Das Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz Kehl/Straßburg hat seinen Jahresbericht 2013 vorgestellt. Foto: Koop Foto: Schwarzwälder-Bote

Kehler Verbraucherschützer ziehen positive Bilanz / Gleiches Niveau in Europa

Kehl/Straßburg (red/kb). Einkaufen, Reisen, Bezahlen, Wohnen oder Arbeiten in einem anderen EU-Mitgliedsstaat – all diese Dinge gehören zwar in Europa mittlerweile zum Alltag der Europäer. Dennoch wirft ein grenzüberschreitender Lebensplan auch viele Fragen, ein Bedürfnis nach präziser Information und manchmal auch Streitfälle auf. In den vergangenen 20 Jahren wurden die Verbraucherrechte dank einer engagierten und konsequenten europäischen Politik in diesem Bereich deutlich gestärkt, da diese Politik sowohl den grenzüberschreitenden Austausch als auch die Mobilität der Europäer fördert.

Zu diesem Ergebnis kommt der Jahresbericht 2013 des Zentrums für Europäischen Verbraucherschutz (ZEV) in Kehl, das seit 20 Jahren den Aufbau und die Entwicklung des Europas der Verbraucher unterstützt und vorantreibt. Der Bereich des Verbraucherschutzes ist ein gutes Beispiel dafür, was Europa konkret seinen Bürgern bringt und ist gleichzeitig ein Thema, das die 500 Millionen europäischer Bürger bewegt, die im Mai zu den Europawahlen aufgerufen sind.

Verbraucher werden besser geschützt

Die europäische Gesetzgebung bietet allen Verbrauchern das gleiche Schutzniveau und die Mehrzahl der Verbraucherrechte werden heute auf europäischer Ebene und nicht mehr national festgelegt. Dank der europäischen Politik sinken jedes Jahr die Preise für Kommunikationen im europäischen Ausland und Verbraucher genießen eine zweijährige Gewährleistung für alle neuen Produkte, die in einem europäischen Land gekauft werden. Für Bestellungen, die im Internet getätigt werden, haben europäische Verbraucher ein Widerrufsrecht von mindestens sieben Werktagen, demnächst 14 Tage nach der Lieferung.

Außerdem steht den Verbrauchern bei der Annullierung eines Flugs oder bei einer heftigen Verspätung des Zugs eine Entschädigung zu – und in vielen anderen Bereichen denkt man gerade über einen besseren Schutz der Verbraucher nach: Datenschutz in Europa, Kostenerstattung bei der grenzüberschreitenden medizinischen Versorgung, außergerichtliche Streitbeilegung, Pauschalreise. Alle Bürger sind auch Verbraucher, weswegen auch alle Bürger am Sonntag, 25. Mai ihr Wahlrecht nutzen sollen, sagen die Kehler Verbraucherschützer.

Drei Viertel der mehr als 10 000 grenzüberschreitenden Beschwerden können außergerichtlich beigelegt werden. Dank dieser europäischen Politik können die Verbraucher bei grenzüberschreitenden Streitigkeiten kostenlose Dienste in Anspruch nehmen: Die Europäischen Verbraucherzentren (EVZen), die es in allen EU-Mitgliedsstaaten gibt, stehen den Verbrauchern zur Verfügung.

Schichtung soll Probleme mildern

Die EVZen Frankreich und Deutschland arbeiten gemeinsam unter dem Dach des ZEV direkt an der Grenze Kehl/Straßburg. Im vergangen Jahr haben sie mehr als 66 000 Anfragen erhalten und mehr als 10 000 grenzüberschreitende Beschwerden aus Europa aufgenommen – von denen 74 Prozent außergerichtlich geregelt werden konnten. Der e-Commerce und der Tourismus sind die Bereiche, in denen es am häufigsten zu Beschwerden kommt.

Damit Probleme in anderen europäischen Ländern schneller gelöst werden können, macht sich das ZEV für die europäische Schlichtung stark, zum Beispiel durch die Entwicklung des Online-Schlichters, der auf den e-Commerce spezialisiert ist. Auch die für die Verbesserung der Verbraucherinformation – etwa durch die Entwicklung einer entsprechenden Smartphone-App, die dieses Jahr in allen offiziellen europäischen Sprachen verfügbar sein wird.