Die Feuerwehr setzt jetzt verstärkt auf ältere Mitglieder. Foto: dpa

Ministerium und Verband starten neue Imagekampagne und setzen auf Einsatzkräfte über 65 Jahre.

Stuttgart - Mehr Senioren für die Feuerwehr, heißt das Motto. Innenministerium und Landesfeuerwehrverband werben mit der Kampagne "Feuerwehr 65 plus" um ältere Mitglieder. Sie sollen den jüngeren den Rücken freihalten.

Beim Landesfeuerwehrtag vom 22. bis 30. Juni in Stuttgart wollen die Verantwortlichen die neue Imagekampagne in den Blickpunkt rücken. Sie halten das für einen guten Zeitpunkt: Der Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg feiert in diesem Jahr seinen 150. Geburstag. Ein passender Zeitpunkt, um sich fit zu machen für die demografischen Herausforderungen.

Die Lebenserwartung in Deutschland steigt. Die Fitness der älteren Generation ebenso. Das Renteneintrittsalter ist geklettert. Was die Zukunft der Feuerwehren betrifft, rechnet der baden-württembergische Feuerwehrpräsident Frank Knödler sorgenvoll vor: "Die demografische Entwicklung von Deutschland stellt auch die Feuerwehren vor große Herausforderungen. Die Altersgruppe der 15- bis 40-Jährigen, also die Gruppe, aus der sich die Feuerwehren im Wesentlichen rekrutieren, wird von 34 Millionen im Jahr 1990 über heutige 30 Millionen auf 26 Millionen im Jahr 2030 sinken."

Knödler will daher die Jugendarbeit stärken, fordert die Feuerwehren und Kommunen dazu auf, verstärkt auch auf sogenannte Kinderfeuerwehren zu setzen. Und vor allem schwört er nun auch auf die neue Kampagne "65 plus – Senioren aktiv in unseren Feuerwehren".

Für Innenminister Reinhold Gall (SPD) ist die Feuerwehr schon jetzt ein erfolgreiches Generationenprojekt. Im Kreise der Feuerwehr, so der Minister, finde jeder Mensch, egal welchen Alters "ein soziales Umfeld, das von gelebter Kameradschaft und Achtung geprägt ist". Dazu komme, dass die Feuerwehr verstärkt zu einem kommunalen Dienstleister geworden sei, der in der Gemeinde oder in der Stadt eine Fülle von Aufgaben wahrnehme.

"Win-win-Situation" für alle Generationen?

Aus gutem Grund habe der Gesetzgeber bislang für die Einsatzabteilungen in Baden-Württemberg die Altersgrenzen zwischen 17 und 65 festgesetzt. Vorgeschaltet sei die Jugendfeuerwehr, anschließend folge der Übertritt in die Altersabteilungen. In denen ging es bisher eher geruhsam zu. Das soll zwar so bleiben, doch Wissen und Können sollen dort nicht länger brachliegen.

Gall hat zusammen mit den Verbandsvertretern erkannt, dass die demografische Entwicklung im manchmal so beschaulichen Feuerwehrleben alles aus den Fugen geraten lässt. Im Innenministerium will man zwar nicht am Feuerwehrgesetz rütteln, das ein Ende des aktiven Feuerwehrdienstes mit dem 65. Lebensjahr vorsieht. Doch der 65. Geburtstag eines Feuerwehrangehörigen müsse nicht eine Vollbremsung dessen ehrenamtliches Engagements von "hundert auf null" bedeuten, heißt es. Ministerium und Verband sehen da bislang ein "verschenktes Potenzial" und prophezeien mit ihrer Kampagne eine "Win-win-Situation" für alle Generationen.

Die erhofften Folgen: Die Aktiven können sich auf ihre eigentliche Arbeit besser konzentrieren, während die Senioren in den Feuerwehren sinnvoll eingebunden bleiben. Auch ein erhoffter Effekt: die Lücke derjenigen Feuerwehrleute aufzufüllen, die abspringen. Vor allem im Alter zwischen 50 und 65 verabschieden sich viele erfahrene Feuerwehrleute aus dem Dienst.

Die über 65-jährigen Kameraden sollen in Zukunft dann immer mehr Aufgaben übernehmen. Wie genau das funktionieren soll, ist in einer Handreichung des Innenministeriums beschrieben. Die über 65-jährigen Feuerwehrleute sollen unter anderem Verantwortung in der Öffentlichkeitsarbeit übernehmen, in der Verwaltung oder auch bei Wartungs- und Pflegearbeiten.

Die wichtigste Frage lautet: Dürfen über 65-jährige Feuerwehrangehörige auch an Einsätzen teilnehmen? Vom Innenministerium kommt dazu ein eingeschränktes Ja. Grenzen würde es zum Beispiel geben, wenn Feuerwehrleute per Piepser zum Einsatzort gerufen würden, wenn eine sofortige Präsenz im Feuerwehrhaus nötig sei oder wenn die Feuerwehrleute mit Blaulicht zum Einsatzort eilen müssten. Keine Bedenken gibt es gegen Tätigkeiten wie das Bedienen von Pumpen, bei längeren Einsätzen, Lotsenfunktion, Transportfahrten, Logistik- und Versorgungsaufgaben.