, dass ihre Medikamente gegenüber verfügbaren Medikamenten im selben Anwendungsbereich über einen "Zusatznutzen" verfügen. "Im Falle von Epilepsien können wir diese Vorgaben jedoch nicht erfüllen, da Epilepsiepatienten auf Medikamente individuell ansprechen", erklärt Steinhoff. Von den rund 800 000 Menschen mit Epilepsien haben rund 200 000 trotz bester medizinischer Versorgung mit derzeit verfügbaren Arzneimitteln immer noch Anfälle. "Ein direkter Vergleich zwischen Medikamenten zur Bestimmung des Zusatznutzens von Antiepileptika ist methodisch nicht angemessen, weil wir die Erfahrung machen, dass beim einen Patienten ein Medikament wirkt und der andere Patient mit der gleichen Epilepsieform weiterhin Anfälle hat", begründet der Ärztliche Direktor seine Solidarität mit den Patienten. "Wenn wir ganz konservativ davon ausgehen, dass nur fünf Prozent der Patienten mit therapieresistenten Epilepsien durch diese neuen Medikamente anfallsfrei werden, so haben mehr als 10 000 Menschen einen persönlichen Zusatznutzen. Grund genug für den Ärztlichen Direktor des Epilepsiezentrums Kork, zum Unterzeichnen der Petition an den Bundestag aufzurufen.

Eine Beteiligung an der Petition ist online unter https://epetitionen.bundestag.de/ möglich. Über die in das Suchfeld eingetippte Nummer 58646 gelangt man direkt zur Petition. Auch über die Internetseite der Diakonie unter www.diakonie-kork.de kommt man zu der Petition.