Eine Umweltpädagogin soll zukünftig den Sechstklässlern in Kehl und Straßburg beibringen, was es heißt, sorgsam mit der Natur umzugehen. Foto: Gentsch

Kehl investiert in Umweltschutz. Abwärme des Stahlwerks soll genutzt werden. Kooperation mit Straßburg.

Kehl - Kehl wird grün: Die Zuschüsse für den Klimaschutzmanager sind beantragt und die Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft organisiert Energie-Monitoring-Workshops. Die städtische Wohnbau nimmt an ihren Gebäuden energetische Sanierungen vor und Umweltpädagogin Ursula Pütz macht grenzüberschreitende Umweltbildung mit Sechstklässlern.

Dass das vom Kehler Gemeinderat im November beschlossene Klimaschutzkonzept keineswegs in der Schublade liegt, sondern die Umsetzung bereits begonnen hat, haben Ursula Pütz und der städtische Energie-Manager Franz-Joseph Arnold im Arbeitskreis Energie dargestellt. Klaus Preiser, der zusammen mit Bürgermeister Harald Krapp die Geschäfte der Wärmegesellschaft Kehl führt, präsentierte dem Gremium, dem sowohl Vertreter des Gemeinderats als auch der Bürgerinitiative Umweltschutz angehören, die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zur Nutzung der Abwärme der Badischen Stahlwerke.

Bereits im Januar hat die Stadt den Antrag auf Förderung des Klimaschutzmanagers beim Bund gestellt. Weil der Bundeshaushalt jedoch noch nicht beschlossen ist, sei mit einer Zuschusszusage aus Berlin vor Juli nicht zu rechnen, berichtete Ursula Pütz. Franz-Joseph Arnold leistet derweil Vorarbeit, auf die der Klimaschutzmanager später aufbauen kann: Er erfasst den Wärme- und Energieverbrauch städtischer Gebäude, besichtigt die Liegenschaften, schult Hausmeister und optimiert Heizungskurven (auch zusammen mit der Ortenauer Energieagentur), um Möglichkeiten zur Energieeinsparung zu finden. Außerdem schaut er sich an, wo die Beleuchtung auf LED-Technik umgestellt werden kann. Alle Maßnahmen und ihre Wirkung wird er in einem Energiebericht zusammenfassen.

Auf LED sollen auch die Kehler Straßenlaternen nach und nach umgerüstet werden. Wo neu gebaut wird, wie zum Beispiel an den Ortsdurchfahrten Marlen und Goldscheuer, wird die Straßenbeleuchtung ohnehin auf die stromsparenden Leuchtmittel ausgelegt, wie Baubürgermeister Harald Krapp verdeutlichte.

Die bedeutendsten CO2-Einsparungen ließen sich in Kehl jedoch realisieren, wenn es gelänge, die Abwärme der Badischen Stahlwerke (BSW) zu nutzen. Im vergangenen September hat die Badenova im Auftrag der BSW, der Stadtgemeinschaft Straßburg und der Wärmegesellschaft Kehl mit einer Machbarkeitsstudie begonnen. Deren Ergebnisse stellte Klaus Preiser den Mitgliedern des Energie-Arbeitskreises vor, darunter auch die Stadträte Marina Nohe, Heinz Faulhaber, Richard Schüler und Claus-Dieter Seufert. Danach empfiehlt sich eine Realisierung des Vorhabens in mehreren Phasen: In Phase eins könnten im Kehler Hafen Fernwärmeleitungen verlegt werden – Hauptabnehmer der Wärme wäre zunächst das Naturholzzentrum (EC Bioenergie). Das Unternehmen braucht die Wärme, wie die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung berichtet, bereits Ende 2015, sodass rasch mit dem Bau der Leitungstrasse begonnen werden müsste.

13,5 Millionen Euro würde der Anschluss der Firma EC Bioenergie an die Wärmeleitung von den Stahlwerken kosten – sollte die Stadt keine Zuschüsse vom Land bekommen, müsste sie daran einen Eigenanteil von voraussichtlich 2,16 Millionen Euro tragen. Das Wirtschaftsministerium fördere jedoch Projekte zwischen Kommunen und Unternehmen, die im Rahmen eines Klimaschutzkonzepts umgesetzt würden, berichtete Preiser. "Wir würden da genau reinpassen", ergänzte er mit Blick auf die Förderkriterien. Dies zeige, ergänzte Baubürgermeister Krapp, dass die Entscheidung des Gemeinderats, ein Klimaschutzkonzept aufzustellen, "goldrichtig" gewesen sei.

Nach Abschluss der Phase 1A, also dem Anschluss des Naturholzzentrums, könnten weitere Betriebe des Hafens – wie zum Beispiel Bürstner, die Badischen Drahtwerke, Herrenknecht, das Raiffeisen Kraftfutterwerk – an die Wärmeversorgung angeschlossen werden. In der Phase 1B sei aber auch vorstellbar, die künftigen Wohngebiete Zollhof, Yachthafen und Kaserne mit Abwärme aus dem Stahlwerk zu versorgen.

Der Anschluss der neuen Straßburger Wohngebiete würde nach den Darstellungen von Preiser dann die Phase zwei bilden. Die Querung des Rheins stellt in seinen Augen kein unüberwindbares Hindernis dar.