Joachim Weber (links), Technischer Leiter bei Ridi, hat die Junginger Wehr bei der 24-Stunden-Übung auf Herz und Nieren getestet. Jetzt ist er zufrieden, die neue Brandmeldeanlage der Firma und die Floriansjünger sind nach der Übung aufeinander abgestimmt. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Warum die Junginger Einsatzkräfte jedes Jahr eine 24-Stunden-Übung auf dem Plan haben / Theorie und Praxis intensiv

Von Erika Rapthel-Kieser

Jungingen. "Des hascht kenne." Verstaubt, verschwitzt aber schmunzelnd zieht ein Aktiver der Freiwilligen Feuerwehr Jungingen seine schwere Atemschutz-Ausrüstung aus und zwinkert Joachim Weber, bei Ridi-Leuchten für die Haustechnik zuständig, zu. Weber hat sich Einiges einfallen lassen, um es den Wehrleuten bei ihrer 24-Stunden-Übung am Wochenende nicht zu einfach zu machen.

Die Firma Ridi hat eine neue Brandmeldeanlage, die alte wurde ausgemustert, zu viele Fehlalarme. Jetzt gilt es, Wehr und Anlage aufeinander abzustimmen, deswegen findet der erste Einsatz der 24-Stunden-Übung am Freitagabend auf dem Junginger Firmengelände statt. Angenommen wurde ein Brand in einem rund 70 Zentimeter hohen Kabelschacht, der unterirdisch die beiden größten Gebäudeteile der Firma verbindet. "Bei so was hätten wir vermutlich auch Stromausfall, also hab ich den abgestellt", kommentiert Weber. Für die Feuerwehrleute sind das erschwerte Bedingungen. Am Haupttor geht es schon los. Die Einsatzkräfte müssen wissen, wie man ohne Strom das eigentlich elektrische Schiebetor aufbekommt, mit den richtigen, jetzt neuen Laufkarten rausfinden, welcher der vielen Brandmelder im Gebäude angeschlagen hat, sich später im Dunkeln zu Recht finden und sich zudem mit den Hechinger Kollegen abstimmen.

Wenn es bei Ridi brennt, so erzählt der Junginger Kommandant Frank Speidel später, ist auch die Hechinger Wehr automatisch im Alarmplan drin und rückt mit ihrer Drehleiter an. Während der Übung heißt es für Speidel und Maik Bulach, dem Chef der Hechinger Wehr, sekundenschnell die richtigen Entscheidungen zu fällen. "Die Zusammenarbeit hat dann auch wirklich gut geklappt", freut sich Speidel später im Rückblick. Und die Schwierigkeiten, die es anfangs am Tor und mit den Laufkarten gab: "Das passiert im Ernstfall jetzt nicht mehr, dazu übt man ja." Da der Schacht, den Weber zuvor mit einem Ventilator künstlich "vollgeraucht" hat, nicht mannshoch ist, heißt es für den Trupp, mit schwerem Atemschutzgerät bei Hitze, viel Rauch und schlechter Sicht hindurchzukriechen. "Das lernen sie in der Ausbildung, da keine Panik zu kriegen", kommentiert einer der Wehrleute am Ende der Übung und klopft seiner weiblichen Kollegin, die gerade die Atemschutzmaske herunter zieht und das Gebäude verlässt, anerkennend auf die Schulter. Die Frisur ist im Eimer, aber sie strahlt. Der Respekt ihrer männlichen Kollegen ist ihr sicher.

Drei Frauen in Wehr

Von den 28 Aktiven in der Junginger Wehr sind drei Frauen. Eine von ihnen, die 24 Jahre alte Kathrin Nerz, ist Jugendwartin. Sechs Jugendliche sind es, die sie betreut und die, so schätzt Kommandant Frank Speidel, man voraussichtlich im nächsten Jahr in die Reihen der Aktiven aufnehmen kann. Und dann gibt es ja noch die zehn "Löschzwerge". Um den Nachwuchs muss der Wehr also nicht bange sein. Um den Ausbildungsstand wohl auch nicht.

Als Speidel vor drei Jahren das Kommando der Junginger Wehr übernahm, hat er zusammen mit seinen Kameraden die 24-Stunden-Übung beschlossen. Theorie und Praxis in jedem Jahr an einem Tag ganz intensiv. Zwei Einsätze, theoretischer Unterricht im Feuerwehrhaus und möglichst realistische Übungen an verschiedenen Objekten in der Gemeinde. "Da fahren wir vielleicht nachmittags Junginger Häuser an und gehen die Probleme durch, die sich stellen könnten, oder wir manövrieren zwei Autos zusammen und üben das Bergen von Menschen nach einem Unfall", berichtet der 45-Jährige Feuerwehrchef. Aber er räumt auch ein: in Jungingen, da muss es nicht brennen, damit die Florianjünger ins Schwitzen kommen. "Wenn, wie in den letzten Tagen, starke, plötzliche Gewitter angesagt sind, da haben wir unsere Starzel und die Häuser am Flusslauf ganz besonders im Kopf", verrät der Kommandant mit einem Blick zum Himmel.