Angela Merkel besucht eine Schule in Groß-Gerau. Foto: dpa

Kanzlerin Merkel versprach vor einem Millionenpublikum im Fernsehen, eine Schule im hessischen Groß-Gerau zu besuchen. Nun setzt die Regierungschefin ihre spontane Zusage in die Tat um. Und wird dabei zum begehrten Fotoobjekt.

Kanzlerin Merkel versprach vor einem Millionenpublikum im Fernsehen, eine Schule im hessischen Groß-Gerau zu besuchen. Nun setzt die Regierungschefin ihre spontane Zusage in die Tat um. Und wird dabei zum begehrten Fotoobjekt.

Groß-Gerau - Handys raus, die Bundeskanzlerin kommt. Die Stippvisite von Angela Merkel (CDU) bei einem Gymnasium im hessischen Groß-Gerau beginnt mit einer Art feierlichem Spalier. Auf zwei Seiten postieren sich Schüler an der Prälat-Diehl-Schule am Dienstag hinter einem Absperrband, zücken wie auf Kommando ihre Handys und bitten um Selfies. Die Kanzlerin stoppt ein ums andere Mal, lächelt - und geht zum nächsten Erinnerungsfoto.

Mit ihrem Schulbesuch löst die Regierungschefin nach einem Jahr ein Versprechen aus dem damaligen Bundestagswahlkampf ein. In der ARD-Sendung „Wahlarena“ hatte sie am 9. September 2013 - knapp zwei Wochen vor der Wahl - dem Fragesteller Christian Reinbold von der Prälat-Diehl-Schule auf dessen Einladung hin versprochen, das Gymnasium zu besuchen. Merkel sagte prompt „Ja“, nickte und schob noch lächelnd ein „Okay“ nach - „potzblitz“, wie Reinbold sich heute erinnert. Der 27-Jährige ist inzwischen Referendar, unterrichtet Biologie und Englisch.

Bei ihrem Besuch in Groß-Gerau ist Merkel überrascht, dass die Prälat-Diehl-Schule abgekürzt PDS heißt. „PDS?“, fragt die Kanzlerin und fügt dann trocken hinzu. „Ich kenne „PDS“ nur als Vorläufername der Linken.“ Mit ihrem Spruch nähert sich Merkel schon dem nächsten Thema.

„25 Jahre Mauerfall und Deutsche Einheit“ lautet der Titel einer Podiumsdiskussion, zu der etwa 400 der insgesamt 1350 Schüler der Prälat-Diehl-Schule kommen - alle aus der Oberstufe. Merkel sitzt in einer Runde von Schülern auf dem Podium und beantwortet unter anderem die Frage, wie sie den Mauerfall am 9. November 1989 erlebt hat und was sie daraus lernt. Die Einheit habe gezeigt, dass sich manches Ziel nicht gleich verwirklichen lasse, sagt sie. „Bei manchen Dingen braucht man einen langen Atem.“

Sie erzählt bereitwillig, will aber auch bald wissen, ob Schüler die neuen Bundesländer bei einem Besuch schon mal kennengelernt haben. Dass fast alle bereits in Berlin waren, aber wenige in den Flächenländern, nimmt Merkel gelassen: „Ihr seid ja noch jung.“

Für Schulleiter Michael Montag ist der Besuch und die Diskussion „eine Veranstaltung für Schüler, bei denen das Thema ins Fach passt. Nichts für die Galerie.“ Die Prälat-Diehl-Schule lade immer mal wieder Zeitzeugen ein. SPD-Chef Sigmar Gabriel sei auch schon dagewesen.

Obwohl Merkel des öfteren Applaus bekommt - nicht alle Schüler sind uneingeschränkt von ihr angetan. Der Besuch habe ein bisschen an eine PR-Aktion erinnert, stimmt Florian Herfurth (17) dem gleichaltrigen Luis Danilo Müller zu. Die Kanzlerin habe aber „offener als im Fernsehen“ gewirkt. „Es war keine komplett verschwendete Zeit.“