Benedikt Spether, (von links, Leiter der Jugendakademie), Karl Hansert, Matthias Drescher, Rainer Domfeld (ONB-Vorsitzender) und Silvia Boschert sind stolz auf die Fastnachtskultur und wollen sie jungen Menschen vermitteln. Foto: Breuer Foto: Schwarzwälder-Bote

Ortenauer Narrenbund hat in diesem Jahr viel vor / Jugendliche sollen Fastnachtskultur kennenlernen

Von Christine Breuer

Kehl. Neues von der Fastnachtsfront: Pünktlich zum Saisonstart hat der Ortenauer Narrenbund (ONB) im Narrenpalais in Kehl über aktuelle Projekte und die Arbeit der vor gut einem halben Jahr gegründete Jugendakademie informiert.

Der ONB ist zum einen ein Verband, der rund 60 Narrenzünfte unter seinem Dach vereint. Zum anderen sieht er sich aber auch als Hüter von Brauchtum und Heimatgeschichte. Darin liegt der Wunsch begründet, eine Schulfibel mit Begleitheft für Lehrer herauszugeben, die über die Geschichte und das Brauchtum der Fastnacht informieren soll. Eine nicht ganz unumstrittene Idee, wie Rainer Domfeld, seit elf Jahren Präsident des ONB, zugibt. Doch die Meinungsverschiedenheiten zwischen ONB und dem Verband Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN), seien beigelegt, die Texte des bereits 2013 erstellten Büchleins mittlerweile überarbeitet und mit dem Oberschulamt abgesprochen. Ende dieses Jahres soll es in Druck gehen und 2016 kostenlos an die Mitgliedszünfte ausgegeben werden. Zünfte anderer Verbände werden einen kleinen Obolus dafür zahlen müssen.

Nach einem Jahr soll es eine Evaluation und daraufhin möglicherweise eine erneute Überarbeitung geben. Zur Höhe der Kosten äußerte sich Domfeld noch nicht, wies aber darauf hin, dass es Sponsoren und Zuschüsse gebe. "Wir werden auf jeden Fall einen Finanzierungsplan vorlegen." Außerdem sollen die Zünfte die Schulen in ihren Gemeinden im Häs besuchen und die Schüler über das Brauchtum aufklären. "Das geht bei den Kindern heute verloren", klagte Domfeld.

Zwischen 400 und 500 Medien stehen in der Bibliothek zur Verfügung

Ein weiteres Projekt, das der ONB in Angriff genommen hat, ist die Einrichtung einer öffentlichen Bibliothek die zwischen 400 und 500 Exemplare der Fastnachts- und Heimatliteratur in Buch- und sonstigen Medienformen vorhalten und den gesamten Bereich des deutschen Karnevals sowie der alemannischen und alpenländischen Fastnacht abdecken soll. In diesem Bereich arbeitet der Verband eng mit der Stadt Kehl zusammen, die das Vorhaben laut Domfeld begrüßt. "Wir haben festgestellt, dass es in den Schulen kein Material zu den Themen gibt", bedauerte der Fastnachter. Der Begriff Heimat komme aber wieder verstärkt. Die Fastnacht sei eine Persiflage auf die jeweilige Zeitgeschichte und somit auch für Schulen interessant. In zwei bis drei Jahren soll die Bibliothek in den Räumen im Narrenpalais eingerichtet sein. Auch dafür werde der ONB versuchen, Zuschüsse zu generieren. Die Kosten würden sich im fünfstelligen Bereich bewegen, sagte Domfeld.

Seit gut einem halben Jahr ist die Jugendakademie im ONB ein selbstständiger Verein. Die Ausgliederung habe mit Sponsoren und Zuschüssen zu tun, erklärte Domfeld. Über die Arbeit der Einrichtung berichtete Benedikt Spether. In verschiedenen Workshops und Seminaren aber auch in gemeinsamen Aktionen werden Jugendliche nicht nur mit der Fastnacht vertraut gemacht. Sie können beispielsweise auch die Jugendleiterkarte, die sogenannte Juleica, erwerben.

Die "neue Festkultur" fordert einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol

Im ersten Halbjahr unternahmen die Mitglieder auch eine Bustour durch den Ortenaukreis, bei der sich verschiedene Orte des Brauchtums, wie beispielsweise den Gengenbacher Niggelturm mit Fastnachtsausstellung besuchten. Im Projekt "auf die Bühne, fertig, los" werden Theaterstücke und Tänze eingeübt. Die Jugendakademie ist nicht nur Jugendlichen der Fastnachtszünfte vorbehalten.

Markus Braun vom Offenburger Polizeipräsidium informierte über das Projekt "neue Festkultur", das sich mit dem Thema Alkoholkonsum und Jugendschutz bei Veranstaltungen beschäftigt. Denn: Im Ortenaukreis gibt es ein Forum, dem Vertreter des Landratsamts, der Polizei, des ONB, der Jugendakademie, des Fußballbunds, des Blasmusikverbands, des Weinbauernverbands, des Ortenau-Klinikums, der Leitstelle Ortenau, verschiedenen Professionen, Schulen und Vereinen angehören. "Es geht uns nicht darum, den Genuss von Alkohol zu verbieten", betonte Braun. Vielmehr sei es Ziel, einen verantwortlichen Umgang damit zu vermitteln und Veranstalter zu überzeugen, sich an der neuen Festkultur zu beteiligen. Dazu gehöre beispielsweise, keinen Alkohol an sichtlich angetrunkene Gäste auszugeben und den Jugendschutz verstärkt ins Auge zu nehmen. Dass das Konzept funktioniere, hätten die Fastnachtstage des ONB im vergangenen Jahr in Lahr gezeigt. "Wir hatten keine Zwischenfälle, es verlief alles ruhig", so Domfeld.

Der ONB möchte am 6. Juni eine Ausstellung zum Thema Fastnachtsmasken und Kostüme aller schweizer Kantone eröffnen. Mehr als 200 Exponate hat Sammler Heinz Wissmann zusammengetragen und stellt sie dem ONB als Dauerleihgabe im Narrenpalais zur Verfügung.